Die sieben Dämonen: Roman
durch die Gruppe, die um die verkohlte Feuerstelle herum stand, daß Haare und Kleidung flatterten. Nach einer ganzen Weile stand Mark endlich auf und erklärte: »Ich will, daß wir hier eine Grabung durchführen.«
Nun wurde es allmählich notwendig, das Laborzelt für die bevorstehenden Analysen herzurichten, und Mark war froh, daß ihm diese Aufgabe keine Zeit zum Nachdenken ließ. Nachdem er und Ron Löcher in den Sand gegraben und die betreffende Parzelle durch ein Seil abgesperrt hatten, waren die Fellachen beim Wegrollen der Felsbrocken auf weitere verkohlte Knochen gestoßen. Alle stammten von Menschen.
Es bestand kein Zweifel mehr darüber, was mit den Leichnamen der Ramsgate-Expedition geschehen war.
Mark konnte sich nicht erklären, warum ihm diese Entdeckung so naheging. Sein ganzes Leben war dem Studium der toten Dinge gewidmet, und das Ausgraben von Leichen gehörte zu seinem Beruf. Aber diesmal stellte sich alles ganz anders dar. Es ging hier um die Überreste von Leuten, die vor gar nicht so langer Zeit gelebt hatten und die sich in ihrer Denkweise nicht allzusehr von ihm selbst unterschieden haben mochten. Beim Umgang mit ihren Knochen spürte er eine vertraute Nähe, die er bei der Zerlegung dreitausend Jahre alter Mumien niemals empfunden hatte.
Hasim al-Scheichly hatte ihn in diese nachdenkliche Stimmung versetzt. Nachdem er einen Schädel freigelegt hatte, an dem noch immer weiße Haarbüschel klebten, hatte der junge Araber gefragt: »Wollen Sie den Toten ein christliches Begräbnis geben?« Mark hatte nicht gewußt, was er darauf erwidern sollte. Er war Atheist und glaubte nicht an ein Leben nach dem Tod. Mark wußte zunächst gar nicht, was er von Hasims Vorschlag halten sollte, und so ließ er die Frage unbeantwortet. Im Augenblick sorgte Abdul dafür, daß die Knochen vorsichtig in eine Kiste gelegt wurden und daß alles, was von der Ramsgate-Expedition übriggeblieben war, von dem Scheiterhaufen wegtransportiert wurde. Später, nachdem man die Kiste versiegelt und eingelagert hätte, würde Mark sich überlegen, was damit geschehen sollte.
Als Abduls Helfer mit den ersten ausgegrabenen Gegenständen ankamen, war Mark fertig mit der Vorbereitung des Laborzelts.
Dieses Zelt war größer als die übrigen, denn es diente zugleich als Lagerraum für alle Vorräte mit Ausnahme der Lebensmittel. Sperrige Ausrüstungsgegenstände – Spitzhacken, Schaufeln, Kellen, Eisenspitzen und Stangen – lagen in ungeöffneten Kisten unter den Arbeitstischen. Ein kleiner Ventilator surrte in einer Ecke, um die Luft in Bewegung zu halten, während Mark arbeitete. Auf der »schmutzigen« Arbeitsplatte hatte er die Reinigungsgeräte angeordnet: Pinsel, Lappen, Bürsten, Paraffinwürfel, Wasserschalen, Pinzetten und Messer verschiedener Größen. Hier legten die Fellachen behutsam die eingesammelten Gegenstände nieder: geschwärzte und verbogene Metallstücke, angesengte Stoff-und Papierfetzen, Tonscherben und Holzsplitter.
Nachdem Mark jedes Stück gereinigt und katalogisiert hatte, schob er es auf den »sauberen« Tisch hinüber, auf dem Zeichenblöcke, Bleistifte, Kugelschreiber, Winkelmesser, Lineale, Geodreiecke, ein Vergrößerungsglas, ein Mikroskop und ein Logbuch lagen. Er arbeitete schweigend und konzentriert.
Jasmina kehrte mit der nächsten Fuhre ins Camp zurück. Ron, Hasim und Halstead waren am Ausgrabungsort geblieben und gingen dort ihren jeweiligen Tätigkeiten nach: Ron fotografierte, Hasim protokollierte den Fortgang der Arbeit, und Halstead sah ihnen dabei zu. Jasmina erschien im Eingang des Arbeitszelts und räusperte sich höflich.
Mark, der auf einem hohen Hocker saß und gerade einen Elfenbeinkamm von Ruß befreite, schaute auf. »Hallo, kommen Sie doch herein. Was macht die Arbeit?«
»Mr. Rageb ist schon beim letzten Stück angekommen.«
»Prima. Dann können wir ja morgen damit beginnen, die Gräben auszuheben. Wie geht es Halstead? Sind wieder Probleme mit seiner Nase aufgetreten?« Sie zuckte mit den Schultern, was sonst gar nicht ihre Art war, und blieb weiterhin zögernd im Eingang stehen.
Mark griff unter die Werkbank und zog einen weiteren Hocker darunter hervor. »Ich fürchte, Sie nehmen mir mein bestes Licht.«
»Entschuldigung.« Jasmina trat ein und zog den Hocker zu sich heran. Sie kletterte darauf, stellte ihre Füße auf eine Sprosse und
fragte dann: »Dr. Davison, darf ich mich mit Ihnen über etwas unterhalten, das mir Sorgen bereitet?«
Er legte den
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