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Die sieben Dämonen: Roman

Die sieben Dämonen: Roman

Titel: Die sieben Dämonen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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vorausgesehen, Effendi. Unter den Kisten, die ich vor zwei Tagen hierherbrachte, befinden sich auch einige mit dem reinsten Tee, den man in Ägypten finden kann. Zwei Ghaffir haben ihn seit seiner Ankunft Tag und Nacht bewacht.«
    Mark nickte. Er hatte schon früher erlebt, wie verrückt die Fellachen auf Tee sind. Da sie den Genuß von Alkohol aufgrund ihres Glaubens ablehnen, haben die Nilbauern schon seit langem Zuflucht zu anderen Formen der Anregung genommen. Und weil Haschisch teuer ist und die Arbeit auf den Feldern beeinträchtigte, ist Tee unter den Millionen von Bauern zum Genußmittel Nummer eins geworden. Mark wußte, daß kein Fellache ohne sein Kännchen mit starkem, reichlich gesüßtem Tee aufs Feld gehen würde. Er machte ihn »high« und bereitete ihm körperliches Vergnügen. Er war sein einziger Luxus und somit ein unverzichtbarer Bestandteil seines Lebens. Die Ägypter tranken literweise dicken, schwarzen Tee, gesüßt mit reichlich Zucker.
    »In Ordnung, Hagg, Ihr sollt Euren Tee haben.«
    »Und Zucker, Dr. Davison.«
    »Und Zucker.«
    »Ich habe erfahren«, sprach der ›Umda weiter, »daß Sie auch Männer aus Hag Qandil einstellen werden. Ich muß Sie darauf aufmerksam machen, daß es sich bei diesen um unzuverlässige Halunken handelt. Wir haben zur Zeit keinen Streit mit ihnen, aber trotzdem schiebe ich nachts einen Balken vor meine Haustür.«
    »Was schlagt Ihr vor, Hagg ?«
    »Ich werde versuchen, zwischen Ihnen und den Männern von Hag
    Qandil als Vermittler zu fungieren. Wenn ich mich selbst erniedrige …«, er spreizte seine knochigen Hände und hob seine hageren Schultern, »kann ich mich bei ihnen vielleicht für Sie einsetzen.«
    »Was geht da eigentlich vor?« zischte Halstead ärgerlich.
    »Es ist das alte Versicherungsspiel. Du bezahlst uns, dann brechen wir dir nicht die Beine.« Mark wandte sich wieder an den ›Umda: »Was kann ich tun, um Euch dabei behilflich zu sein, Hagg ?«
    »Ich bin ein alter Mann, Dr. Davison, und ach, meine Tage sind gezählt. Wie viele Sonnenaufgänge ich noch erleben werde, weiß nur Allah. Es wäre mir ein Trost in meinem hohen Alter und meiner Armut, mich an einem kleinen, unbedeutenden Luxus zu erfreuen. An etwas, das für einen großen und wohlhabenden Mann, wie Sie es sind, völlig ohne Belang wäre.« Sein Grinsen verbreiterte sich. »Ich hätte gern CocaCola.«
    Mark warf einen ungeduldigen Blick zu Abdul hinüber, der rasch auf englisch versicherte: »Es ist zusammen mit dem Tee eingetroffen, Effendi. Eine ganze Kiste davon.«
    »Weiß der ›Umda von Hag Qandil davon?«
    »Nein, Effendi.«
    »Dann wollen wir es auch so belassen. Was wir am wenigsten brauchen können, ist eine verdammte Fehde um unser Cola.« Er zwang sich zu einem Lächeln und meinte, zum ›Umda gewandt: »Abgemacht!«
    Der alte Patriarch wurde sichtlich gelöster und lehnte sich in seinem Stuhl zurück, während ein befriedigtes Lächeln sein Gesicht in tausend Falten legte.
    Sanford Halstead, der eben eine Frau dabei beobachtet hatte, wie sie das Haar eines kleinen Jungen nach Läusen durchsuchte, flüsterte Mark zu: »Wie lange dauert das denn noch?«
    »Nicht mehr lange. Lächeln Sie dem Alten zu und stürzen Sie den Tee hinunter. Wenn Sie danach laut rülpsen, wird er ein Leben lang Ihr Freund sein.«
    »Das ist doch wohl nicht Ihr Ernst!«
    »Man sollte sich immer seiner Umgebung anpassen, Mr. Halstead.«
    »Ich kann diesen Gestank nicht mehr lange ertragen, Davison, und ich denke nicht, daß dieser Ort für meine Frau sehr passend ist.«
    »Ihre Frau, Mr. Halstead, ist im Augenblick so unwichtig, daß der ›Umda eine höhere Meinung von Ihrem Esel hätte, wenn Sie einen besäßen. Noch ein paar Minuten, dann werden wir zum Camp aufbrechen. Ich will ihm nur ein oder zwei Fragen über Ramsgate stellen.«
    Als er den letzten Rest seines widerlich süßen Tees hinunterspülte, erblickte Mark einen Mann, der am Rand der Menge stand und nicht dazuzugehören schien. Klein, feist und ölig, hob er sich in krasser Weise von den Dorfbewohnern ab, insbesondere durch sein weißes Hemd, das bis an seinen dicken Hals zugeknöpft war, und durch seine dunkle Hose. Er hatte ein pausbäckiges Gesicht und langes, gewelltes, von Fett glänzendes Haar. Das Hemd war um Kragen und Ärmelaufschläge herum schmutzig und vorne mit Essensflecken gespickt. Der Mann lehnte an einer mit Urin besudelten Mauer und bohrte mit dem Finger in seinem Ohr herum. Seine vermeintlich gleichgültige

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