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Die Shakespeare-Morde

Die Shakespeare-Morde

Titel: Die Shakespeare-Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Lee Carrell
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entdecken.
    »Hast du die Polizei
     gerufen?«, fragte Matthew.
    »Du hattest das
     Telefon.«
    Er runzelte die Stirn.
     »Vielleicht Graciela, bevor sie …«
    Ein paar Minuten später
     kam ein Notarztwagen vorbei, gefolgt von der Polizei und dem Sheriff.
     Keiner hielt an.
    Ich wartete drei Minuten.
     Dann fuhr ich, ohne die Scheinwerfer anzuschalten, auf die Straße
     zurück. Fünf Minuten später waren wir auf dem Highway, in
     Richtung Arizona.

 
    41
    Wohin fahren wir?«,
     fragte Matthew.
    »Zu den Jiménez’.«
    »Wissen wir, wo sie
     wohnen?«
    »Wir haben Athenaides
     Handy.«
    Er fand die Wiederwahltaste,
     und ich sprach mit Mrs Jiménez. Ich erklärte ihr, dass
     Athenaide verhindert sei, dass wir aber trotzdem zu ihr kämen
     … Es war nicht ganz gelogen, aber es war auch nicht die Wahrheit.
    Mrs Jiménez schien es
     zu genügen. Sie erklärte uns den Weg.
    »Willst du darüber
     reden?«, fragte Matthew, nachdem ich aufgelegt hatte.
    »Ich weiß erst
     mehr, wenn ich die Bibel sehe.«
    »Ich meine über
     Sir Henry.«
    Meine Hände waren
     feucht, und ich spürte meinen Puls in den Schläfen, doch ich schüttelte
     den Kopf. Ich hatte einen Menschen umgebracht. Ich hatte Sir Henry
     umgebracht… Er oder Ben - oder beide - hatten Athenaide vergiftet
     und Graciela die Kehle durchgeschnitten, und Sir Henry hatte versucht,
     mich umzubringen. Wir hatten das jakobäische Magnum opus gefunden -
     zumindest so gut wie.
    Ich hatte Sir Henry
     umgebracht.
    Ich starrte auf die Straße,
     die unter uns vorbeiflog. Im südlichen Teil von Arizona und New
     Mexico liefen kleine Hügelketten im Zickzack durch das Land und
     schlossen weite Täler ein, wo vor langer Zeit flache Meere oder
     riesige Seen gewesen waren. Wir fuhren um das nördliche Ende der Chiricahuas
     und von dort aus weiter an der Nordflanke der Dos Cabezas entlang. Nach
     den letzten Ausläufern der Dos Cabezas machte der Highway eine
     Biegung nach Süden. Im Osten strahlte ein silberner Streifen über
     dem Kamm der Dragoons. Darüber verfärbte sich die Nacht allmählich
     violett. Als sich der Highway nach Tucson verzweigte, blieben wir auf der
     I-80 und fuhren nach Süden. Im flachen Farmland bei St. David überholten
     wir einen Traktor und rasten weiter. 
    Als wir uns Tombstone näherten,
     wurde das Land wieder hügeliger. Kurz vor der Stadt fuhren wir vom
     Highway ab und über eine Schotterpiste in nordöstlicher Richtung
     auf den Südrand der Dragoons zu. Der Himmel im Osten hatte sich
     inzwischen blutrot gefärbt. Die Berge darunter waren schwärzer
     als schwarz. Sie wirkten massig und schwer, wie düstere Überbleibsel
     einer anderen Welt.
    Wir rumpelten über ein
     Viehgatter und fuhren über eine holprige Piste, die für Geländewagen
     gemacht war. Irgendwann kamen wir an einer dunklen Scheune vorbei, an
     Gattern aus geflochtenen Mesquite-Zweigen, verrosteten Teilen von
     Farmmaschinen, alten Pritschenwagen und Reitgerät. Unter einer Gruppe
     von Pappeln stand ein langes rosa Adobe-Haus mit spitzem Blechdach. Die
     weiß getünchte Veranda, die etwas plump an der Fassade klebte -
     anscheinend nachträglich angebaut -, erinnerte eher an Iowa als an
     den Wilden Westen. Hunde kläfften und bellten und jagten den Reifen
     des Wagens hinterher, und Hühner gackerten aufgeregt, als wir
     vorfuhren. Auf der Veranda erschien eine dickliche dunkelhaarige Frau mit
     weicher brauner Haut und wischte sich die von der Arbeit gegerbten Hände
     an einem Küchenhandtuch ab. Ihr folgte ein schlaksiger, o-beiniger
     Mann mit Cowboyhut und Jeans, der seinen dampfenden Kaffeebecher mit auf
     die Veranda brachte. An der Hüfte trug er einen alten
     Sechser-Revolver. Er nahm den Hut ab, schlug damit nach den Hunden und
     befahl ihnen, still zu sein. Dann stellte er sich und seine Frau als Memo
     und Ñola Jiménez vor.
    Mrs Jiménez sah uns
     wachsam an. »Die Bibel ist nicht zu verkaufen«, sagte sie mit
     der weichen Aussprache von jemandem, der mehr Spanisch als Englisch
     sprach.
    Mr Jiménez nickte.
     »Sie hat Nolas Urgroßmutter gehört.«
    Ich beugte mich vor. »Ich
     will sie mir nur ansehen.«
    Der Rancher betrachtete
     nachdenklich die dunklen Berge. Sein graues Haar war an den Seiten platt
     gedrückt, wo er die meiste Zeit seines Lebens einen Hut getragen
     hatte. »Seit hundert Jahren interessiert sich keiner für Jeremy
     Granville. Jetzt waren in zwei Wochen drei von euch da. Scheint mir
     angebracht, zu fragen, was

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