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Die Sherbrooke Braut

Titel: Die Sherbrooke Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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fernen Lyon niedergelassen hatte. Der wohlbeleibte General verstand sich als Lieber Gott unter den Menschen. Er verlor leicht die Kontrolle, und sein hitziges Temperament konnte tödliche Folgen haben. Ein Nachteil, den seine Männer und die jungen Mädchen seiner Wahl zu spüren bekamen. In sexueller Hinsicht war er nicht für Galanterie bekannt, selbst in seinen besten Zeiten. Nach einem sexuellen Akt betrank er sich oft bis zur Besinnungslosigkeit.
    Das Haus des Bürgermeisters hatte drei Stockwerke, war aus gelbem Stein, dessen Farbe über die Jahre verwittert war. Es war groß, von rechteckiger Form und dicht mit Efeu bewachsen. Es lag von der Straße zurückgesetzt. An der Auffahrt entlang reihten sich mächtige Eichen im satten Grün des frühen
    Sommers. Der Bürgermeister war offensichtlich ein Mann von Bedeutung. Wenigstens ein Dutzend Soldaten patrouillierten um das Anwesen oder standen vor mehreren Türen, die in das Haus führten, Wache.
    Er schaute hinauf und überlegte, in welchem der Zimmer des dritten Stocks Janine Daudet wohl versteckt wurde. Ob der General sie schon vergewaltigt hatte? Mit Sicherheit. Denn was hätte ihn davon abhalten sollen? Er hoffte, daß er nicht seine perversen Spielchen mit ihr getrieben hatte. Ob sich der General wohl bewußt war, wen er da gefangenhielt? Das würde man nie erfahren; doch der General war arroganter und perverser als jeder Kommandant, von dem Douglas gehört hatte.
    In der großen Empfangshalle begrüßte ihn ein junger Mann namens Grillon, den Douglas kannte. Wichtigtuerisch stolzierte er einher, seine scharlachrote Uniform mit Litzen behangen. Vorsichtig beäugte er den Fremden. Er wirkte unsicher, so von Angesicht zu Angesicht mit diesem unbekannten Mann; er war jedoch ein brutaler Bursche, wenn ihm etwas gegen den Strich ging. Douglas genoß die Unentschlossenheit des jungen Mannes. Er zählte noch vier weitere Soldaten in der Eingangshalle.
    »Ich bin Monsieur Lapalisse. Sie wissen natürlich, wer ich bin. Ich wünsche den General zu sehen.« Douglas schaute sich um. Er war sich bewußt, daß der Leutnant ihn aufs schärfste beobachtete. Er versuchte, eine herablassende Haltung einzunehmen. Aber es fiel ihm schwer. Douglas war nie ein guter Schauspieler gewesen. In einer Ecke des Raumes entdeckte er ein Spinnennetz, das ihm half, verächtlich seine Lippen zu schürzen.
    »Monsieur Lapalisse«, kam es endlich von Grillon, »wenn Sie hier bitte einen Moment warten wollen, ich lasse den General wissen, daß Sie hier sind, und wenn er Sie zu sehen wünscht...«
    »Ich bin es nicht gewohnt, zu warten«, unterbrach Douglas, den jungen Mann von oben bis unten musternd. »Ich schlage vor, Sie melden mich sofort an. Noch besser, wir gehen gleich zusammen.«
    Grillon wurde nervös. Er drehte sich auf dem Absatz um und ging. Der General litt an Kopfschmerzen. Er hatte die Nacht zuvor ausgiebig der diversen Leidenschaften gefrönt und mußte nun den Preis dafür zahlen, der Dummkopf. Der General wußte nicht genau, wann dieser verdammte Bürokrat auftauchen würde, aber er hätte ahnen müssen, daß er gerade dann auftauchen würde, wenn er ihn am wenigsten sehen wollte. Außerdem irritierte ihn dieser Besuch. Er war ihm von keiner höheren Stelle angekündigt worden.
    General Belesain stand hinter seinem überfüllten Schreibtisch mit kalten Augen und starrem Körper, seine Stirn gerunzelt. Als Douglas an der Seite von Grillon eintrat, streckte er sich zu seiner vollen Größe, doch Douglas ließ sich nicht täuschen. Seine Haltung war wachsam und abwehrend. Wunderbar, dachte Douglas, als er in den großen Salon schritt als sei er zu Hause. Er nickte dem General leicht zu und bemerkte in seinem perfekten Französisch: »Ein wunderschöner Tag heute.«
    »Ja, in der Tat«, erwiderte General Belesain etwas aus dem Gleichgewicht. »Eh, wie man mich informierte, sind Sie von Napoleons Kriegskomitee. Doch ich verstehe nicht ganz. Er war vor nicht allzulanger Zeit hier und hatte sein Wohlgefallen zum Ausdruck gebracht über den Fortschritt, den die Invasionspläne machten.«
    »Komitees sind sehr amorphe Gebilde«, entgegnete Douglas mit einem herablassenden Lächeln und einem gälischen Achselzucken. »Ich bin nicht als Repräsentant eines Komitees hier, sondern als Napoleons persönlicher, äh, Untersuchungsbeamter.«
    Der General streckte sich, sein Unterkiefer klappte runter und seine Gedanken liefen auf Hochtouren. »Untersuchungsbeamter?«
    Hatte Napoleon etwa von

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