Die Sextherapie: Roman (German Edition)
wenig übertrieben haben.
Jenes Jahr verschwimmt ein bisschen im Nebel. Wahrscheinlich habe ich mit über hundert Mädchen geschlafen. Vielleicht sogar mit zweihundert. Durchschnittlich zwei Auftritte pro Woche und anschließend fast immer ein oder zwei Mädchen. Ich landete nur dann keinen Aufriss, wenn ich einfach zu erschöpft war. Außerdem gab es eine Pause von zwei Monaten, weil ich mir einen leichten Tripper eingefangen hatte. Ja, manchmal war ich so weggetreten, dass ich keinen Gummi benutzte. Allerdings reichte ein Termin mit einer Krankenschwester in einem kalten Behandlungszimmer, um mich zu bekehren. Seither nehme ich immer ein Kondom. Wenn ich mit einer wilden Nacht rechne, habe ich hin und wieder sogar eines in der Unterhose.
Ich interessierte mich nur noch für Koks, Musik und Sex, wobei die Musik eindeutig an dritter Stelle kam. Wer mein letztes Album gehört hat, wird mir vermutlich zustimmen. Irgendwann landete ich in der Entzugsklinik. Danach war ich zwar meine Drogensucht los, nicht aber meine Lust auf Sex.
In der dritten oder vierten Nacht in der Klinik − ich war gerade ins Bett gegangen − öffnete sich die Tür, und eine Krankenschwester kam herein. Da es meine vierte Nacht auf kaltem Entzug war, dachte ich weniger an Sex als an Stoff und bemerkte im ersten Moment gar nicht, wie scharf sie war. Erst als sie die Bluse ihrer Tracht öffnete und mir zwei traumhafte Titten zeigte, hatte ich nicht mehr das Bedürfnis, mir Koks in die Nase zu schieben. Die Aussicht, etwas anderswo hineinzustecken, war viel verlockender.
»Ich bin hier, um dich von deinen Problemen abzulenken«, flüsterte sie, zog ihre Tracht aus und stieg aufs Bett. Der Drogenentzug stellt seltsame Dinge mit dem Körper an, und ich hatte schon seit Tagen keinen Ständer mehr gehabt. Darum dauerte es eine Weile, bis ich steif wurde, aber sie schaffte es. Damals, bevor es Viagra gab, beschäftigte die Pornoindustrie Mädchen, die die Aufgabe hatten, den männlichen Darstellern vor ihrem Auftritt zu einer Erektion zu verhelfen. Man nannte sie »Fluffer«, und sie kannten sämtliche Tricks. Also, dieses Mädchen musste einmal als »Fluffer« gearbeitet haben. Ich wünschte, ich könnte mich noch an alles erinnern, was sie mit mir gemacht hat, damit ich es den anderen Mädchen beibringen kann. Das Einzige, was ich noch weiß, ist, dass sie einmal mein ganzes Ding im Mund hatte. Ich war ernsthaft besorgt, ich könnte es nicht wieder rauskriegen.
Jedenfalls hatte sie Erfolg und setzte sich rückwärts auf mich. Viele Mädchen mögen es so, weil der Typ dann um sie herumgreifen und ihre Klitoris berühren kann, während sie das Tempo bestimmen. Normalerweise dauert es auf diese Weise länger, bis der Typ kommt. Wahrscheinlich wusste sie das, denn wir vögelten eine Ewigkeit, und sie erreichte zweimal den Höhepunkt. Als ich fast so weit war, sprang sie vom Bett und fing an, sich anzuziehen.
»Wa... was...?«, stammelte ich.
»Gehört alles zur Behandlung, Mr. O’Connor«, entgegnete sie keck und marschierte hinaus.
Tja, in gewisser Hinsicht wirkte es, denn ich hörte auf, an Drogen zu denken, und hatte nur noch Sex im Kopf. Allerdings wusste sie nichts von meiner Sexsucht. Zumindest nehme ich das an.
Wie ich herausfand, hieß sie Gloria. In den folgenden Wochen setzte die scharfe Braut die »Behandlung« fort. Manchmal erschien sie, wenn ich schon schlief, und weckte mich, indem sie mir einen runterholte. Wenn sie Tagschicht hatte, lauerte sie mir auf dem Flur auf, zog mich in eine Besenkammer und beugte sich über einen Stuhl. Manchmal ließ sie mich kommen, aber sie sorgte immer dafür, dass ich mehr wollte. Sie war seit Lena die erste Frau, mit der ich öfter als einmal schlief. Und nach einer Weile gewann ich den Eindruck, dass sie ernsthaft an mir interessiert war. Anfangs hatte ich sie für eine dieser Schlampen gehalten, die es sich besorgen lassen und dann vor ihren Freundinnen damit prahlen, sie hätten es mit einem Rockstar getrieben. Doch sie war nicht so. Erstens wusste sie kaum, wer ich war, denn sie hatte einen schauderhaften Musikgeschmack, Kram aus den Achtzigern wie Madonna und George Michael. Wir unternahmen Spaziergänge im Krankenhauspark und lernten einander zwischen kurzen Ficks im Gebüsch besser kennen.
Sie erklärte mir – oder vielleicht erinnerte sie mich daran −, dass zwei Menschen in einer Beziehung, so ungewöhnlich sie auch sein mag, sich erforschen, voneinander lernen und zusammen daran
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