Die Sherbrooke Braut
ging nach oben.
Zu Hollis sagte Douglas: »Wir fielen beide von unseren Pferden, aber es ist nichts passiert.«
»Mylady hinkt etwas.«
»Geschieht ihr recht... na ja, vielleicht ein bißchen. Aber sie wird sich bald erholen. Reg dich nicht auf, Hollis.«
Als er hörte, daß sein Bruder gekommen war, um den Hallen von Northcliffe die Ehre zu erweisen, fluchte Douglas. Er stampfte an Hollis vorbei in die Bibliothek. Drei Hausmädchen spähten durch die Türe des >Goldenen Salons<, und zwei Lakaien standen unaufdringlich hinter der Treppe und guckten angestrengt nach draußen. Hollis, wie es seine Gewohnheit war, schickte sie freundlich zurück zu ihren Pflichten.
»Ah«, entfuhr es Ryder bei Douglas’ Eintritt. »Laß mich dein Gesicht sehen. Tony klagt, du hättest ihn fast zu einem blutigen Wrack zusammengeschlagen, während du selbst ohne eine Narbe davongekommen bist. Er prahlte, daß er dich austoben ließ und sich nur verteidigte.«
»Es war seine Frau, die mich fast umgebracht hat«, klagte Tony. »Sie ist zwar meine Schwägerin, zeigte aber keinerlei Loyalität. Das war nicht fair von ihr. Ich fühle mich durch diesen Verrat mißbraucht.«
»Verrat! Du verdammter Schuft! Ich...«
Douglas hielt inne. Es gab nichts mehr zu sagen. Was er entscheiden mußte, war, ob er seine Ehe annullierte oder nicht. Außerdem war Ryder hier. Er sah mit Mißbilligung auf seinen Bruder. »Also gut, Ryder, warum bist du hier? Geht es Mutter gut? Was ist mit Tyson und Sinjun?«
»Mutter ergeht sich hochinspiriert in Bissigkeiten über dich. Sinjun liest gierig, wie immer. Tyson hört nicht auf, seine langweiligen Geschichten zu erzählen, bis Sinjun ihm ihr Buch an den Kopf warf. Kurz gesagt, alles wie gehabt, Douglas. Sie glauben alle, ich sei in Newmarket. Ich war neugierig. Das ist alles. Wo ist die Kleine, die Tony für dich geheiratet hat? Schielt sie? Ist sie fett und hat mehr als ein Kinn? Fehlen ihr Zähne? Hat sie flache Brüste?«
»Sei kein Esel, Ryder«, Tony erhob seine Stimme: »Alex ist zauberhaft, sanft, und...«
»Sanft! Ha! Sagst du, nachdem du sie für mich geheiratet hast! Sie ist nicht Melissande.«
»Ich habe Melissande gesehen, Douglas«, sagte Ryder langsam, seinen Bruder aufmerksam beobachtend. »Tony stand neben ihr. Ich glaube, er fürchtet, daß jeder Mann, der sie ansieht, seinen Kopf verliert.«
»Du hast sie gesehen. Nun fühlt er sich bestätigt.«
»Aber du hast deinen Kopf nicht verloren.« Tony wandte sich nachdenklich an Ryder. »Warum nicht?«
Ryder zuckte nur die Schultern. »Eine Frau ist so gut wie jede andere. Solange sie warm und liebevoll im Bett ist, was soll’s? Tut mir leid, ich möchte deine Frau nicht beleidigen Tony, es ist nur... ich werde ihr ein guter Cousin sein, versprochen?«
Tony schluckte. Er mochte Ryder, doch er verstand ihn nicht. Sein Zynismus, die äußerst höfliche Gleichgültigkeit gegenüber Frauen allgemein, hatten bei ihm nicht zu mönchischen Neigungen geführt, sondern eher einen satyrischen Appetit entwickeln lassen. Nein, Ryder mochte Frauen nicht sonderlich, aber er unterstützte seine Kinder und deren Mütter. Wenn seine Frauen schwanger wurden, machte er ihnen keinen Vorwurf. Es war verwirrend. Frauen waren so eine Art Sport für Ryder, nichts weiter. Willig akzeptierte er die Konsequenzen und zahlte. Tony war erleichtert, Melissande vor seinen drängenden Blicken sicher zu wissen. Aber Douglas... Tony drehte sich zu seinem Cousin: »Ich habe gehört, du und Alex wart ausreiten. Sie ist eine hervorragende Reiterin. «
Douglas brummte irgend etwas vor sich hin.
»Du siehst etwas zerzaust aus«, fuhr Tony beharrlich fort. »Was ist geschehen?«
»Ich stürzte von Garth -, oder besser, dieses Weibsbild, das du für mich geheiratet hast, stieß mich vom Pferd. Sie fiel zuerst, und nun muß ich ihr neue Reitkleider kaufen. Hast du gesehen, was sie trägt? Die Sachen sind alt und schäbig. Zweifellos ist der Rest ihrer Kleider ebenso geschmacklos. Ich wette, das war alles von ihrem lieben Vater geplant, so daß ich gezwungen wäre, ihr eine neue Garderobe zu kaufen. Sie sieht verboten aus, Tony! Fahr zur Hölle!«
Tony runzelte die Stirn. »Wie sonderbar, Melissande trägt herrliche Kleider, die leichteste Seide, sehr schöne feminine Sachen.« Ryder unterbrach: »Da ist eine kleine Verletzung an deinem linken Auge und über deinem rechten Ohr, Douglas. Noch mehr Kampfspuren?«
Douglas sagte nichts und schenkte sich einen Cognac ein. Er
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