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Die sieben Dämonen: Roman

Die sieben Dämonen: Roman

Titel: Die sieben Dämonen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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wollte, auch wenn es sich um ein beinahe schon alltägliches Problem handelte, an das sich Jasmina Schukri schon seit langem gewöhnt hatte. Die Einsamkeit hatte sie durch Schul-und Collegejahre hindurch begleitet, war auch in Gesellschaft von Freunden immer da gewesen, und daran würde sich erst recht nichts ändern, wenn sie die Doktorwürde erlangte und praktizierende Ärztin wurde.
    Sie war sich nicht sicher, warum sie sich dieser Expedition angeschlossen hatte, wenn man einmal davon absah, daß die Entlohnung gut war
    und daß der Vorarbeiter, Abdul Rageb, ihr versichert hatte, es sei leicht, für die Amerikaner zu arbeiten.
    Jasmina saß vornübergebeugt auf dem Feldbett und ließ ihre Hände kraftlos im Schoß ruhen. Einen Augenblick lang dachte sie über die Fremden nach, wobei sie die Halsteads geflissentlich überging. In ihren Augen war dieses Ehepaar es nicht wert, daß sie überhaupt einen Gedanken an sie verschwendete. Mit den beiden Ägyptologen verhielt es sich da schon etwas anders. Der blonde schien ganz nett zu sein, wenn auch nicht besonders ernst zu nehmen; dem anderen, dem Leiter der Expedition, traute Jasmina Schukri jedoch nicht so recht. Sie hatte in ihrem Leben schon genug Leute von der Art wie Mark Davison kennengelernt, um zu wissen, was seine Beweggründe waren und was sie von ihm zu erwarten hatte. Er würde sein wie die anderen, die Ausbeuter, für die sie schon seit langem Verachtung empfand. So würde sie Distanz wahren und ihn für ihre Zwecke benützen.
    Jasmina spürte, wie etwas an ihrer Wange vorbeistreifte, und verscheuchte es geistesabwesend mit der Hand.
    Abdul Rageb hatte ihr nicht gesagt, wonach die Ägyptologen suchten, und Jasmina war nicht sicher, ob es sie überhaupt interessierte. Alles, worauf es ankam, war die gute Bezahlung, die man ihr versprochen hatte. Außerdem hatte der großzügige Geldgeber, Mr. Halstead, ihr völlige Freiheit beim Einkauf ihrer medizinischen Ausstattung gelassen. Welch ein Unterschied zu einem staatlichen Krankenhaus!
    Wieder berührte etwas ihre Wange. Sie fegte es weg.
    Dann fiel Jasmina wieder Hasim al-Scheichly ein, mit dem sie sich bereits länger unterhalten hatte. Obgleich er sich vielleicht ein wenig zu sehr um die Amerikaner bemühte – aber schließlich bestand darin seine Aufgabe –, war er ein junger Mann, den zu mögen Jasmina nicht schwerfiel. Er war gutaussehend und tatkräftig und schien im Umgang mit ihr selbstsicher genug zu sein, um sich nicht von ihr bedroht zu fühlen. So viel von Jasminas Einsamkeit rührte von den archaischen Traditionen des Islam her, in denen sich die Frau dem Mann unterzuordnen hatte. Selbst ihre Mitstudenten fühlten sich unbehaglich in ihrer Gegenwart und schreckten vor engeren Beziehungen zu ihr zurück. Bald wäre sie Ärztin, und die
    Aussichten, in diesem muslimischen Land einen Mann zu finden, der ihr eine Karriere und einen eigenen gesellschaftlichen Rang erlaubte, waren praktisch gleich Null. Hasim al-Scheichly war seit langem der erste Mann, der …
    Schon wieder streifte es vorüber, und diesmal riß es Jasmina aus ihren Gedanken. Sie fuhr sich mit der Hand an die Wange und schaute sich im Zelt um, das im Augenblick dank der schräg einfallenden Nachmittagssonne gut beleuchtet war. Sie suchte nach dem lästigen Insekt, und als sie es nicht fand, tastete sie ihr Gesicht nach einem verirrten Haar ab.
    Jasmina hoffte, daß die Expedition den ganzen Sommer über dauern würde, obwohl Abdul Rageb dies nicht hatte versprechen können. Wenn sie sich tatsächlich über den gesamten Sommer hinzöge, würde sie genug Geld verdienen, um …
    Diesmal fühlte es sich an wie ein winziger Klaps, wie ein Nachtfalter, der gegen eine Fensterscheibe flattert. Jasmina stand auf und ging hinüber zum Toilettentisch, der mit einem Krug, einer Waschschüssel, Seife und Handtüchern ausgestattet war und über dem ein Spiegel hing. Sie beugte sich vor, um zu sehen, wo das Insekt sie gestochen hatte, und entdeckte auf ihrer Wange einen kaum hervortretenden roten Punkt. Jasmina überprüfte sofort die beiden Fenster auf Löcher, doch bei beiden waren die Moskitonetze unversehrt. Dann öffnete sie die Kiste mit dem medizinischen Material und nahm ein Päckchen Fliegenpapier und eine Insektenspraydose heraus. Das war es wohl, worauf sich ihre ärztliche Tätigkeit in diesem Sommer beschränken würde: auf die Behandlung von Insektenstichen.

    Hasim al-Scheichly packte mit peinlicher Sorgfalt seinen Waschbeutel aus

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