Die Sherbrooke Braut
interessiert. Sie bot sich mir an, ohne falsch und ohne die Kokette zu spielen. Doch da ich annahm, ein verheirateter Mann zu sein, und glaubte, Melissande würde hier auf mich warten, nahm ich sie nicht. Ich stieß sie von mir.« Er schloß wieder die Augen.
»Sie sind ein verheirateter Mann.«
»Doch Sie sind nicht Melissande.«
»Diese Frau, die Sie gerettet haben, ist sie Französin?«
»Ja, und die Mätresse eines sehr bedeutenden Mannes.«
»Sie wollten doch sicher keine Mätresse zur Frau.«
»Warum nicht?«
»Das ist mehr als dumm! Sie sagen das nur, um mich unglücklich zu machen. Kein Mann möchte eine Frau, die nicht anständig ist. Es ist wegen des Erben. Ich hörte meinen Vater dies zu einem Nachbarn sagen.«
»Eine achtzehnjährige Lauscherin verkündet hier ihre Weisheit.«
»Werden Sie mich annullieren?«
Er sagte nichts darauf.
»Wollen Sie mir nicht wenigstens eine Chance geben?«
»Halten Sie den Mund. Ich möchte mich ausruhen.«
Alexandra beobachtete Garth, der seelenruhig das saftige Gras vom Wegrand fraß. Wenn sie Douglas eine auf den Schädel schlug, könnte er seinem Pferd nicht pfeifen, und sie könnte zurück zum Sherbrooke-Stall reiten. Sie seufzte und schloß ihre Augen. Der Morgen begann sich langsam zu klären. Bald würde die Sonne aufgehen und warm herabscheinen.
Ungeachtet seinem Befehl, ruhig zu sein, begann Alexandra zu erzählen: »Ich hatte einen merkwürdigen Traum in der ersten Nacht in Ihrem Haus, eine junge Dame, so träumte ich, kam in das Zimmer, in dem ich schlief. Sie stand neben dem Bett und schaute auf mich herab. Ich dachte, sie würde etwas sagen, aber sie blieb still. Sie sah so traurig aus und so schön. Als ich aufwachte, war sie weg. Ein Traum, und doch erschien er so wirklich.«
Douglas öffnete seine Augen und starrte sie an. Er sprach sehr langsam: »Ach, zum Teufel.«
»Träume sind eigenartig, nicht? Sie scheinen so real, so greifbar, aber natürlich ist es nur...«
»Ein Traum, nicht mehr und nicht weniger. Vergessen Sie ihn, haben Sie verstanden?«
Warum benahm er sich wegen eines Traumes so merkwürdig? Sie nickte. »Ich verstehe.«
Kapitel 8
»Ja, Hollis, es ist tatsächlich der Sherbrooke, den du weder erwartet hast noch zu sehen wünschst. Ja, ich weiß, du würdest mich lieber in Jericho sehen, aber ich bin zurück. Die Ungewißheit war mehr, als ich ertragen konnte. Ich erzählte Mutter, Tyson und Sinjun, daß ich zum Newmarket Rennen gehe. Sie alle glaubten mir, bis auf Sinjun. Überrascht mich nicht, sie ist ein kluges Kind, manchmal allerdings zu klug. Ihre verdammten Augen... aber, vergessen wir das. Ich mußte Douglas’ neue Frau sehen.«
Hollis war erschreckt. Er fixierte den jungen Mann, den er ein Leben lang kannte und liebte; ein junger Mann, der vitaler und stattlicher war, als ihm gut tat und noch zu jung, um zynisch zu sein. Ihm gegenüber war Hollis gezwungen, zu lächeln. »Nicht doch, Master Ryder, kommen Sie herein. Obwohl ich überzeugt bin, daß Jericho zu dieser Jahreszeit sehr schön ist. Ja, kommen Sie herein. Reichen Sie mir Ihren Mantel. Sie werden sehen, die neue Gräfin ist eine charmante junge Dame. Doch Seine Lordschaft wird wohl etwas Zeit brauchen, um sich an sein Glück zu gewöhnen. Die neue Gräfin war, wie Sie wissen, etwas unerwartet.«
»Ja, und du hast entschieden, Douglas sollte hier alleine bleiben, um die Angelegenheiten ohne die Einmischung der Familie zu klären. Ich sage dir eines, Hollis, Mutter wird der Kleinen das Leben zur Hölle machen. Armes kleines Ding. Sie ist nicht zu beneiden, wenn Mutter zurück ist. Douglas war also nicht gerade entzückt über die Frau, die Tony ihm zugedacht hatte? Merkwürdig, ich kenne Tony nur als einen, der in bezug auf Frauen exquisiten Geschmack bewies. Bis auf diese Carleton-Frau, die ihm irgendwie einen Antrag abgerungen hatte. In den Annalen des Mannes wird dies sein ewiges Geheimnis blei-ben. Douglas verhält sich unerträglich launisch und anmaßend.«
»Ich halte Launenhaftigkeit für keine noble Eigenschaft, Master Ryder, und so kann es nicht mit dem Charakter Seiner Lordschaft übereinstimmen. Nein, es ist eine Frage der Veränderungen, glaube ich. Selbst von dem anpassungsfähigsten Mann lassen sich kurzfristige Veränderungen schwer verkraften. Die neue Gräfin hat alles, was sich ein Mann von einer Frau nur wünschen kann.«
»Aha, ich beginne zu verstehen. Das Mädchen ist alles andere als verlockend. Sie ist nicht zu vergleichen mit
Weitere Kostenlose Bücher