Die Sextherapie: Roman (German Edition)
Reihe, der junge Asiat, der rechts von Cian und links von Verity saß. Er stellte sich als Larry Bala vor. »Ich bin ein Sexsüchtiger aus Singapur«, verkündete er mit einem schüchternen Grinsen. Er hatte wunderschönes pechschwarzes Haar und eine makellose Haut. »Oder besser gesagt wichssüchtig. Ich kann einfach nicht aufhören, mir einen runterzuholen. Zwölf Stunden am Tag verbringe ich im Internet und schaue mir Pornos an, und offen gestanden, meine Damen und Herren, wird das Zeug, das ich mir ansehe, immer schräger. Außerdem hat es einige... äh... Zwischenfälle in der Öffentlichkeit gegeben. Mein Vater sagt, ich sollte meine Hände zu etwas anderem benutzen, und deshalb bin ich hier.«
Inzwischen war Shelley klar, warum ihre Geschichte so großes Interesse geweckt hatte. Offenbar war für jeden etwas dabei gewesen. Nun, das war nicht zu verachten, denn sie konnte es zu ihrem Vorteil nutzen, um zu erreichen, dass die anderen außerhalb der Sitzungen offener mit ihr redeten.
»Vielen Dank Ihnen allen«, sagte Verity und sammelte ihre Papiere ein. »Sie haben jetzt Gelegenheit, eine Tasse Kaffee oder Tee zu trinken und auszutreten. Anschließend geht es mit den ausführlichen Beichten weiter. Shelley hat bereits geäußert, dass sie gern als Letzte an der Reihe wäre. Gibt es Freiwillige?«
»Ja«, antwortete Rose, ohne zu zögern. Shelley drehte sich zu ihr um. »Ich überlege schon seit einer Ewigkeit, wie ich die Geschichte erzählen soll, und wenn ich sie nicht bald loswerde, platzt mir noch der Schädel.«
»Gut, dann treffen wir uns in einer Viertelstunde wieder und hören uns an, was Rose uns zu berichten hat. Ich weiß, dass Sie alle über das Kursprogramm informiert wurden, trotzdem möchte ich noch einmal wiederholen, dass wir von Ihnen haarkleine Schilderungen, die so genannte Beichte, der Ereignisse erwarten, die Sie hierhergeführt haben. Wenn Sie sich uns nicht öffnen und die Wahrheit sagen können, werden Sie auch nicht in der Lage sein, sich ihr zu stellen.«
Der schauderhafte Satzbau ließ Shelley zusammenzucken. Außerdem klang es in ihren Ohren verdächtig nach Stammtischpsychologie. Doch sie nickte wie die anderen. In Gedanken war sie bei dem BlackBerry in ihrer Jacke. Am liebsten hätte sie es in ihrer Tasche gelassen, befürchtete aber, dass Sandra diese auf Pornografie oder Sexspielzeuge durchsuchen würde. Immerhin waren Aufnahmegeräte jeder Art und Kontakte zur Außenwelt streng verboten.
Die Geschichte später in das winzige Tastenfeld des BlackBerry einzutippen, würde eine mühselige Angelegenheit werden. Doch falls sich Rose nicht als die Catherine Cookson der Pornoindustrie entpuppte, würde Shelley den Bericht ohnehin ein wenig aufpeppen müssen. Aidan hatte Shelley gebeten, die Beichte im Stil und in der Ausdrucksweise der betreffenden Person wiederzugeben. In der guten alten Zeit hatten die Reporter ihre Artikel schließlich auch häufig am Telefon einem Redaktionsassistenten diktiert.
Eigentlich war Shelley froh, dass sie ihr Mobiltelefon nicht dabeihatte, und zwar nicht nur, weil sie so von weiteren schwachsinnigen Kurznachrichten von Gavin verschont blieb. Briony hatte nämlich die Angewohnheit, ausgesprochen nervtötende Klingeltöne herunterzuladen, sie in höchster Lautstärke auf Shelleys Telefon zu installieren und das Gerät dann auf dem Grund ihrer Handtasche zu verstecken. Erst vor einer Woche hatte Shelley peinliche fünfundvierzig Minuten in der U-Bahn erdulden müssen, in ihrer Tasche gewühlt, dass die Tampons in alle Richtungen flogen, und das verdammte Telefon gesucht, das »Too Drunk to Fuck« von den Dead Kennedys dudelte.
»Also, Rose, wir wollen alles hören«, wandte sich Verity an die kurvenreiche Blondine.
»Keine Sorge«, entgegnete Rose lächelnd. »Das werden Sie.«
5
»Mein Gott, ich liebe Hobnob-Kekse«, meinte Cian. »Hey, Verity, dürfen wir es eigentlich mit Keksen treiben?«
Sie starrte ihn entgeistert an. »Was?«, fragte sie.
»Nun, ich weiß, dass wir nicht miteinander vögeln können«, sagte er mit einer Geste in Richtung Cheryl, die zu kichern anfing. »Deshalb wäre es doch eine Lösung, unsere Leidenschaft auf nicht bedrohliche unbelebte Gegenstände wie Kekse zu übertragen. Ich hätte große Lust, mich durch eine Packung Jaffa Cakes zu bumsen.«
Will schüttelte mit einem verächtlichen Schnauben den Kopf. Abigail wurde ein wenig grün im Gesicht und legte ihren Keks zurück auf den Teller. Larry schnappte ihn
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