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Die Sherbrooke Braut

Titel: Die Sherbrooke Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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den beiden Soldaten gehört, die er letzte Woche hatte totpeitschen lassen? Vielleicht hatte er von dem Verprügeln des Mädchens gehört, dessen Verwandte eine Macke hatten? Dummes Ding. Sie hatte protestiert, doch er wußte, daß sie ihn wollte, diese kleine Schlampe. Da hatte er
    sie genommen, vielleicht etwas roh. Aber das heißt nicht, daß sie sich nicht davon erholen und ihn nochmals erfreuen könnte. Sie war eben nicht seinem Witz und Charme erlegen wie die, die er oben in dem schmalen Raum neben seinem Schlafzimmer gefangenhielt. Belesain war überzeugt, daß Napoleon auf dem Schlachtfeld unbesiegbar war, aber wegen seiner scheinheiligen, spießbürgerlichen Einstellung lehnte er ihn ab. Er mußte auf der Hut sein. Dieser Mann, der da vor ihm stand, war nichts anderes als ein Bürokrat, ein Nichts, ein Speichellecker ohne Hirn. Aber er hatte Macht, und er, Belesain, würde mit ihm fertig werden. Wenn er nicht mit ihm fertig wurde, würde er ihn umbringen lassen. Schließlich trieben sich genügend Räuber und sonstige Halunken auf den Straßen herum.
    »Tja«, sagte Douglas, »wie Sie sicher wissen, sieht Napoleon es als unumgänglich an, die Pläne und ihre Ausführung zu überwachen. Ein mühseliges Unterfangen, nicht wahr?«
    »Sie haben selbstverständlich die nötigen Papiere.«
    »Selbstverständlich.«
    Um drei Uhr nachmittags ging Douglas an der Seite von General Belesain durch das Lager am Strand von Boulogne. Der General haßte diese forcierte Freundlichkeit einem verdammten Bürokraten gegenüber. Diese Atmosphäre von Kooperation mit einem Mann, den er gleichermaßen fürchtete und verachtete. Er versuchte Douglas einzuschüchtern, zu ignorieren, ihm vorzumachen, daß er alles wüßte und beherrschte. Douglas lächelte nur. Das Dinner am Abend fand in der Gesellschaft von Belesains höchsten Offizieren im großen Speisesaal statt. Das Mahl zog sich hin, und als es beendet war, war ein Großteil der Offiziere betrunken. Um Mitternacht wurden drei von ihnen von ihren Kameraden zu den Quartieren zurückgetragen. Douglas war wachsam wie nie zuvor in seinem Leben und wartete auf seine Chance.
    Er betete, daß keiner ihn als englischen Spion entdecken würde. Ihm war nicht nach Sterben zumute.
    Immerhin erwartete ihn bei seiner Rückkehr nach England seine frisch angetraute Ehefrau Melissande. Wie ihr Name auf der Zunge zerging! Sie würde ihn in seinem Bett erwarten, und er hatte vor, sie dort festzuhalten, bis sie den Sherbrooke-Erben empfangen hatte.
    Als der General ihn zu einem Kartenspiel aufforderte, lächelte Douglas höflich, während sein Herz schneller schlug. »Wie ist Ihr Einsatz?« fragte er, einen Staubfleck von seinem schwarzen Mantel entfernend.
    Der General schlug Francs vor.
    Douglas zeigte eine leichte Irritation ob einer solchen Banalität. Sicher konnte ein solch brillanter und erfahrener Mann wie der General mit etwas Besserem aufwarten... einem verlockenderen Einsatz.
    Der General dachte nach und brachte dann ein etwas verrutschtes Lächeln zustande. Er war schon ziemlich betrunken. Er rieb sich die Hände, und seine Augen leuchteten, als er vorschlug: »O ja, gewiß doch, mein Herr. Der Gewinner unseres kleinen Spiels wird in den Genuß eines zarten, fleischigen Leckerbissens kommen, der derzeit hier mit mir lebt. Ihr Name ist Janine, und sie besitzt die Gabe, einen Mann zu beglücken.«
    Douglas stimmte dem Vorschlag mit bemerkenswerter Indifferenz zu.

Kapitel 5
    Claybourn Hall
    Alexandra konnte es nicht glauben. Sie lehnte wie versteinert an Melissandes italienischem Schreibtisch, auf dessen Oberfläche zum erstenmal etwas anderes als eine Unzahl von Parfumflaschen standen. Sie trug immer noch ihren Morgenmantel, und ihr Haar hing in dicken Zöpfen über ihre Schultern. Sie starrte hinunter auf das Papier und schloß für einen Moment die Augen, schloß sie vor dem Wissen...
    Du hattest gehofft, daß so etwas geschehen würde. Vielleicht, vielleicht auch nicht. Sie hatte geschwiegen. Sie hatte gewartet. Und es war eingetreten. Melissande und Anthony Parrish, Viscount Rathmore, waren die Nacht zuvor nach Gretna Green durchgebrannt.
    Langsam nahm Alexandra das Papier, auf dem Melissande ihre wenigen Sätze hingekritzelt hatte, Sätze, die ihrer aller Leben veränderten. Worte, völlig falsch geschrieben, da Melissande jegliche Art von Bildung verschmäht hatte. Alexandra war ruhig, sie fühlte sich merkwürdig schwebend, irgend etwas würde noch geschehen. Sie mußte diesen

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