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Die Shakespeare-Morde

Die Shakespeare-Morde

Titel: Die Shakespeare-Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Lee Carrell
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ich.
    »Es ist noch da«,
     sagte Athenaide mit leuchtenden Augen.
    »Sie haben es gesehen?«
    Matthew nickte. »Die
     Kinder konnten es nicht entziffern«, fuhr er fort. »Jems
     Lehrer erkannte zwar, dass es sich um eine Schimäre handelte, doch in
     dieser Zusammensetzung hatte er noch nie eine gesehen. Als die beiden ihm
     verrieten, dass sie das Bild in einer Kirche gefunden hatten, mutmaßte
     er, dass es sich um ein Zeichen Satans handeln könnte.«
    Einen Monat später, als
     Delia in die Anstalt von Henley eingeliefert wird, zeigt Ophelia ihr die
     Zeichnung. Der Anblick wühlt Delia auf, und sie beginnt sich in ihrem
     Sessel hin- und herzuwiegen. »Jener sei verflucht, der rührt an
     mein Gebeine«, murmelt sie wieder und wieder. »Jener sei
     verflucht…« Ein paar Wochen später kommt ihr Neffe und
     bringt sie nach Amerika zurück.
    Bei ihrem nächsten
     Besuch in Stratford sagt Ophelia zu Jem, dass sie sich vor dem Fluch fürchte
     und die Zeichnung zurücklegen wolle. Doch Jem weigert sich, ihr dabei
     zu helfen. »Du bist genauso verrückt wie Miss Bacon«,
     weist er sie ab.
    »Der kleine Feigling«,
     sagte Athenaide verächtlich. »Wahrscheinlich hatte er mehr
     Angst als sie.«
    Ophelia soll Jem erst zehn
     Jahre später Wiedersehen. Jem war nach Oxford gegangen und hatte dann
     über Beziehungen eine Stelle als Tutor des jungen Grafen von Pembroke
     bekommen.
    »Wilton House«,
     sagte ich.
    Der junge Graf, fuhr Matthew
     fort, hatte den Titel und das Schloss erst kürzlich von einem Onkel
     geerbt, der im Ausland lebte -und starb, bevor er das Familienwissen
     weitergeben konnte. Es gab Gerüchte um Shakespeares Spuren im Haus,
     doch das war alles.
    »Hat Jem die Briefe
     gefunden?«, fragte ich, und meine Hände schlossen sich fester
     um das Tagebuch.
    Matthew lächelte.
     »Das schimärische Tier trieb ihn in Ophelias Arme zurück.«
    Gemeinsam rekonstruieren
     Ophelia und Jem die Verbindung zwischen dem süßen Schwan aus
     dem Brief und dem Umriss der Schimäre. Jem weiß, welche
     Personen passen: Es sind Lady Pembrokes Schwan, Bacons Eber, Shakespeares
     Falke und Speer und der Adler und das Kind des Grafen von Derby. Der
     Einzige, den sie übersehen, ist Oxford, der zweite Eber oder Keiler.
    Miss Bacon habe geglaubt,
     dass Shakespeare eine Verschwörung gewesen sei, erklärt Jem
     Ophelia, und er glaube inzwischen, dass sie recht hatte. Doch er geht noch
     weiter: »Seien mit den Leibern die Namen eingesargt.« Die
     Beweise, versucht er Ophelia zu überreden, müssen in den Gräbern
     aller Beteiligten liegen. Shakespeares Grab trägt das Zeichen der
     Schimäre; und er ist überzeugt, dass die anderen Gräber das
     gleiche Zeichen tragen.
    Allerdings ist Lady Pembrokes
     Grab seit langer Zeit unter irgendwelchen Stufen in der Kathedrale von
     Salisbury versiegelt. Was Bacon angeht, so hatte man zwar seinen
     Gedenkstein in der Kirche von St. Albans gefunden, doch sein Grab ist
     verschwunden. Und selbst wenn Jem von Oxford gewusst hätte, dachte
     ich, hätte ihm das nicht viel geholfen. Die Kirche, in der Oxfords
     Gebeine lagen, war im 18. Jahrhundert geplündert worden, die letzte
     Ruhestatt des Grafen war unbekannt.   
    Somit blieb nur Derbys Grab
     in Lancashire.
    Eine Wochen später
     brennen Ophelia und Jem durch.
    Die alte Krypta der Grafen
     von Derby liegt in Ormskirk, einem Marktflecken auf einer Tiefebene, die
     von einer Hügelkette im Osten und im Westen vom Meer begrenzt wird.
     »Ormskirk heißt so viel wie die ›Kirche des Wurms‹«,
     erklärt Jem Ophelia. »Oder Kirche des Drachen, in der
     Wikingersprache.« In der alten Gemeindekirche Saint Peter and Saint
     Paul führt er Ophelia in eine Seitenkapelle, die bis auf zwei
     ramponierte Marmorstatuen leer ist - einen Ritter und seine Dame. In der
     Mitte befindet sich eine Falltür, unter der eine steile Treppe nach
     unten führt.       
    Ich bat Matthew, mich
     weiterlesen zu lassen:
     
    … schlug uns der
     Geruch von Knochen und Staub entgegen, von kaltem Stein und der Bitterkeit
     der neidischen, modernden Toten. Etwa dreißig Särge stapelten
     sich in Nischen an den Wänden. In der Mitte der Krypta war ein bunter
     Haufen von Sockeln mit steinernen Abbildern. Einige zeigten Damen in
     langen Gewändern, doch die meisten waren Männer, manche mit Perücke,
     andere in Rüstung, und drei in Wämsern und Strumpfhosen. Einer
     davon hielt eine steinerne Truhe.
    In den Deckel war die
     Schimäre

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