Die sieben Dämonen: Roman
würde zuerst versuchen, herauszufinden, wo sich Ramsgates Lagerplatz befand, und dann ein wenig Detektivarbeit leisten, um zu sehen, ob ich diese Stelenfragmente ausfindig machen kann. Sie müssen noch immer dort sein, irgendwo unter dem Sand verborgen. Danach würde ich nach diesem Hund suchen, was auch immer damit gemeint ist, um auf diesem Wege das Rätsel zu lösen. Ramsgate schreibt, daß alle Anhaltspunkte gegeben sind. Es geht also nur darum, sie richtig zu deuten.«
»Dieses Rätsel ergibt doch keinen Sinn, Mark. Erstens fährt Amun-Ra nicht stromabwärts. Die Sonne wandert von Osten nach Westen und nicht von Süden nach Norden, das gilt auch für Ägypten. Und ich habe noch nie von einem Auge der Isis gehört, und auch nicht davon, daß irgendeine ihrer Erscheinungsformen einem Hund glich. Ich vermute, daß Ramsgate falsch übersetzt hat.«
»Selbst wenn das so gewesen wäre, Ron, immerhin hat er das Grab gefunden.«
»Ja, das hat er wohl …«
»Und er ist niemals bis ins Innere vorgedrungen. Es ist immer noch da – vielleicht unberührt.« Mark wandte sich ab und ging wieder zur Bar. Er warf einen Blick aus dem Fenster und stellte fest, daß der Sturm sich allmählich legte. »Was glaubst du wohl, was in seine Arbeiter gefahren ist, das sie veranlaßte, am Ende alles stehen-und liegenzulassen und die Flucht zu ergreifen? Und diese beiden merkwürdigen Todesfälle …«
Ron zuckte mit den Schultern. »Ich vermute, die Einheimischen woll
ten die Fremden loswerden, um den Schatz für sich alleine zu haben. Das kommt in ganz Ägypten auch heute noch vor; denk nur mal daran, was damals in Qurna los war. Ich könnte mir vorstellen, daß die Dorfältesten Ramsgates Fellachen entweder dafür bezahlten, daß sie sich davonmachten, oder daß sie sie einfach verjagten. Ich halte diese beiden Todesfälle für heimtückische Mordanschläge.«
»Aber wenn sich die Dorfbewohner wirklich so viel Mühe gemacht hätten, die Fremden loszuwerden, dann frage ich mich doch, warum sie das Grab niemals geöffnet haben. Wie dem auch sei«, Mark warf einen Eiswürfel in sein Glas, »zwischen den Bewohnern von El Till und Hag Qandil tobt schon seit Jahren eine blutige Fehde. Hoffentlich geraten wir da nicht ins Kreuzfeuer.« Ron entfernte sich vom Kamin, stellte sich breitbeinig ans Fenster und schaute auf den wogenden Ozean hinaus. »Was weißt du eigentlich über diesen Halstead?«
»Im Grunde gar nichts. Er war keine zehn Minuten hier.«
»Hat er Geld?«
»Ich glaube schon.«
»Woher weißt du, daß er seriös ist?«
»Das weiß ich nicht.«
»Woher hat er das Buch?«
Mark zuckte mit den Achseln.
»Es ist wahrscheinlich ein ziemlich aussichtsloses Unterfangen«, urteilte Ron.
»Kann schon sein.«
»Und außerdem«, Ron rieb sich die Arme, da ihm plötzlich bewußt wurde, wie kalt es in dem Raum war, »es ist schon hundert Jahre her. In Tell el-Amarna hat es eine Menge Vandalismus gegeben. Viele Diebstähle. Das Grab könnte geplündert worden sein, und wir wissen es nicht einmal.«
»Ron, ich möchte dich hierhaben, wenn Halstead heute abend wiederkommt.«
»Hast du Wein im Haus?«
»Nur eine Zweiliterflasche. Aber ich kann für dich schnell welchen holen.«
Ron lächelte seinem Freund zu. Dann wurde seine Miene wieder ernst. »Weiß Nancy, daß du den Lehrstuhl nicht bekommen hast?«
Mark starrte finster auf das Glas in seiner Hand und leerte es dann in einem Zug. »Ich werde wohl einen Weg finden müssen, wie ich es ihr beibringe.«
»Nimm sie doch mit nach Ägypten.«
»Nein, sie fährt nicht gerne so weit weg, und noch weniger mag sie die Wüste. Abgesehen davon wird es nicht gerade eine Vergnügungsreise werden …«
»Eins läßt mir noch immer keine Ruhe«, meinte Ron und vergrub nachdenklich die Hände in den Taschen seiner Jeans.
»Und was?«
»Was geschah mit Ramsgate? Warum hat man nie wieder etwas von ihm oder von irgendeinem Mitglied seiner Expedition gehört?«
»Ich weiß es nicht.«
»Und warum hat er sein Tagebuch mitten in einem Satz abgebrochen?«
Vier
»Das ist er!«
Ron sprang auf und schaute rasch auf seine Armbanduhr. »Auf die Minute genau. Es ist Punkt sechs.«
Ron und Mark hatten sich telefonisch Pizza bestellt und früh zu Abend gegessen. Danach hatten sie es sich in Marks Wohnung bequem gemacht.
Mark wünschte, er wäre nicht so aufgeregt. Er hatte feuchte Hände, und wie oft er sie auch an seiner Hose abwischte, sie blieben klamm.
Als er die Tür öffnete, sah er
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