Die Sherbrooke Braut
wäre, Tony hätte alles gesagt, nur um Entschuldigungen für sich selbst zu haben? Sich vor mir zu recht-fertigen?«
»Ich bin sicher, er fühlt sich noch immer sehr schuldig. Er mag sie sehr gern.«
»Aber Ihre Schwester mag er lieber!«
»Ja, er liebt sie.«
»Er ist ein Judas. Ich werde ihm das Hirn ausblasen.«
»Er tat es nicht absichtlich. Sie glauben doch sicher nicht, daß er Melissande heiratete, nur um Ihre Pläne zu durchkreuzen? Aus reiner Boshaftigkeit? Nein, selbst in Ihrer übelsten Laune dürften Sie das nicht annehmen. Hat er gelogen, als er von Ihrem Unbehagen sprach, nach London zu gehen?«
Douglas sah auf seine abgestoßenen Stiefelspitzen.
Finkle würde einen Tobsuchtsanfall bekommen, wenn er sie zu sehen bekam. »Nein, aber er hatte keine Befugnis, eine Entscheidung für mich zu treffen. Es ist seine Art von Rechtfertigung, sonst nichts.«
»Es tut mir leid.«
Diese Frau war die Hölle! »Sie wissen schon, daß ich diese
lächerliche Eheschließung annullieren und die Vereinbarung mit Ihrem hinterhältigen Vater zurückfordern kann.«
»Wagen Sie es nicht, so von meinem Vater zu sprechen!« Drohend erhob sie ihre Faust.
Douglas bewegte sich nicht. Er starrte sie nur mit ausdruckslosem Gesicht an. »Was soll ich glauben?«
Eine Welle der Schuld stieg in Alexandra auf. »Es tut mir schrecklich leid, Mylord, wirklich. Aber glauben Sie nicht, Sie könnten mir für einige Zeit gestatten, Ihre Frau zu sein? Hieße das im Falle einer Annullierung, daß Sie mich nach Hause schicken und die Ehe keine Ehe mehr wäre?«
»Ganz recht. Unsere vorübergehende Verbindung wäre damit aufgelöst.«
»Bitte, überlegen Sie es sich noch einmal. Ich möchte nicht, daß diese Ehe annulliert oder aufgelöst wird. In kurzer Zeit werden Sie vielleicht nichts mehr dagegen haben, daß ich hier auf Northcliffe bin. Ich werde Ihnen aus dem Wege gehen. Ich werde versuchen, es Ihnen gemütlich zu machen...«
»Frauen! Glauben Sie nicht, daß ein Mann ganz gut zurechtkommt, ohne eine von Ihrer Sorte am Hals zu haben, die ihm einen Cognac reicht oder Zigarren?«
»Was ich meinte, war, daß ich nicht aufdringlich wäre und mich darum kümmern würde, daß im Hause alles glattläuft.«
»Es läuft alles glatt, oder haben Sie vergessen, daß ich eine Mutter habe und mehr Angestellte, als ich zählen kann?«
Sie hatte die Mutter ganz vergessen. Zudem hatte er zwei Brüder und eine jüngere Schwester. Hollis hatte ihr erzählt, daß sie in London weilten, um Freunde zu besuchen. Doch sie würden bald nach Northcliffe zurückkehren. Du liebe Güte. Würden sie sie hassen, sie verabscheuen, so wie Douglas? Würden sie seinem Beispiel folgen und sie verachten? Sie holte tief Luft und erwiderte: »Ich hatte es vergessen. Verzeihung.« Ganz in Gedanken lehnte sie sich an ihn. »Bitte, Mylord, nach einer gewissen Zeit in Ihrem Haus werden Sie sicher nichts dagegen haben, daß ich da bin. Sie werden es gar nicht registrieren. Ich bitte Sie, mich nicht gerade jetzt zu annullieren.«
»Sie annullieren? Ihr laßt es wie einen Gewaltakt klingen.«
Douglas runzelte die Stirn, Verachtung lag in seinen Augen. »Aha, ich beginne die Richtung Ihres Denkens oder das Ihres Vaters zu erkennen. Sie hoffen, in mein Bett zu steigen, nicht wahr? Sie wissen, daß ich die Ehe nicht annullieren kann - verdammt noch mal, keine Annullierung erhalte -, wenn ich Sie entjungfert habe. Das ist es, was Sie wollen, stimmt’s? Wenn ich Ihnen erst einmal Ihre kostbare Jungfräulichkeit genommen habe, dann ist Ihr geschätzter Vater sicher, und mein ganzes Geld bleibt bei ihm. Hat Ihr Vater Ihnen den guten Rat gegeben, mich zu verführen?«
Auf ihn hinunterblickend schüttelte Alexandra langsam den Kopf. »Nein, ich habe an nichts dergleichen gedacht. Niemand riet mir zu irgend etwas.«
Er war still und starrte sie an.
»Wirklich, Mylord. Ich weiß nichts von Verführung. Verführung ist sicherlich nicht etwas zwischen Eheleuten. Meine Mutter erzählte mir, daß nur wilde junge Männer verführen, um junge Damen zu ruinieren.«
»Wirklich? Warnte sie das mütterliche Orakel vor etwas Bestimmtem?«
»Daß ich, wenn ein Mann mir schmeichelt oder zu nahe tritt oder meine Hand zu lange hält, nachdem er sie geküßt hat, sofort dessen unmittelbare Nähe verlassen sollte. Er führe dann nichts Gutes im Sinn, meinte sie.«
Douglas mußte lachen.
Alexandras Miene erhellte sich. Entweder hatte sie ihn amüsiert, oder er lachte sie aus. Sie
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