Die sieben Dämonen: Roman
einem Schraubstock festgehalten würde. Der Schweiß trat ihm aus den Poren, und sein Körper zitterte so heftig, daß das Feldbett wackelte.
Die Augen brannten auf ihn nieder, und als der nackte, glänzende Oberkörper sich hob und senkte und die Brustmuskeln das schwache Sternenlicht zurückwarfen, da bemerkte Sanford Halstead, daß der Eindringling ganz aus Gold beschaffen war. Sein glatter, kraftstrotzender Körper erstrahlte im einfallenden Mondschein: goldgelb, metallisch und von verschwenderischer Pracht. Das Traumbild bestand aus reinem Gold mit zwei Elfenbeinaugen, die in der Dunkelheit wie Signalfeuer leuchteten.
Halstead gab einen erstickten Kehllaut von sich und versuchte sich zu rühren, aber es gelang ihm nicht.
Da hob das Monster seinen gewaltigen rechten Arm und deutete mit einem glänzenden Goldfinger direkt auf ihn, und in einem heiseren Flüstern, das nur in Halsteads Traum zu hören war, stieß es hervor: »Na-khempur. Na-khempur …«
Halstead wollte etwas sagen, brachte aber kein Wort heraus.
Gefangengehalten von den lichtsprühenden Augen, hörte er immer und immer wieder: »Na-khempur, na-khempur, na-khempur …«, bis er in völliger Erschöpfung zurückfiel und in eine traumlose Ohnmacht versank.
Mark wachte auf, weil jemand schnaufend und keuchend um das Camp trottete. Er blinzelte ein paarmal, stöhnte und schaute auf. Ron saß auf der Kante seines Feldbetts und frottierte mit einem Handtuch sein feuchtes Haar.
»Die Sonne ist schon aufgegangen!« begrüßte er ihn.
»Was? O verdammt! Wo ist Abdul?« Mark befreite sich aus dem Moskitonetz und stellte fest, daß er von hämmerndem Kopfweh geplagt wurde.
»Er war vor ein paar Minuten hier. Ich habe ihm gesagt, daß ich dich wecken würde.«
Mark hielt sich mit beiden Händen den Kopf. »Gott, mein Schädel …«
Vom Zelteingang her war ein höfliches Räuspern zu vernehmen.
»Verzeihung, Effendi.«
»Bin schon wach, Abdul!« rief Mark und verzog das Gesicht vor Schmerz. »Ich komme gleich heraus.« Er erhob sich schwankend und tastete sich zu dem Wasserkrug und der Waschschüssel auf seinem Toilettentisch vor. »Ich kann gar nicht glauben, daß ich so tief geschlafen habe. Ich habe nicht einmal geträumt. So ein Mist, ich hatte vor, bei Sonnenaufgang bereits draußen im Gelände zu sein …« Er beugte sich mutig über die Schüssel und leerte den Krug kalten Wassers über seinen Kopf. Als er sich aufrichtete und die Haare schüttelte, hörte er die dumpfen Schritte wieder herannahen.
»Das ist Halstead«, erklärte Ron und zog sich ein Greenpeace-T-Shirt über den Kopf.
Mark verzog das Gesicht. »Er ist besser in Form als ich, und dabei könnte er mein Vater sein.«
»Ich nehme heute beide Kameras mit«, fuhr Ron fort und schlüpfte in seine Stiefel. »Ich packe auch das Zoomobjektiv ein. Sag mir nur, was ich aufnehmen soll.«
Mark nickte, während er sich das Gesicht mit einem Handtuch trok
kenrieb. Er wollte eben in seine Jeans schlüpfen, als er von draußen plötzlich Lärm hörte und aufschaute. »Was ist das?«
»Klingt wie eine Auseinandersetzung.«
Sie rannten beide aus dem Zelt, hasteten über den noch kühlen Sand und erreichten das Gemeinschaftszelt noch rechtzeitig, um einen aufgeregten Schwall von Beschimpfungen auf arabisch zu vernehmen. Drinnen fanden Mark und Ron Jasmina Schukri, die mit wutverzerrtem Gesicht dastand und sich mit der alten Fellachin ein schrilles Wortgefecht lieferte.
Ohne vom Eintreten der beiden Männer auch nur die geringste Notiz zu nehmen, fuhr die alte Samira fort, ihre Gegnerin mit wüsten Beleidigungen zu traktieren. Dann packte sie einen leeren Topf, riß ihn jäh in die Höhe und schmetterte ihn mit aller Wucht auf den Tisch.
»Was geht hier eigentlich vor?« rief Mark.
Nur Jasmina reagierte auf seine Frage. Die Fellachin starrte ihre Gegnerin weiter mit vor Zorn funkelnden Augen an.
»Dr. Davison«, sagte die junge Frau, sichtlich bemüht, die Fassung zu bewahren, »sie weigert sich, das Trinkwasser abzukochen.«
»Na, großartig!« Mark rieb seine bloßen Arme, um die morgendliche Kälte abzuwehren, und wandte sich auf arabisch an die alte Fellachin. Zu seinem Ärger mußte er aber feststellen, daß sie ihn überhaupt nicht beachtete, sondern ihren giftigen Blick weiterhin auf Jasmina geheftet hielt. Er wiederholte seine Worte ein wenig lauter und langsamer, aber noch immer nahm die Alte keine Notiz von ihm. »Was soll das heißen? Versteht sie mich nicht?«
»Sie
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