Die sieben Dämonen: Roman
Etwa dreißig Meter vom Camp entfernt befanden sich zwei Duschkabinen und zwei Latrinen.
Es war die heißeste Zeit des Tages. Träge kletterten die Expeditionsteilnehmer aus den Landrovern, klopften sich den Staub von den Kleidern und sahen sich mißtrauisch im Camp um. Ron, der tatkräftigste unter ihnen, brachte sofort seine Kamera zum Einsatz. Er lief hin und her und machte von allen Schnappschüsse, um die Stimmung beim Bezug des Camps auf Fotos festzuhalten.
Abdul begann, zwei Fellachen, die aus dem Arbeiterdorf herbeigeeilt
waren, in harschem Ton Befehle zu erteilen. Vom Camp aus konnte man ihr zusammengerolltes Bettzeug und ihr Lagerfeuer zwischen den Ruinen sehen. Mark ging langsam umher, nahm das Camp näher in Augenschein und überprüfte alle Vorrichtungen.
Die übrigen wurden in ihre Zelte geführt. Vier davon waren als private Unterkünfte gedacht: die Halsteads in einem Zelt, Ron und Mark in einem anderen, Hasim und Abdul im dritten und Jasmina Schukri mit ihrer medizinischen Ausrüstung allein im letzten. Ein fünftes Zelt diente Ron als Dunkelkammer, das sechste war als Arbeitsraum eingerichtet worden und enthielt Ausgrabungs-, Labor-und Meßgeräte, während das siebte und größte Zelt als Gemeinschaftsraum vorgesehen war, in dem vor allem die Mahlzeiten eingenommen werden sollten.
Mark beobachtete, wie Sanford und Alexis Halstead zu ihrer Unterkunft geführt wurden, während sich drei Fellachen hinter ihnen mit dem Gepäck abmühten. Halstead hatte bezüglich seiner Unterbringung und der seiner Frau ganz präzise Forderungen gestellt, und Mark hoffte insgeheim, daß Abdul sie hatte erfüllen können.
Als sie im Inneren ihres Zeltes verschwanden, ging Mark langsam weiter. Ein Insekt streifte sein Gesicht. Er schlug danach und schaute auf, um besser zielen zu können, doch da hielt er plötzlich inne. Er hob die Hand, um seine Augen vor dem Sonnenlicht zu schützen, und blickte hinauf zur Spitze des Felsens, der das Camp mehrere hundert Meter überragte. Dort oben stand eine stumme Gestalt, die sich gegen den blauen Himmel abzeichnete und auf das rege Treiben hinabstarrte.
Mark schaute eine Weile hinauf und versuchte, die Person auf dem Felsen deutlicher zu erkennen. Dann ließ er die Hand sinken und hielt nach Abdul Ausschau.
Er wußte, daß auf der Hochebene über dem Wadi noch eine alte Straße existierte, eine Straße, die einst von den Soldaten Echnatons gebaut worden war und von den örtlichen Ghaffir noch gelegentlich auf ihren Wachgängen benutzt wurde. Doch dieser Mann hatte nicht wie ein Ghaffir ausgesehen. Zum einen hatte er kein Gewehr gehabt, zum anderen hatte er weder Maultier noch Kamel mit sich geführt. Mark konnte nicht einmal mit Bestimmtheit sagen, ob es überhaupt ein Mann war.
Abdul hatte gerade eine Auseinandersetzung mit einem seiner Helfer. Offensichtlich ging es darum, die Duschreservoirs mit ausreichend Wasser zu versorgen, damit sich sechs Personen waschen konnten. Der Helfer fuchtelte mit den Armen und erklärte etwas, das Mark nicht recht hören konnte.
Als er wieder zum Gipfel aufschaute, war die dunkle Gestalt verschwunden.
Jasmina sagte leise »Schukran« zu einem der Fellachen, der ihr Gepäck getragen hatte und wartete, bis er das Zelt verlassen hatte. Dann drehte sie sich um, entrollte das engmaschige Netz über dem Zelteingang und zog es mit dem Reißverschluß zu. Jasmina kannte die Probleme, die es mit Insekten hier geben würde. Sie warf einen prüfenden Blick auf die Zelteinrichtung. Abdul hatte gute Arbeit geleistet. Das Feldbett schien bequem zu sein; ein Moskitonetz hing, von einem Knäuel an der Decke ausgehend, in bauschigem Fall über das Bettgestell bis auf den Boden. Ein farbenfroher Teppich war davor ausgebreitet. Es gab einen Stuhl und einen kleinen Schreibtisch, außerdem den Labortisch und die Regale, die sie für die medizinische Ausrüstung benötigte. An einer Zeltwand stand eine Kiste mit Instrumenten und Medikamenten.
Von der anstrengenden Fahrt ziemlich ermattet, ging Jasmina im Zelt umher und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Es gab so viel, worüber sie nachdenken mußte, und sie war so erfüllt von den widerstreitendsten Gefühlen, über die sie sich klarwerden mußte. Jasmina ließ sich auf dem Rand des Feldbetts nieder und knotete erschöpft das Tuch in ihrem Haar auf. Als ihre langen, dichten Haare auf Schultern und Rücken herabfielen, seufzte sie erleichtert auf.
Ihre Einsamkeit war das erste, wogegen sie ankämpfen
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