Die Sherbrooke Braut
kein guter Liebhaber bist. Allen Damen werde ich erzählen, daß du nicht über die geringste Beherrschung verfügst und daß du ein vollkommen Wahnsinniger bist, daß du an niemanden außer an dich denken kannst. Ach ja, und daß du sehr behaart bist und sehr viel schwitzt!«
»Zum Teufel mit dir, es ist deine Schuld! Wenn du nicht so...«
»So was? Wenn ich nicht so außerordentlich schön wäre? So vollkommen?«
»Na ja, das bist du nicht, eigentlich nicht, nur daß... die Schuld liegt bei dir. Keine Frau hat je so einen Narren aus mir gemacht, zu so einem völlig unbeherrschten Esel, und weiß Gott, du bist nicht deine Schwester, daher...«
»Nein, ich bin nicht meine verdammte Schwester! Ich bin nur ich, und du kannst dich nur mit Mühe überwinden, mich anzuschauen!«
»Was allerdings schon gründlich widerlegt worden ist. Ich brauche dich bloß anzuschauen und schon benebeln sich meine Sinne. Na ja, vielleicht nicht dein Gesicht, aber der Rest von dir. Das bist ja auch du. Du mußt eine Hexe sein. Du hast mich fertiggemacht. Es muß an den Brüsten liegen. Doch da sind noch deine Schenkel, dein Bauch und... Was hast du mit mir angestellt?«
»Bis jetzt noch nichts. Doch eines kann ich dir sagen, ich überlege mir ernsthaft, ob ich ein scharfes Messer nehmen soll, um deine elende Kehle aufzuschlitzen!«
»Wage es ja nicht, mir zu drohen! Teufel auch! Der Herr im Himmel weiß, es ging mir viel besser, ehe du dich in mein Leben gedrängt hast! Wenigstens wußte ich, wer ich war, und kannte die Gründe, warum ich das tat.«
Wenigstens zog er sich diesmal nicht in ihr Zimmer, sondern in seines zurück, dachte sie. Dabei starrte sie auf die Türe, die soeben zugeschlagen worden war.
Sie zog die Beine zusammen. Es schmerzte sie tief in ihrem Leib. Die Muskeln ihrer Schenkel brannten. Sie war keine Jungfrau mehr. Hätte sie sich nicht an die unvorstellbare Lust der vergangenen Nacht erinnert, sie hätte ihn gewiß als rücksichtsloses Tier verflucht. Doch so arbeitete sie sich nur aus der verkrumpelten Tagesdecke heraus. Sie war wirklich in einem schlimmen Zustand. Er hatte recht gehabt.
Sie gab der Glockenschnur einen kräftigen Ruck.
Eine knappe Stunde später tauchte Alexandra aus ihrem Schlafzimmer auf und entdeckte Douglas, der an der gegenüberliegenden Wand zwischen zwei Sherbrooke-Porträts mit gekreuzten Armen gelehnt stand.
»Du hast eine gute Weile gebraucht«, sagte er und stieß sich leicht von der Wand ab. »Ich nehme an, du möchtest jetzt frühstücken?«
»Warum nicht? Vielleicht hat deine Mutter etwas Rattengift unter meine Rühreier gemischt.«
»Ich werde von deinem Teller essen, so wie ich in deinem Bett geschlafen habe. Ich werde dein königlicher Vorkoster sein. Im übrigen, dieses Kleid ist einer Countess of Northcliffe völlig unwürdig.«
»Laß mir nur eine Minute Zeit, dann fange ich zu bitten und betteln an.«
»Nein, nicht nötig. Da ich dich akzeptiere, nun, dann muß ich dich wohl oder übel auch passend einkleiden. Besonders mißfällt mir, wie deine Kleider deine Brüste zusammendrücken. Das kann außerdem nicht gesund sein. Nicht, daß sie in den neuen Kleidern offen zur Schau getragen werden sollen, aber ein kleiner Ausschnitt wäre recht hübsch. So muß ich mich nicht ganz auf meine Fantasie verlassen, um...«
»Was suchst du überhaupt hier?«
Er grinste sie an und bot ihr seinen Arm. »Ich dachte, vielleicht brennst du wieder durch. Du hast Feuer gespuckt, als du so mit weit gespreizten Beinen auf dem Rücken lagst. Ich kann es nicht zulassen, daß du nach London fährst und allen Damen erzählst, wie ich mich verhalten habe.«
Sein Grinsen wurde noch breiter. »Gewiß, sie würden dir nicht glauben. Niemals. Sie würden dich auslachen. Sie würden dich für eine eifersüchtige Frau und eine Lügnerin halten.«
Sie würdigte ihn keines Blicks. »Ich reise nach London ab, sobald ich mich vergewissert habe, daß sich deine Schwester nicht in der Nähe aufhält.«
»Du wirst nicht abreisen.« »Hör auf, mit den Zähnen zu knirschen, es nützt dir alles nichts. Ich werde genau das tun, was ich will.«
Er sagte ruhig: »Vielleicht erwartest du ein Kind.«
Blitzschnell wandte sie sich um und starrte entgeistert zu ihm hoch. »Nein, unmöglich. Du kannst doch nicht so schnell Erfolg gehabt haben. Nein, das kann nicht wahr sein. Das hast du dir nur ausgedacht, damit ich spure. Stimmt’s?«
»Wäre sehr gut möglich.« Er legte eine Hand mit gespreizten Fingern
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