Die Sherbrooke Braut
wartete und fügte dann hinzu: »Ich werde mein Bestes tun, Sie zufriedenzustellen, Ihnen eine gute Ehefrau zu sein. Von Natur aus bin ich sehr ausgeglichen und...«
»Ha! Bisher waren Sie über alle Maßen boshaft, zänkisch, ein keifendes Fischweib und das schlimmste an Frau, dem ich bisher begegnet bin. Sie haben mich von meinem verdammten Pferd geworfen.«
Alexandra runzelte die Stirn. »Ja«, erwiderte sie, Überraschung in ihren Augen und in ihrer Stimme, »ja, es hat den Eindruck erweckt, daß ich das tat, was sehr eigenartig ist. Es entspricht mir so gar nicht.«
Douglas entdeckte, daß die oberen zwei Knöpfe ihres Reitkleides sich geöffnet hatten. Er sah einen Flecken ihrer weißen Haut, sehr weich aussehende, weiße Haut... Er dachte an ihre Jungfräulichkeit; er dachte diese zu nehmen, durch dieses Jungfernhäutchen zu stoßen. »Vielleicht«, sagte er, jetzt auf ihre Brüste starrend, »vielleicht kann ich von dem Gegenteil über-zeugt werden. Es ist möglich, daß Sie diejenige sein werden, die die Annullierung fordern wird. Vielleicht wollen Sie dann Northcliffe verlassen, und zwar so schnell, wie Ihre Kutschenräder rollen können.«
»O nein, ich möchte Ihre Frau sein.«
»Wir wollen sehen. Öffnen Sie die übrigen Knöpfe. Ich kann nur die Umrisse Ihrer Brüste sehen. Ich möchte gerne den Rest von Ihnen sehen. Sie sind still? Ist das ein Hauch von Blässe, den ich da sehe? Meine Grobheit schockiert Sie? Habe ich Ihre kostbare jungfräuliche Empfindsamkeit beleidigt? So gibt es also doch eine Möglichkeit, Sie zum Schweigen zu bringen?«
Ja, er hatte recht, dachte sie verblüfft.
»Wie alt sind Sie?«
»Sie wissen, daß ich achtzehn bin. Ich habe es Ihnen letzte Nacht gesagt.«
»Alt genug, eine Frau und eine Ehefrau zu sein. Das haben Sie auch gesagt. Verflucht. Halten Sie den Mund.«
»Aber ich sagte doch gar nichts.«
»Verdammt noch mal, halten Sie den Mund. Oder ich werde Sie auffordern, Ihre Reitjacke auszuziehen und mir Ihre Brüste, Ihre Brustwarzen, Ihren gesamten Oberkörper zu zeigen, wofür ich so teuer bezahlt habe.«
Alexandra blieb stumm.
Douglas beobachtete sie abwartend. Aber sie schwieg, den imaginären Besenstiel wieder wohlplaziert in ihrem Rücken. Er zuckte die Schultern. »Ich werde Garth führen. Ein Spaziergang ist Balsam für eine müde Seele.«
Warum schweift er ab, wunderte sie sich, war aber klug genug, ihre Neugierde für sich zu behalten. Statt dessen konzentrierte sie sich darauf, ihn zu beobachten, wie er vor ihr herging. Er hatte einen Riß in seiner Lederhose, durch den ein Stück haarigen Oberschenkels blitzte. Schwarzes Haar. Es gefiel ihr. Dann sah sie an sich hinunter, rückte ihr Oberteil zurecht und bedeckte jedes Fleckchen Haut, das hervorschien. Sie richtete sich wieder auf und behielt ihre Augen auf dem Rücken ihres Mannes.
Diese Sache mit der Annullierung war ihr unheimlich. Sie mußte sich bei Tony erkundigen. Sie hatte wenig Ahnung von Heiratsangelegenheiten. Alles, was sie von Jungfräulichkeit und Jungfrauen wußte, war, daß sie eine war. Sie mußte also in das Bett ihres Mannes, um keine mehr zu sein.
Gerne hätte sie ihren Mann dazu befragt, doch sie bezweifelte, ob er auf Fragen dieser Art eingehen würde.
Auf halbem Wege hielt er an und drehte sich zu ihr. »Ich bin müde. Garth ist müde. Steigen Sie ab. Wir werden uns einen Moment unter diesem Eichenbaum ausruhen.«
Alexandra glitt ohne ein Wort vom Sattel.
Douglas bemühte sich nicht, Garth anzubinden; er ließ seine Zügel baumeln. »Setzen Sie sich«, forderte er sie auf und zeigte auf einen Grasfleck.
Alexandra setzte sich.
Douglas ließ sich in einiger Entfernung nieder. An den dicken Eichenstamm gelehnt, kreuzte er seine Beine. Seufzend verschränkte er die Arme über seinem Bauch und schloß die Augen.
»Es tut mir leid, daß Sie so müde sind«, begann Alexandra. »Tony erzählte, daß Sie eine Art Mission zu erledigen hatten und daß das der Grund war, warum er zu uns kam und nicht Sie.«
»Ja. Ich habe wirklich die falsche Entscheidung getroffen, nicht wahr? Ich habe dem falschen Mann vertraut. Gott, mein ganzes Leben ist ruiniert, weil...«
»War Ihre Mission erfolgreich?«
»Ja.« Er öffnete seine Augen und sah sie an. »Offen gestanden würde ich es vorziehen, jetzt die junge Dame, die ich in Frankreich rettete, hier zu haben - und nicht Sie. Ihr Name ist Janine. Sie ist eine Frau und kein Mädchen, das Frausein spielt. Und sie war an mir als Mann
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