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Die Sherbrooke Braut

Titel: Die Sherbrooke Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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schmeckte sehr süß.
    Dreißig Minuten später kam Douglas an einem Eibenbaum vorbei, an dem sein Hemd gleich einer weißen Friedensfahne flatterte. Der Teufel sollte sie holen! Ihm war heiß, er schwitzte, und er wünschte sich, er könnte ihren Hals zwischen die Finger bekommen, nur einen Augenblick lang, nur lang genug, um zuzudrücken, bis sie blau anlief.
    Dumme Gans. Nichts als Begierde, reine, brennende Begierde verband sie. Aber wie alle weiblichen Wesen auf dieser Welt mußte sie etwas Großartigeres daraus machen, etwas Höheres. Ermunterte er sie dazu, würde sie zweifellos sehr wortgewandt über eine geistige Vereinigung, ja, über die Paarung zweier Seelen daherplappern. Es war nicht auszuhalten.
    Das Hemd klebte an seinem schweißnassen Rücken. Die Nachmittagssonne war heiß und drückend. Nach einer weiteren Viertelstunde entdeckte er seinen Rock an einem niedrig-hängenden Ahornzweig baumeln.
    Als er schließlich die breiten Eingangstreppen von Northcliffe Hall hochstampfte, war er bereit, einen Mord zu begehen.
    Hollis begrüßte ihn mit einer Unschuldsmiene, die durchsichtig und klar wie Rinderbrühe war. »Ah, Eure Lordschaft sind von Ihrem Spaziergang durch die Natur zurückgekehrt. Ihre Ladyschaft haben uns berichtet, wie sehr Sie den Tulpenbaum gepriesen haben, der anmutig über dem Fluß ragt; sie sagte, Sie hätten sich fast ein Rückenleiden zugezogen, um die Baumkrone der Pappeln an beiden Seiten der Ufer zu erspähen. Sie erzählte, Sie hätten gemeinsam mit den Drosseln tiriliert und am Flieder geschnuppert. Sie wollten in der Gesellschaft der Fische sein, sagte sie noch, also sind Sie in den Fluß gesprungen. Und sie erwähnte, wie überaus gütig Sie waren, sie vorausfahren zu lassen, da heftiges Kopfweh sie plagte. Sie sehen etwas erhitzt aus, Mylord. Wünschen Sie vielleicht eine Limonade zu sich zu nehmen?«
    Douglas wußte, daß Hollis log, und er wußte, daß Hollis es wußte. Warum bestand jedermann darauf, sie in Schutz zu nehmen? Was war mit ihm? Er war derjenige gewesen, der in den Fluß springen mußte, um Hose und Stiefel aus dem Schlamm zu holen. Er war es gewesen, der fünf Kilometer mühsam zu Fuß zurück nach Northcliffe Hall marschiert war. Limonade?
    »Wo befindet sich Ihre Ladyschaft?«
    »Nun, sie hält Zwiesprache mit der Natur hier auf Northcliffe, Mylord. Sie promeniert in den Gärten.«
    »Ich dachte, sie hätte so schlimmes Kopfweh.«
    »Ich nehme an, sie hat es auskuriert.«
    »In der Tat«, erwiderte Douglas. Der Gedanke, sie kühl und trocken bequem ruhend auf der Chaiselongue vorzufinden, hätte ihn noch mehr in Rage gebracht. Douglas riß sich zusammen. Er schüttelte über sich selbst den Kopf. Das alles war lächerlich.
    Vor einem Monat war er noch ein freier Mann gewesen.
    Vor zwei Wochen wähnte er sich mit der schönsten Frau Englands verheiratet.
    Und nun war er an ein dummes Mädchen gefesselt, die er nie zuvor gesehen hatte und die ihn quälte. Außerdem machte sie einen Barbaren aus ihm. Und sie quälte ihn sehr gekonnt.
    Im Ost-Garten lehnte Tony lässig am schlanken Stamm eines Lärchenbaums, die Augen auf seine Schwägerin gerichtet. Sie war verschmutzt, Schweiß stand ihr auf der Stirn und ihre Hände waren schwarz vor Erde. Eben machte sie einem dich-ten Unkraut resolut den Garaus, mit ruckartigen Bewegungen und vor sich hin murmelnd.
    »Ich finde, es läuft alles ausgezeichnet«, sagte er.
    Alexandra hielt inne und blickte zu Tony auf. »Nichts läuft ausgezeichnet. Er mag mich nicht, wirklich nicht.«
    »Hierin irrst du, meine Liebe. Er hat dich als seine Frau akzeptiert. Außerdem habe ich ihn beobachtet, wie er dich ansieht. Ich habe ihn rasend vor Begierde und Lust gesehen.«
    »Das gerade haßt er. Bis heute schiebt er mir die Schuld in die Schuhe, daß er, jedes Mal, wenn er mich berührt, die Beherrschung verliert. Vor eben zwei Stunden hat er das Schlafzimmer und das breite Bett dafür verantwortlich gemacht. Er hatte vor, über Philosophie oder über den Krieg oder sonstwas zu diskutieren, während er mich liebte.« Sie seufzte. »Wenn das fehlgehen sollte, würde er... na ja, nun ist er gewiß darauf erpicht, mich zu finden, um mir den Hals umzudrehen.«
    »Was du mit ihm gemacht hast, war großartig, Alex. Er hat es verdient. Ich wünschte mir, ich hätte ihn sehen können, wie er nackt in den Fluß hinter seinen Hosen und Stiefeln hergehechtet ist. Wenn ich mich recht erinnere, liegen einige Felsen am Grund, an denen man sich

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