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Die Shakespeare-Morde

Die Shakespeare-Morde

Titel: Die Shakespeare-Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Lee Carrell
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Preston umgebracht haben. Alles wegen eines
     Buchs.« Er schüttelte den Kopf. »Aber es ist deine
     Familie. Es ist deine Bibel.«
    Mrs Jiménez drehte
     sich um und ging hinein. Schweiß lief mir über den Rücken.
     Überließ sie uns der Gnade ihres Mannes? Doch einen Moment später
     war sie zurück. »Ich glaube nicht, dass Sie eine Mörderin
     sind«, sagte sie. »Und mit einer Million Dollar könnten
     wir eine Menge anfangen. Eine Ranch betreiben, wie es sich gehört,
     zum Beispiel.« Sie legte mir eine Bibel in die Hände. Der
     Einband war rissig und verblichen.
    Ich holte tief Luft und
     schlug sie auf.
    Am Anfang schuf Gott Himmel
     und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der
     Tiefe.
    Matthew streckte die Hand aus
     und blätterte zur Innenseite des Einbands zurück.
    Oben links hatte jemand
     ordentlich einen Namen geschrieben: Jeremy Arthur Granville . Weiter unten stand in ungeübten
     großen Buchstaben ein weiterer Name: Marie Dumont Espinosa .
    Darunter waren in
     verschiedenen Tinten und verschiedenen Schriften Geburten, Hochzeiten und
     Todestage verzeichnet, über ein ganzes Jahrhundert.
    Matthew runzelte die Stirn.
     »Wenn hier eine unsichtbare Chiffre gewesen wäre, finden wir
     sie jetzt bestimmt nicht mehr.«
    Ich schüttelte den Kopf
     und blätterte weiter.
    »Ophelia sprach von der
     Seite mit der Signatur«, protestierte Matthew.
    »Sie hat Granville
     zitiert. ›Ps. … in meinem jakobäischen Magnum opus habe
     ich die Stelle chiffriert -1623, die Seite mit der Signatare Wir haben
     ›Ps.‹ immer als ›Postskriptum‹ gelesen. Aber
     das wäre ja ›PS‹ - in Großbuchstaben - gewesen.
     ›Ps.‹ ist die gängige Abkürzung für Psalter.«
     In der Mitte der Bibel fand ich die Psalmen und hielt inne.
    »Du meinst, er hat
     seine Signatur mitten ins Buch gesetzt?«
    »Nicht Granville.«
     Ich blätterte ein paar Seiten weiter und schlug das Buch auf.
    »Da ist überhaupt
     keine Signatur«, sagte Matthew. Mr und Mrs Jiménez beugten
     sich über das Buch.
    Ich zeigte auf den Psalm am
     unteren Rand der linken Seite. »Lies.«
    Widerwillig sah Matthew in
     die Bibel. »Psalm 46«, begann er. »God is our refuge and
     strength, a very present help in trouble. Therefore will not we fear,
     though the earth be removed, and though the mountains be carried into the
     midst of the sea; Though the waters thereof roar and be troubled, though
     the mountains shake with the swelling thereof… Ich begreife es
     nicht.«
    Hinter ihm färbte sich
     der Himmel purpur, rosa und gold. »Psalm 46«, wiederholte ich.
     »Zähle 46 Worte von oben.«
    Er runzelte die Stirn.
    »Tu es einfach.«
    Beim Zählen ließ
     er den Finger über die Seite gleiten. »Eins, God. Zwei, is.
     Drei, our …« Seine Stimme verlor sich, und er zählte
     leise weiter. »44, the. 45, mountains. 46, shake.«
    Er sah auf.
    »Und jetzt zähl 46
     Worte von unten.«
    »Das meinst du nicht
     ernst.«
    »Zähl.«
    »Eins, Sela.«
    »Nicht das. ›Sela‹
     ist eine Art Zäsur im Hebräischen, jedenfalls gehört es
     nicht zum eigentlichen Psalm. Es zählt nicht mit.«
    »Na schön.«
     Er fing noch einmal an.»… 44, sunder. 45, in. 46, spear.«
     Er sah auf. »Shakespeare«, flüsterte er. »Die Seite
     mit der Signatur.«
    »Sie meinen,
     Shakespeare hat die Bibel geschrieben?«, fragte Mrs Jiménez
     entsetzt, und ihre Stimme überschlug sich beinahe.
    »Nein«, sagte
     Matthew und sah mich an. »Sie meint, Shakespeare hat die Bibel
     übersetzt. Oder zumindest dabei geholfen.«
    Ich hielt seinem Blick stand.
     »So sieht es aus, oder? Die King-James-Bibel soll 1610 fertig
     geworden sein, ein Jahr bevor sie gedruckt wurde. Shakespeare wurde 1564
     geboren. Womit er zum fraglichen Zeitpunkt 46 gewesen wäre.«
    »Also Psalm 46«,
     sagte Matthew. »Aber woher wusstest du das? Ach ja … All die
     Recherche zum okkulten Shakespeare.«
    Ich lächelte grimmig.
     »All die Recherche, die Ros für so überflüssig hielt.«
    Er wollte protestieren, doch
     Mrs Jiménez unterbrach uns. »Sie sehen, dass jemand in den
     Psalm hineingekritzelt hat?«
    Tatsächlich, jemand
     hatte einzelne Buchstaben mit schwarzer Tinte übermalt. Es sah aus
     wie die Kritzeleien eines geistesabwesenden Lesers. Doch Jem Granville
     malte nicht in seinen Büchern herum, das wussten wir.
    »Das ist kein Gekritzel«,
     sagte ich, »es ist die Chiffre. Mrs Jiménez, haben Sie einen
     Internetzugang, den wir benutzen

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