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Die Shakespeare-Morde

Die Shakespeare-Morde

Titel: Die Shakespeare-Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Lee Carrell
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Stand der
     Dinge.«
    Ich nickte. »In
     Ordnung.«
    »Also gut.« Er
     zeigte auf eine Reihe von Telefonzellen an der Wand. »Wenn Sie jetzt
     Ihre Mailbox abhören wollen, ist das ein guter Zeitpunkt.«
    »Wo ist mein Handy?«
    »Zurzeit außer
     Betrieb.«
    »Im Taxi ging es noch.«
    »Jetzt geht es nicht
     mehr.«
    »Was haben Sie damit
     gemacht?«
    »Ich habe es von seinem
     Leiden erlöst. Tut mir leid, Kate. Aber jede Minute, die es an ist,
     kann man Ihren Aufenthaltsort bis auf den Bereich eines Fußballfelds
     bestimmen, auf dem ganzen Planeten.«
    Schweigend drückte ich
     ihm meine Tasche in die Hand und stöckelte auf die Telefone zu. Dann
     warf ich zwei Münzen ein und wählte die Nummer meiner Mailbox.
     Ich hatte drei neue Nachrichten. Zwei waren von Sir Henry. »Wo bist
     du?«, fragte er. Die nächste war eine Bitte: »Komm nach
     Hause.« Mit schlechtem Gewissen löschte ich sie.
    Die dritte Nachricht war von
     Matthew. »Tut mir leid, Kate«, sagte er mit hörbarer
     Sorge. »Was immer du vorhattest, wahrscheinlich habe ich es gerade
     vermasselt. Als ich in die Houghton-Bibliothek ging, dachte ich, sie würden
     mich über die Folio ausfragen, aber stattdessen löcherte mich
     irgendein britischer Cop wegen Francis Child. Und dann waren Childs
     Papiere nicht im Archiv, weil jemand sie bereits bestellt hatte. Aber das
     weißt du wahrscheinlich, weil du dieser Jemand warst.
    Als der Cop das hörte,
     dachte ich einen Moment, er würde in die Luft gehen, aber stattdessen
     wurde er still und eiskalt, was irgendwie noch schlimmer war. Er glaubt,
     dass du in Gefahr bist, Kate. In ernster Gefahr. Und da habe ich ihm
     gesagt, wo du wohnst … Ich hoffe, ich habe das Richtige getan.
    Er hat jedes Wort, das Child
     je geschrieben hat, konfisziert, bis zur allerletzten Kiste.
    Keine Ahnung, worauf du dich
     da eingelassen hast, aber wenn du Hilfe brauchst, ruf mich an. Wenn nicht,
     ruf mich trotzdem an. Ich würde zu gern wissen, was in den Kisten
     ist. Und noch lieber, dass es dir gut geht.«
    Dann war die Nachricht zu
     Ende.
    Ich drückte auf
     Wiederholen und reichte Ben den Hörer. »Hören Sie sich das
     an.«
    Ohne die Miene zu verziehen,
     hielt er sich das Telefon ans Ohr.
    »Er weiß von
     Child«, sagte ich mit einem Anflug von Panik. »Sinclair weiß
     von Child.« In meiner schwarz-weißen Plastiktüte aus der
     Buchhandlung steckte neben den Büchern mein Block mit Granvilles
     Brief - dem Brief, der der Houghton Library gehörte. Ich hatte das
     Gefühl, dass er mit radioaktiver Helligkeit strahlte.
    Ben legte auf. »Das heißt
     nicht, dass er weiß, wonach er sucht. Und selbst wenn, er würde
     es nicht finden.« Bei all seiner Coolness hörte ich ihm an,
     dass die Sache ihm Spaß zu machen begann. »Nicht, wenn wir
     zuerst da sind.«
    »Flug fünf-zwei-acht
     nach Las Vegas ist jetzt bereit zum Boarding«, sagte eine
     schnarrende Stimme aus dem Lautsprecher. »Das Boarding erfolgt nach
     Sitzreihen. Erste-Klasse-Passagiere sind jederzeit willkommen an Bord zu
     gehen.«
    Wir gingen zum Gate. Als der
     Flughafenbeamte unsere Tickets scannte, hörte ich das schwere
     Trampeln von Füßen hinter uns. Die Leute am Gate drehten sich
     um und begannen sich die Hälse zu verrenken. Eine Einheit von
     Polizisten marschierte im Gänsemarsch an uns vorbei, ohne unsere
     Schlange eines Blickes zu würdigen. Ich drückte meine Tüte
     so fest an mich, dass der Schnitt in meiner Hand zu pochen begann.
    Ben nahm sie mir ab. »Wie
     ich heute Morgen schon sagte«, flüsterte er mir ins Ohr,
     »die Sache ist heiß und wird immer heißer.«
    Drei Gates weiter umstellten
     die Polizisten die Tür zur Gangway. Doch sie war abgeschlossen und
     das Gate bereits leer. Die Dame am Schalter schüttelte sichtlich bestürzt
     den Kopf. »Zu schade«, sagte Ben. »Das Flugzeug nach L.
     A. ist schon in der Luft.«
    An der Glastür nahm der
     Beamte mein Ticket. Dann zog ich meinen Rollkoffer auf die Gangway und kam
     mir in meinen Stilettos ziemlich lächerlich vor.

 
    17
    Wir saßen in der
     Businessclass, aber das Flugzeug war zu voll für offene Gespräche.
     Nicht dass Ben etwas in der Art vorgehabt hätte, denn kaum hatten wir
     unsere Plätze eingenommen, gähnte er und sagte: »Wenn es
     Ihnen nichts ausmacht, schlafe ich ein bisschen.« Höflich, aber
     bestimmt. Nach zwei Minuten war er weg.
    Schlafen. Wohl wahr, er hatte
     in der letzten Nacht kein Auge zugemacht, und vielleicht auch nicht

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