Die Sextherapie: Roman (German Edition)
gab keine Veränderungen, keine langen Urlaube und keine Freunde außerhalb der Swingerszene, von Kindern ganz zu schweigen. Der Sex fraß unser Privatleben völlig auf.
Cheryl: Ich möchte hinzufügen, dass wir zu diesem Zeitpunkt schon lange nicht mehr nur zu zweit miteinander geschlafen hatten. Einmal versuchten wir es und sahen uns dabei einen Pornofilm an, aber es war so unwirklich. Wir waren süchtig nach der echten Erfahrung. Ein anderes Mal wollten wir es ohne Unterstützung machen, und... tja...
Cliff: Los, du kannst es ruhig aussprechen.
Cheryl: Cliff hat keinen hochgekriegt. Zum ersten Mal im Leben hatte er keine Erektion. Für mich war das gar nicht schön, obwohl ich Verständnis dafür hatte. Also machten wir mit den Partys weiter. Was blieb uns anderes übrig? Wir hatten Spaß, und bald waren wir eine richtige kleine Clique. Wir fanden sogar ein paar wirkliche Freunde, und eine Weile schien alles in Ordnung zu sein. Manchmal wurden wir von neuen Paaren angesprochen, die wir vorsichtig in die Szene einführten, so wie Jenny und Mark es bei uns getan hatten. Aber meistens trafen wir uns mit erfahrenen Paaren, die auf härtere Sachen standen.
Cliff: Für jede Party dachten wir uns neue Spiele und Szenarien aus, damit die Leute taten, was wir wollten. Einigen gefiel das gar nicht. Einmal kam Fi vorbei, die gerade in der Stadt war. Aber sie ging, als Cheryl eine Vergewaltigungsszene spielen wollte.
Cheryl: Irgendwann platzte dann die Bombe. Wir hatten wieder eine Party, diesmal waren vier andere Paare dabei. Wir spielten noch einmal das Spiel mit den Zetteln, nur dass wir diesmal aufs Ganze gingen. Ich ließ Cliff Klammern an den Brustwarzen eines armen Mädchens anbringen. Sie machte zwar mit, wirkte jedoch ziemlich unglücklich. Ihr Mann war auch nicht einverstanden, und die beiden verabschiedeten sich bald. »Hier lassen wir uns nie wieder blicken«, hörte ich ihn auf dem Weg zum Auto noch sagen.
Cliff: Aber ich hatte noch etwas viel Schlimmeres aufgeschrieben. Auf einem blauen Zettel hatte ich einen Mann aufgefordert, meine Frau in den Hintern zu ficken.
Cheryl: Ich hatte dir schon so oft gesagt, dass ich Analverkehr nicht mag, weil es wehtut. Zum richtigen Zeitpunkt, mit Gleitmittel, und wenn ich Lust dazu habe, ist es in Ordnung. Einmal bin ich sogar gekommen...
Cliff: Deshalb dachte ich ja, es sei okay. Ich hatte dieses Bild vor Augen, wie meine Frau bäuchlings auf einem Sitzsack liegt und ein riesiger Kerl sie von hinten in den Hintern fickt. Dass sie sich in dieser Sache unsicher war, machte es für mich noch reizvoller.
Cheryl: Ich fand es schrecklich. Ich wusste, dass Cliff es sehen wollte, doch es war einfach scheußlich, und ich brach in Tränen aus. Der arme Mann entschuldigte sich, und wir beendeten die Party.
Cliff: In diesem Moment wurde mir klar, dass ich zu weit gegangen war und dass ich immer weiter gehen würde. Ganz gleich, wie gut der Sex auch war, ich war unersättlich geworden. Inzwischen war ich sogar bereit, meine eigene Frau misshandeln zu lassen, um meine Gelüste zu befriedigen.
Cheryl: Es lag nicht nur an dir, Cliff, das weißt du genau. Wir haben es beide übertrieben. Ich war die ganze Zeit über mit dabei.
Cliff: Und da ging uns auf, dass wir Hilfe brauchen. Wir informierten uns im Internet über Sexsucht und fanden diese Klinik.
Cliff und Cheryl: Und deshalb sind wir hier.
20
»Danke, Cliff, danke, Cheryl«, sagte Verity nickend und lächelte den beiden aufmunternd zu. Wie es inzwischen Sitte geworden war, scharten sich die anderen um das Paar, klopften ihm nacheinander auf die Schulter und sprachen ein paar verständnisvolle Worte.
Shelley hatte noch nie eine so enge Beziehung geführt wie Cliff und Cheryl. Doch sie hatte auch einige Romanzen hinter sich, und sie hatte oft genug miterleben müssen, wie ein Mann, der ihr gefiel, sich einer anderen Frau zuwandte. Deshalb konnte sie nur schwer nachvollziehen, wie zwei Menschen, die einander so sehr liebten, den Anblick ertrugen, wie ihre Partner mit wildfremden Leuten schliefen. Eigentlich hatte sie im Laufe der gemeinsamen Beichte auch mit kurzen Ausbrüchen von Bedauern oder Eifersucht gerechnet.
Das ist ein Thema für Freya und ihre Kolumne »Die Psychologie der Sexualität«, dachte Shelley. Vielleicht sollte ich es ihr vorschlagen, wenn ich wieder zurück bin.
Cian schüttelte Cliff die Hand und bückte sich dann, um Cheryl auf die Wange zu
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