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Die Shakespeare-Morde

Die Shakespeare-Morde

Titel: Die Shakespeare-Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Lee Carrell
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mehr um Häuser als um Bücher. Aber es gibt
     mindestens eine gute Kopie.«
    »Wo?«
    »In New Place - dem
     Haus, das Shakespeare gekauft hat, als er berühmt wurde.
     Beziehungsweise in Nash’s House nebenan. New Place war das
     zweitbeste Haus am Platz, als Shakespeare es kaufte, aber es wurde vor
     langer Zeit abgerissen. Jetzt ist dort ein Park. In Nash’s House,
     dem Nachbarhaus, wohnte seine Enkelin. Dort gibt es eine ganze Ausstellung
     über Shakespeares gedruckte Werke, mit einer großen Abteilung
     über die First Folio Edition.«
    Ben fluchte. »Dann wird
     Nash’s House sicher streng bewacht. Und sein Geburtshaus
     wahrscheinlich auch. Sinclair wird kein Risiko eingehen.«
    »Wir müssen nur in
     die Kirche«, sagte Sir Henry. »Westminster Abbey wurde auch
     nicht bewacht.«
    »Nach dem, was in
     Wilton House passiert ist«, warf Ben ein, »wäre ich mir
     in Stratford nicht sicher.«
    Ich will den verfluchten
     Mistkerl drankriegen, der es wagt, unter meiner Nase ein nationales
     Denkmal niederzubrennen, hatte Sinclair gesagt. Ich will den Kerl haben.
     Wie ich Sinclair einschätzte, würde er nicht ruhen, bis er sein
     Ziel erreicht hatte - was in Ordnung war, solange er mich nicht mit dem Mörder
     verwechselte.
    Nicht, dass er damit so
     falsch lag, dachte ich und erinnerte mich schweren Herzens daran, wie Ben
     die tote Mrs Quigley in Armen hielt. Hätte der Mörder sie auch
     getötet - und Maxine und Dr. Sanderson wenn ich ihn nicht zu ihnen
     geführt hätte? Es ist nicht deine Schuld, hatte Ben gesagt. Als
     ich den Schatten des Flugzeugs beobachtete, der unter uns über die
     braune Erde glitt, fiel es mir schwer, ihm zu glauben.
    Nördlich der Pyrenäen
     ballten sich die Wolken wie Watte, die im Wind wogte. Über dem Kanal
     zogen sie sich zu einer dicken grauen Decke zusammen. Wir tauchten im
     Sinkflug hinein, und dünne Regenfäden begannen gegen die Fenster
     zu peitschen. Als wir in London landeten, goss es in Strömen. Barnes
     erwartete uns am Ausgang, und kurze Zeit später fuhren wir durch den
     Regen nach Westen, in Richtung Stratford.
    Ich war lange nicht mehr dort
     gewesen. Ich dachte an die kleinen Fachwerkhäuser mit den spitzen
     Giebeln, die sich dicht aneinandergedrängt in die überfüllten
     Gassen neigten. Und ich dachte an Ros’ Stimme.
    Das Städtchen Stratford
     hatte seine Blütezeit im Mittelalter und in der Renaissance erlebt,
     später war es zu einem armen, verschlafenen Dorf geschrumpft. Erst
     als im 19. Jahrhundert der wortgewaltige Zirkusdirektor und »König
     des Humbugs« P. T. Barnum Interesse äußerte, Shakespeares
     Geburtsort aufzukaufen und nach New York zu verschiffen, hatten es die
     Engländer mit der Angst bekommen, und sie begannen, ihr Erbe zu schützen.
     Was P. T. Barnum hoch anzurechnen war, wie ich fand.
    Ros war anderer Meinung. Sie
     hasste den Ort noch mehr, als sie das Globe Theatre hasste. Wenigstens
     wagte im Globe keiner zu behaupten, Shakespeare wäre tatsächlich
     hier gewesen, sagte sie finster. Seine »Geburtsstätte«
     sei genauso eine Attrappe, ein Betrug wie Barnums Flohzirkus oder die
     mumifizierte Meerjungfrau, nur dass man in Stratford viel scheinheiliger
     war. Es gab keinen stichhaltigen Beweis dafür, dass der Barde je
     einen Fuß in das Haus gesetzt hatte, das von Millionen als
     Shakespeares Geburtshaus verehrt wurde - ein Gebäude, das obendrein
     im 19. Jahrhundert völlig umgebaut worden war. Und doch zeigten die
     Fremdenführer den Touristen unbekümmert das Bett, in dem Shakespeare
     angeblich das Licht der Welt erblickt hatte. Von dem Haus, in dem er
     wirklich gelebt hatte - New Place -, war nichts übrig als ein Loch im
     Boden.
    »Ein Park«, hatte
     ich protestiert, »kein Loch im Boden.«
    »Ein Park in Kellerhöhe«,
     hatte Ros entgegnet. »Glyzinien, die aus seiner Sickergrube
     klettern. Rosen, die in den Resten seiner Scheiße wurzeln.«
    Er war irgendwo in Stratford
     geboren, argumentierte ich, wahrscheinlich auf der Henley Street, wo sein
     Vater laut Kataster Häuser besaß, auch wenn ich zugeben musste,
     dass niemand genau wusste, welche. Jedenfalls war es einfacher, ein
     bestimmtes Haus zu verehren, als in einer Straße zu stehen und die
     Verehrung auf ein Undefiniertes Stück Raum zu verteilen.
    »Religion«, sagte
     Ros verächtlich. »Opium des Volkes.«
    »Opium, das dir deinen
     Lebensunterhalt beschert«, gab ich zurück.
    »Wenn du etwas anbeten
     musst«, sagte sie, »bete

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