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Die sieben Dämonen: Roman

Die sieben Dämonen: Roman

Titel: Die sieben Dämonen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Haltung ließ Mark aufmerksam werden.
    Mark wußte, wer er war. Er war der Dorf-Grieche, der einzige Krämer, der Schieber, der Tuchhändler, der Geschäftemacher, der Kredithai. In jedem Dorf, vom Delta bis zum Sudan, gab es einen davon: Vor langer Zeit waren die Griechen ins Niltal gekommen und hatten Profit in der Ausbeutung der Bauern gewittert, die sich für ihre materiellen Bedürfnisse nirgendwo hinwenden konnten. Das Geschäft wurde vom Vater an den Sohn weitergegeben. Sie gingen selten Mischehen mit der einheimischen Bevölkerung ein, und zogen es vor, sich eine Braut aus Griechenland kommen zu lassen. Sie lebten am Rande des Dorfes, nahmen am gesellschaftlichen Leben nicht teil und führten auf Kosten der einfältigen Fellachen ein angenehmes Leben.
    Mark prägte sich das aufgequollene Gesicht des Mannes ein und wandte sich wieder dem ›Umda zu. »Ich brauche einige Auskünfte, Hagg .«
    »Und ich habe die Antworten, inschallah.«
    »Vor hundert Jahren kam ein Engländer hierher, um in den Ruinen zu graben. Das war noch vor Petrie, Hagg . Er starb an einer Krankheit, und die Gegend um sein Lager und seine Arbeitsstätte herum wurde unter Quarantäne gestellt. Kennt Ihr diesen verbotenen Ort?«
    Zum ersten Mal, seit er aus dem Haus getreten war, verdunkelten sich die klugen kleinen Augen des ›Umda. »Das war vor langer, langer Zeit, Dr. Davison, und heute gibt es keinen Sperrbezirk mehr. Auch aus meiner Erinnerung ist mir kein solcher Ort bekannt, und ich bin immerhin über achtzig Jahre alt.«
    »Es war in der Zeit des letzten türkischen Paschas, bevor die Briten die Regierung übernahmen. Damals wurde ein Dokument veröffentlicht, das jedermann untersagte, ein bestimmtes Gebiet zu betreten. Ich glaube, es lag in den Hügeln.«
    »Mein Großvater war damals ›Umda in diesem Dorf, Dr. Davison. Als ich noch ein kleiner Junge war, erzählte er mir von den ersten Fremden, die hierherkamen, um Ausgrabungen durchzuführen. Sie nannten sich Wissenschaftler, doch sie waren nichts weiter als Schatzsucher. Sie legten die Ruinen unserer Ahnen frei und entwendeten die schönen Dinge, die sie dort fanden. Sie teilten nichts mit uns.«
    Nichts, dachte Mark bei sich, außer die englischen Pfunde, die sie euch dafür bezahlten, daß ihr ihnen beim Graben halft. »Erinnert Ihr Euch an einen namens Ramsgate?«
    Fast unmerklich zögerte der ›Umda, bevor er die Frage verneinte.
    »Erinnert Ihr Euch an irgend etwas, das mit der verbotenen Zone in Zusammenhang steht?«
    »Ich weiß nicht, warum Ihr mich diese Dinge fragt. Von welchem Belang können sie sein, wenn sie sich schon vor hundert Jahren ereignet haben?«
    »Sie sind von Belang, Hagg. Wißt Ihr, wo sich der Sperrbezirk befand? Oder läßt Euch in Eurem hohen Alter Euer Gedächtnis im Stich?«
    Seine lebhaften kleinen Augen flackerten auf. »Das Alter hat mein Gedächtnis nicht getrübt, Dr. Davison! Ja, ich entsinne mich, daß mein Großvater mir von einem britischen Forscher erzählte, der mit seiner Frau und seinen Freunden in den Ruinen starb. Sie seien krank gewesen, so sagte er mir. Und dann verbot die Regierung unseren Leuten, das Gebiet zu betreten.«
    »Wo war das, Hagg ?«
    »Ich weiß es nicht. Mein Großvater hat es mir gegenüber niemals erwähnt. Als ich alt genug war, um die antiken Stätten selbst zu besu
    chen, galt das Verbot nicht mehr, denn eine neue Regierung mit neuen Gesetzen und einer neuen Polizei hatte die Macht im Land übernommen. Die alten Regeln waren vergessen.«
    »Wann war das?«
    Der ›Umda wandte den Blick ab. »Als ich jung war.«
    Mark betrachtete nachdenklich das Muster des Teppichs, auf dem er saß, und fuhr sich mit der Hand über den verschwitzten Nacken. »Ist der Name Ramsgate bekannt?«
    »Nein.«
    »Dann gibt es also keine verbotenen Orte mehr in der Nähe?«
    »Nein.«
    »Und Ihr würdet Eure Enkel überall dort spielen lassen, wo sie wollen?«
    »Ja.«
    »Ihr seid uns eine große Hilfe gewesen, Hagg, und ich bin Euch sehr dankbar. Einer meiner Männer wird heute abend drei Flaschen CocaCola zu Eurem Haus bringen.«
    Schlagartig änderte sich die Stimmung des Greises. Seine Miene hellte sich auf, und er strahlte wie die aufgehende Sonne. »Dr. Davison, Ihr beschämt mich mit Eurer Großzügigkeit!«
    Die Frau des ›Umda, die an dieser Stelle eine Gesprächspause wahrnahm – denn die Unterhaltung der Männer zu unterbrechen hätte für sie eine Tracht Prügel zur Folge gehabt –, beugte sich nun dicht zu ihm

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