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Die Sherbrooke Braut

Titel: Die Sherbrooke Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Wunder, daß er noch taumelte.
    »Ich kann nicht zurück nach London. Ich würde sie sehen, und meine innere Verfassung ist nicht sehr stabil, glaub mir, Douglas. Ich muß auf dem Lande leben, bis ich mein Gleichgewicht wiedergefunden habe, bis ich mich wieder unter Kontrolle habe. Bis mein Kopf wieder kühl und klar ist und ich außer Gefahr bin, diese Schlampe zu beleidigen oder sie zu schlagen. Hast du etwas dagegen, wenn ich einige Zeit bei dir bleibe?«
    Blitzartig sah Douglas hier die Lösung seiner Probleme. Großartig! Er grinste. »Tony, du kannst bis zum Ende dieses Jahrhunderts hierbleiben. Du kannst meinen köstlichen französischen Cognac trinken, kannst in meinem gräflichen Bett schlafen. Du kannst machen, was du willst.« Douglas trat zu seinem Cousin, ergriff seine Hand und drückte sie, während er wie ein Narr grinste. »Tony, du bist dabei, mein Leben zu retten. Der Himmel wird dich lohnen für das, was du für mich tun kannst.«
    Tony Parrish lächelte seinen Cousin an, ein Lächeln voll Neugierde und Humor. »Ich bin sicher, du wirst mir meine Heldentaten verraten«, erwiderte er.
    »O ja, das werde ich. Laß uns ausreiten, und ich werde dir alles Weitere erzählen.«
    Tonys Lächeln hielt immer noch an. Die nächsten fünf Minuten lauschte er mit großem Interesse Douglas’ Schilderungen; blickte erstaunt, entgeistert, lächelte wieder, zuckte die Achseln und meinte: »Warum nicht?«
    Claybourn Hall
    Warum nicht, dachte Tony Parrish fünf Tage später, als sein Blick auf die Person fiel, die zwei Meter vor ihm stand. Sie war die erlesenste Kreatur, die er jemals gesehen hatte. Ihre Gesichtszüge waren harmonisch und wahrlich perfekt. Keine seiner früheren oder jetzigen Mätressen, auch nicht seine frühere Verlobte, Teresa Carleton, waren von solcher Vollkommenheit. Er glaubte immer, blonde Frauen seien die schönsten, zartesten und verführerischsten Geschöpfe. Aber bei allen Heiligen, dem war nicht so. Dieses Haar war schwarz und füllig ohne einen Schimmer von Rot, die Augen von einem unglaublich dunklen Blau, mit einer leichten Schräge nach oben und mit sündig langen Wimpern. Die Haut war weiß, weich und glatt, die Nase schmal, der Mund voll und verlockend. Die Rundungen des Körpers waren so vollkommen, daß ihm der Schweiß ausbrach.
    Er fühlte, wie sich sein Magen zusammenzog und er blaß wurde. Er starrte sie nur an und bemerkte ein leises Lächeln auf ihren Lippen. Sie sprach und begrüßte ihn mit zarter Stimme. »Viscount Rathmore? Ihr seid des Grafen Cousin, nehme ich an?«
    Er nickte wie ein dummer Esel, trat auf sie zu, nahm ihre Hand, drehte sie langsam und küßte ihre zarte Innenfläche. Sie wußte, welche Wirkung sie auf ihn hatte, dachte er, ihre warme Hand noch in der seinen haltend. Sie spürte, wie überwältigt er war. Sicher würde sie versuchen, ihn zu manipulieren, doch er hatte nichts dagegen. Verrückt, aber es war so. Er fühlte den leichten Druck ihrer Finger in seinem Griff, als er ihr Lächeln erwiderte. War sie auch überwältigt? Bald würde er es erfahren. Er wußte, er mußte sein Selbstvertrauen, das von Teresa Carleton aufs äußerste angeschlagen worden war, zurückgewinnen. Er mußte seine Herrschaft wiedererlangen. Er konnte, wenn er wollte, dieses herrliche Geschöpf in die Knie zwingen. Und er konnte und wollte...
    Er hing seinen Gedanken nach. Ihr Name war Melissande, und er sollte sie an seines Cousins Statt heiraten.
    Douglas befand sich mitten in der Hochburg des Marine-Stütz-punktes von Napoleon, wobei auf der Strecke von Boulogne bis Dunkirk und Ostende alle dazwischenliegenden Orte als Teil seiner >großen Mission< angesehen werden konnten. Für einen englischen Spion in Frankreich war dies der sicherste Platz. Die Leute kamen und gingen, schauten auf und sprachen miteinander, lauschten und zeichneten Skizzen von den voranschreitenden Arbeiten. Douglas wunderte sich über die abertausend Männer, die rund um die Uhr in den Hafenbecken, im Hafen und am Strand arbeiteten, um hunderte von Frachtschiffen jeder Art zu bauen. Seite an Seite mit den Arbeitern waren Soldaten, die, soweit Douglas erkennen konnte, wenig taten. Sonst herrschte überall geschäftiges Treiben.
    Douglas trug eine Mannschaftsuniform, die vor drei Tagen noch neu und glänzend war, doch inzwischen verschmutzt und verknittert aussah. Während er darauf wartete, daß Cadoudal mit ihm in Kontakt trat, zog er Erkundigungen ein. In den umliegenden Schankstuben sammelte er

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