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Die Shakespeare-Morde

Die Shakespeare-Morde

Titel: Die Shakespeare-Morde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Lee Carrell
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Lippenstift, ein Kaugummi, und die Verwandlung war perfekt.
     Ich griff nach dem Rollkoffer und verließ den Waschraum.
    Ben wartete bereits auf mich.
     Er hatte sein Haar zurückgegelt, wodurch es dunkler wirkte, und trug
     ein grell gemustertes Hemd, das weit aufgeknöpft war und eine dicke
     Goldkette zur Schau stellte. Er roch nach teurem Aftershave, und seine lässige
     Haltung schien zu verraten, dass er lieber Clubs als Restaurants besuchte.
     Er grinste mich zweideutig, fast anzüglich an. »Puppe, du
     siehst spitze aus«, sagte er mit einem breiten Dialekt, als wäre
     er eben in Mississippi aus dem Sumpf gekrochen.
    »Wenn man auf
     bauchfreie Albino-Frettchen steht«, gab ich zurück. »Sie
     sehen aus wie Elvis auf Eurotrash.« Als ich mich zum Gate des Flugs
     nach Los Angeles wandte, hielt er meinen Arm fest.
    »Hier lang«, erklärte
     er und zeigte in die andere Richtung. »Wir fliegen nach Vegas, Baby.«
    »Für Sie immer
     noch Professor Baby«, zischte ich. »Und als ich das letzte Mal
     nachgesehen habe, hatten wir Los Angeles gebucht.«
    Er schüttelte den Kopf.
     »Katharine Stanley fliegt nach L. A. Wahrscheinlich ist sie schon an
     Bord. Krystal Shelby will nach Vegas.«
    Es stimmte, auf dem Ticket in
     meiner Hand stand ›Krystal Shelby‹. »Und Sie glauben,
     das funktioniert?«
    »Wir haben nicht vor,
     die russische Mafia reinzulegen. Wir wollen nur einen Augenblick ablenken.«
    Im Kopf ging ich die
     Inszenierung unseres kleinen Theaters durch. Ziemlich professionell, für
     einen Augenblick. Die Perücke. Die Klamotten … Alles in meiner
     Größe, ordentlich in meinem Koffer verstaut. Er hatte unser Gepäck
     direkt vom Hotel zum Flughafen kommen lassen, und er hatte die Tickets
     gebucht.
    »Wie lange planen Sie
     das schon?«
    Diesmal kam die Antwort von
     Ben, nicht von Elvis. »Der ganze Zweck meines Aufenthalts in Boston
     war, Sie da rauszubekommen. Wenn nötig, inkognito. Ich gebe zu, ich
     dachte, wir würden nach London zurückfliegen. Aber Utah ist nur
     eine kleine Abweichung vom Plan.«
    Ich blieb mitten im Gang
     stehen und stemmte die Hände in die Hüften. »Dazu gehört
     mehr als ein Plan, Mr Pearl. Geld, zum Beispiel. Und Komplizen. Mehrzahl.«
    Er zuckte die Achseln.
     »Elvis hat seine Groupies.«
    Ich rührte mich nicht.
    »Sie wollen eine ernste
     Antwort?«
    Ich nickte.
    Ben nahm mich beim Ellbogen
     und zog mich in eine ruhige Ecke vor einem leeren Gate. »Ich habe es
     Ihnen gestern Abend schon erklärt. Ich habe meine eigene
     Sicherheitsfirma. Das heißt, ich habe Angestellte, Kate. Und ich
     habe Kontakte, an mehr Orten, als Sie sich vorstellen können.«
    »Und warum sind Sie
     dann hier? Warum Sie persönlich?«
    Er sprach leise und schnell.
     »Ros wollte es so. Meine Tante hat mich angeheuert - mich persönlich
     - zu Ihrem Schutz, solange Sie der Spur folgen, auf die Ros Sie angesetzt
     hat. Deswegen bin ich hier. Nennen Sie mich altmodisch, aber ich bilde mir
     ein, dass mein Wort etwas gilt. Obwohl es sehr
     viel einfacher wäre, wenn Sie kooperieren würden. Also, hören
     Sie gut zu. Leute zu beschützen ist mein täglich Brot. Außerdem
     bin ich ziemlich gut darin, zu verschwinden und Fährten zu verfolgen.
     Zwei Fähigkeiten, die Sie gut gebrauchen können, falls es Ihnen
     noch nicht aufgefallen ist. Ich kann aber keine Wunder vollbringen. Je
     mehr Zeit ich zur Verfügung habe, um Eskapaden wie diese zu
     organisieren, desto besser. Und möglichst wenige Eskapaden sind noch
     besser. Was das Geld angeht, mein Polster ist dick, aber nicht unendlich.
     Je länger es dauert, je intensiver die Polizei nach Ihnen sucht,
     desto schwieriger wird es - und desto teurer -, Ihre Schatzsuche zu
     decken. Und je schneller Sie arbeiten, desto größer die Chance
     auf Erfolg.« Herausfordernd verschränkte er die Arme über
     der Brust. »Aber Sie können auch jederzeit aufhören und
     die Suche den Cops überlassen.«
    »Nein.«
    Er lächelte. »Nicht
     die klügste Antwort, auch wenn ich zugeben muss, dass ich beeindruckt
     bin. Aber ich habe Grenzen, selbst wenn Sie keine haben. Irgendwo da draußen
     ist eine Linie, die ich weder für Sie noch für Ros überschreiten
     werde.«
    »Wo?«
    Er schüttelte den Kopf.
     »Das sage ich Ihnen, wenn wir da sind. In der Zwischenzeit bitte ich
     Sie, in Sicherheitsfragen meinen Anweisungen zu folgen. Ansonsten
     betrachte ich unseren Vertrag als nichtig und gehe.«
    »Ist das eine Drohung?«
    »Das ist der

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