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Die sieben Dämonen: Roman

Die sieben Dämonen: Roman

Titel: Die sieben Dämonen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Noch eine Stunde oder so.« Er studierte weiterhin die Fotos, die auf der Motorhaube des Landrovers ausgebreitet lagen. Es handelte sich um Aufnahmen von den Kalksteinfragmenten, die er am Abend zuvor entdeckt hatte. Nachdem Mark beim Sichten der Fundstücke auf ein weiteres Fragment gestoßen war, hatten er und Ron die halbe Nacht damit verbracht, die Steine zu reinigen und zu untersuchen. Erst im Morgengrauen hatten sie die Arbeit enttäuscht niedergelegt. Zwar hatte es sich herausgestellt, daß die beiden Steine tatsächlich Teile von Ramsgates erstem Fragment waren, doch sie befanden sich bei weitem nicht in dem Zustand, in dem Ramsgate sie gefunden hatte. Früh am Morgen hatte Mark die Feuerstelle nochmals mit seinem eigenen Gittersieb durchkämmt und war zu der bitteren Erkenntnis gelangt, daß diese geschwärzten Bruchstücke und eine Handvoll Ruß alles waren, was von Ramsgates wunderschönen Stelenfragmenten übriggeblieben war. Trotzdem waren sie sich darüber im klaren, daß sie damit ein bemerkenswertes Fundstück in Händen hielten.
    In einer Hinsicht hatte Ramsgate recht mit seiner Behauptung, daß »mit der Stelle irgend etwas nicht stimmte«. Sie war in der Tat mit keiner bisher bekannten vergleichbar. Durch eine sorgfältige und langwierige Untersuchung war es Mark und Ron gelungen, die Umrisse von sieben in den Stein gemeißelten Figuren zu erkennen. Bis dahin hatten sie jedoch nur vier davon genau bestimmen können: Amun, der Schutzgott von Theben, der auch unter dem Namen »der Verborgene« bekannt war; Am-mut, ein Untier, das sich aus Teilen unterschiedlicher Tiere zusammensetzte und »der Gefräßige« genannt wurde; Akhekh, eine Antilope mit einem Vogelkopf; und schließlich, ganz deutlich erkennbar, Seth, der Teufel unter den Göttern.
    Amun, der Verborgene, befand sich in der Mitte des Fragments, die anderen sechs huldigten ihm. Keine der dargestellten Gestalten hatte Ähnlichkeit mit einem Menschen. Die Kartusche von Tutanchamun war gut leserlich und lieferte die Erklärung dafür, warum die Figuren nicht in dem revolutionären Amarna-Stil gemeißelt waren. Nach Echnatons Sturz war Tutanchamun ihm auf den Thron gefolgt, und die Kunst war zu ihren alten Ausdrucksformen zurückgekehrt, als ob es den Ketzerkönig nie gegeben hätte. Diese Stele war offensichtlich von den Amun-Priestern in Auftrag gegeben worden, nachdem die alte Ordnung wiederhergestellt worden war.
    Mark rückte seine Sonnenbrille auf die Stirn, damit er sich die Schweißtropfen aus den Augen wischen konnte. »Wir brauchen diesen Stelensockel, Ron. Ohne ihn haben wir keinen Anhaltspunkt, wo wir nach dem Grab suchen sollen.«
    Hasim al-Scheichly kletterte aus dem Landrover, wo er sich Notizen für seinen Bericht gemacht hatte, und gesellte sich zu den beiden Ägyptologen. »Ich habe beschlossen, mit dem Bericht an meine Vorgesetzten in Kairo noch ein wenig zu warten, bis wir etwas Greifbareres zu melden haben.«
    Mark nickte verständnisvoll. Seine Aufmerksamkeit wurde von Hasim abgelenkt, als er Jasmina durch den Sand auf sie zukommen sah. Hinter ihr lehnten mehrere Fellachen mit geschlossenen Augen und hängenden Köpfen an der Felswand. Als sie näher kam, bemerkte Mark, daß ihre kaffeebraune Haut mit einer dünnen Schweißschicht überzogen war. Er stellte auch fest, daß ihr Anblick – ihr zierlicher
    Körperbau und ihre exotischen Gesichtszüge – ihm gefiel. Er lächelte sie freundlich an.
    »Es gibt keinen Schatten mehr, Dr. Davison. Diese Männer müssen ins Lager zurückgebracht werden. Sie haben sich einen Sonnenstich zugezogen.«
    Mark nickte. Dann wandte er sich um und rief nach Abdul. Als dieser auf das Rufen aufmerksam wurde, schwenkte Mark die Hände über dem Kopf. Zu Jasmina sagte er: »Wir hören für heute auf.«

    Sanford Halstead betrachtete die Einhaltung einer mittäglichen Ruhepause als reine Zeitverschwendung, selbst wenn im Cañon Temperaturen von weit über vierzig Grad herrschten. Waren diese Leute etwa nicht daran gewöhnt?
    Er blickte auf den Vorhang, der sein Zelt in zwei Hälften teilte, und hörte, wie sich seine Frau im Schlaf ruhelos hin und her warf. Dann wandte er sich ab und starrte wieder mit über dem Bauch gefalteten Händen an die Zeltdecke. Abermals grübelte er über das Problem nach, das ihn schon den ganzen Tag über beschäftigte. An diesem Morgen hatte Halstead in seinem Urin Blut entdeckt. Vielleicht hatte es gar nichts zu bedeuten, vielleicht machte er sich grundlos Sorgen.

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