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Die Shakespeare-Morde

Die Shakespeare-Morde

Titel: Die Shakespeare-Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Lee Carrell
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Übersetzers von
     ›Don Quixotes falls nicht er selbst der Übersetzer ist -eine
     schöne Ausgabe von Shakespeares First Folio Edition mit seinem
     Wappen.
    Pater Shelton lässt das
     Buch in der Bibliothek des Kollegs zurück und geht nach Neuspanien,
     wo er unter den Indianern stirbt, irgendwo im Südwesten von Santa Fe,
     wo genau, weiß keiner.
    Es sei denn, Jem Granville
     hatte ihn gefunden.
    Woher hatte Jem gewusst, wo
     er suchen musste?
    Er stand in Verbindung mit
     Ophelia Fayrer, die wiederum mit Delia Bacon in Verbindung stand, die
     glaubte, dass in Shakespeares Grab geheime Informationen über den
     Dichter versteckt seien.
    Was Menschen Übles tun,
     das überlebt sie, das Gute wird mit ihnen oft begraben.
    Ophelia glaubte, sie und Jem
     hätten gegen Gott und die Menschen gesündigt; sie tat ihr
     Bestes, um die Sache wiedergutzumachen, indem sie Dinge zurückgab.
    Sei mit dem Leib mein Name
     eingesargt, hatte Derby geschrieben.
    Genau das, glaubte Delia
     Bacon, war in Shakespeares Grab in der Kirche von Stratford verborgen: die
     wahre Identität des Genies, das sie wie wahnsinnig verehrte.
    War es verrückt, den
     Spuren einer Verrückten zu folgen?

 
    37
    Die Nacht kam mit unerträglicher
     Langsamkeit. Der Regen ließ nach, und es nieselte nur noch. Gegen
     zehn hatte sich der steingraue Himmel endlich zu einem verwaschenen
     Tintenschwarz verdunkelt. Um halb elf ließ ich mich überreden,
     mein Faksimile der First Folio Edition und Chambers’ ›Elisabethanische
     Bühne‹ mit den Briefen Barnes zu übergeben. Dann brachen
     Ben, Sir Henry und ich zu Fuß auf. Wir teilten uns auf: Sir Henry
     ging seiner eigenen Wege, und Ben folgte mir im Abstand von ein paar
     Metern mit der Sporttasche.
    Scheinwerfer glänzten im
     Nieselregen. Leute rannten von Türen zu wartenden Autos. Zwei Häuser
     weiter - an der Stelle, wo einst New Place gestanden hatte - war die Luft
     vom nächtlichen Duft der Glyzinien erfüllt. Falls die
     bewaffneten Gärtner noch da waren, sah ich sie nicht, und sie
     schienen von einem einsamen dunkelhaarigen jungen Mann keine Notiz zu
     nehmen. Mit eingezogenen Schultern bog ich links ab und schlenderte die
     Chapel Lane hinunter, die zu dieser Stunde menschenleer war.
    Am Ende der Gasse befand sich
     das Swan Theatre - im viktorianischen Flügel des Royal Shakespeare
     Theatre untergebracht -, und ein paar Theaterbesucher lungerten nach der
     Aufführung vor der Tür herum, in der Hoffnung, einen der
     Schauspieler zu Gesicht zu bekommen. Ich bog nach rechts ab, dann holte
     Ben auf, und wir gingen gemeinsam die Straße hinunter, die den trägen
     Windungen des Flusses folgte. Unsere Schritte hallten laut in der leeren
     Nacht. Vorbei am Dirty Duck, dessen
     Biergarten wegen des Regens verlassen war; die Stammkunden drängten
     sich im kleinen Schankraum zusammen. Vorbei an der Seilfähre und dem
     Bootsverleih, vorbei an dem Park, der zwischen Straße und Ufer
     breiter wurde.
    Über uns hatten die
     Wolken den Mond verschluckt. Wir folgten der nächsten Biegung, und
     dann lag der Kirchhof vor uns. Ben blieb stehen. Links tauchte Sir Henry
     aus dem Park auf. Ben gab uns ein Zeichen zu warten, dann lief er voraus
     und blieb an der Tafel vor der Kirche stehen. Er tat, als würde er
     sich den Gottesdienstplan durchlesen. Einen Moment später winkte er
     uns herbei.
    Hinter dem Tor führte
     eine kleine gepflasterte Allee, die von martialisch beschnittenen Linden
     gesäumt wurde, zur Dreifaltigkeitskirche hinauf, die dunkel im
     Hintergrund thronte. Die Laternen schienen im Nebel zu schweben und
     tauchten das Pflaster in gespenstisches Licht. Zu beiden Seiten breitete
     sich dichte, samtige Dunkelheit aus. Nur schemenhaft konnte ich die
     Grabsteine ausmachen, die kreuz und quer im hohen Gras standen.
    Wir glitten ins Dunkel und
     versteckten uns hinter zwei hohen Grabsteinen. Kurze Zeit später hörte
     ich Schritte auf dem Pflaster. Jemand pfiff ein Liedchen. Aus der anderen
     Richtung kamen leisere Schritte durchs Gras.
    »’n Abend, George«,
     sagte eine Männerstimme.
    »Hat gegossen wie aus Kübeln
     heute, was?«, antwortete George leutselig, der über die
     gepflasterte Allee auf die Kirche zuging. Der Küster, wie es schien.
    Zwischen den Grabsteinen
     schlenderte ein Polizist direkt auf uns zu. Sein bleiches Gesicht hüpfte
     wie ein Irrlicht in der Dunkelheit auf und ab. In dem Augenblick, als er
     uns passierte, schlich sich Ben lautlos von hinten

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