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Die sieben Dämonen: Roman

Die sieben Dämonen: Roman

Titel: Die sieben Dämonen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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fragte Hasim.
    »Kurz nach Sonnenaufgang führte mich Samira an den Rand des Plateaus. Ich blickte hinunter und sah, weit unter mir, unseren kleinen, von drei Seiten eingeschlossenen Cañon. Die Sonne warf gerade ihre ersten Strahlen über die Gräben. Dann sah ich, wie mein Schatten siebzig Meter unterhalb genau über den Sockel der Stele fiel.«
    Der junge Ägypter riß erstaunt die Augen auf.
    »Wir werden nun folgendes tun, Mr. Scheichly: Morgen steigen wir noch vor Tagesanbruch mit den Meßinstrumenten hinauf aufs Plateau, und wenn Sirius aufgeht, benutzen wir den Durchgang, um seine Bahn in Richtung auf die Stele zu berechnen. Von dort aus bestimmen wir ein Dreieck, und anhand der Koordinaten, die wir vom Stein und vom Stern erhalten, müßten wir das Grab irgendwo in der Felswand des Cañons lokalisieren können.«
    Einen Augenblick lang waren alle in andächtiges Schweigen versun
    ken. Schließlich murmelte Jasmina: »Wir nähern uns dem Ende …«
    Mark lächelte ihr zu und erinnerte sich daran, wie sie ihm seine zerschrammten Hände gewaschen und mit Salbe verarztet hatte.
    »Nur schade, daß wir damit bis morgen früh warten müssen …« meinte Alexis, während sie auf ihre Finger hinabstarrte.
    »Ich fürchte, wenn wir schon heute nachmittag damit beginnen würden und die Lage des Sterns nur annähernd bestimmen, könnten wir um viele Meter danebenliegen. In diesem Fall würden wir das Grab völlig verfehlen und womöglich bis nach China graben, ohne es zu finden.«
    »Ist der Stern nachts nicht sichtbar?« fragte Hasim.
    »Doch schon, jetzt, nachdem er zum ersten Mal aufgegangen ist. Aber wir können unmöglich im Dunkeln arbeiten.« Mark stand auf und streckte sich. »Bis morgen früh ist es nicht mehr allzu lange hin, und ich denke, wir können alle noch ein wenig Ruhe gebrauchen. Mr. Halstead? Halstead, geht es Ihnen gut?«
    »Sanford?« rief Alexis und stand ebenfalls auf.
    Halstead hob den Kopf und enthüllte ein mit Blut getränktes Taschentuch.

    Mark saß ohne Hemd und Schuhe auf seinem Feldbett. In der glühenden Nachmittagshitze konnte er nicht schlafen. Er hatte eine Gitternetzkarte von der Hochebene vor sich ausgebreitet und suchte darauf den Cañon.
    Ron, der im Schneidersitz auf seinem eigenen Bett saß und Wein trank, beobachtete Mark eine ganze Weile. Dann meinte er: »Es tut mir leid, Mark, aber es gefällt mir nicht.«
    Ohne aufzuschauen, erwiderte Mark: »Was gefällt dir nicht?« Er hatte den Cañon gefunden und kreiste ihn mit dem Bleistift ein.
    »Die ganze Sache hier. Ich habe so ein Gefühl, Mark, ein ganz merkwürdiges Gefühl.«
    Mark blickte auf und runzelte die Stirn. »Wobei?«
    »Du weißt, wobei. Bei diesem ganzen Projekt.«
    Mark wandte sich ab. Den bohrenden Blick seines Freundes konnte er im Moment nicht aushalten. »Ich weiß nicht, wovon du redest.«
    »Natürlich weißt du es. Wir alle wissen, daß es hier nicht mit rechten
    Dingen zugeht, nur hatte noch keiner den Mumm, darüber zu sprechen.«
    »Wovon redest du eigentlich?«
    »Zunächst mal wären da die Alpträume, die wir alle haben. Und dann dieses sonderbare Verhalten von Mrs. Halstead. Sie läuft die meiste Zeit herum wie eine Schlafwandlerin. Nur wenn sie dich anschaut, Mark, dann liegt ein irrer, gieriger Blick in ihren Augen, als wäre sie ausgehungert oder auf Entzug. Und dann ist da noch Halstead mit seinen Blutungen. Und Hasim, der in seinem Zelt einen Skorpion nach dem anderen tötet. Und …«
    »Ach, hör schon auf damit, Ron!«
    »Es sind die sieben Wächtergötter, Mark, sie dulden uns hier nicht.«
    Mark blickte seinen Freund finster an. »Ich kann nicht glauben, was ich da höre. Du, ein Wissenschaftler …«
    »Und was ist mit dir? Was beunruhigt dich? Schau dir doch nur die dunklen Ringe unter deinen Augen an. Du bist hier um zehn Jahre gealtert.«
    Mark starrte auf die Karte und überlegte wieder, ob er Ron von der Erscheinung (oder was immer es war) Nofretetes erzählen sollte. Doch jetzt war wohl nicht der rechte Zeitpunkt, wenn Ron die antiken Flüche in einem romantischen Licht sah und rational erklärbare Vorkommnisse in den Bereich des Parapsychologischen erhob. Wenn man in der Wüste war, mußte man schließlich damit rechnen, auf Skorpione und Insektenschwärme zu stoßen. Sanford Halstead litt offensichtlich unter einer Blutanomalie. Und seine Frau war bekanntlich tablettensüchtig …
    »Ich will hier weg, Mark.«
    Mark riß den Kopf hoch. »Was?«
    Ron blieb ruhig und gelassen.

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