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Die sieben Dämonen: Roman

Die sieben Dämonen: Roman

Titel: Die sieben Dämonen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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andere Personen wahr, die an ihnen vorbeirannten. Sie hörten Halsteads aufgeregte Stimme und dann wieder den durchdringenden, vogelartigen Schrei.
    Mark und Ron liefen hinter den anderen her und fanden die alte Samira, die ihre Arme und ihr weites Gewand wie schwarze Flügel ausgebreitet hatte und mit zum Himmel gerichtetem Blick ein markerschütterndes Geheul ausstieß. Zu ihren Füßen lag ein menschlicher Körper.
    »Um Gottes willen!« schrie Ron. »Was ist das?«
    Mark blieb jäh stehen. Er war vor Entsetzen wie gelähmt. Im Sand, direkt vor dem Laborzelt, das er bewachen sollte, lag der gekrümmte, nackte Körper des Ghaffir. Sein Gesicht, mit den starren, weit aufgerissenen Augen und dem angstvoll verzerrten Mund, war mit einer braunen Paste bedeckt, die ihm aus dem Mund quoll und sich auf den Sand ergoß. Dieselbe Substanz war auch über seine Hände und sein Gesäß verschmiert.
    Einen Augenblick lang meinte Mark, der Boden gäbe unter seinen Füßen nach. Dann faßte er sich wieder und gewahrte die anderen, die, zumeist nur halb bekleidet, in schockiertem Schweigen dastanden.
    Halstead wandte sich ruckartig ab, faßte sich an den Magen und begann sich zu übergeben.
    Hasim al-Scheichly, der wie Ron und Mark kein Hemd trug, fiel gegen die Zeltwand und sank langsam zu Boden.
    Mark sah sich nach Abdul um. Der düstere Ägypter war gerade hinzugekommen. Er stand etwas abseits und starrte mit verschleiertem Blick auf den übel zugerichteten Körper des Ghaffir.
    »Mark!« flüsterte Ron. »In Ramsgates Tagebuch …«
    »Ach, halt den Mund!« Mark wandte sich seinem Vorarbeiter zu.
    »Abdul!«
    Abdul Rageb trat zu ihm hin. »Ja, Effendi?«
    »Was ist hier passiert?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Mark begann, vor Wut zu zittern. »Du hast keine Ahnung, wer das hier getan hat?«
    Die Miene des Ägypters blieb undurchdringlich. »Nein, Effendi.«
    »Schaff die Leiche weg, Abdul, mach seine Familie ausfindig, und sieh nach, ob im Zelt irgend etwas gestohlen wurde.«

    »Ich will wissen, wer das getan hat, verdammt noch mal!« brüllte Mark und schlug mit der Faust auf den Tisch.
    Abdul, der ihn durch seine Gelassenheit fast zur Weißglut brachte, schwieg beharrlich.
    »Es war nicht wegen der Colas, im Zelt ist alles unberührt! Der Mann wurde folglich aus persönlichen Motiven umgebracht! Jemand muß einen Groll gegen ihn gehegt haben! Nun, ich will, daß damit Schluß ist, und zwar sofort! Ist das klar?« Mark starrte seinen Vorarbeiter an und verspürte zum ersten Mal in der langen Zeit ihrer Bekanntschaft das Verlangen, den Mann zu erwürgen. Die anderen im Zelt saßen schweigend und mit ausdruckslosen Gesichtern da. Nur die alte Samira lief hin und her und verrichtete mit mechanischen Handbewegungen ihre Arbeit. Die Entdeckung der Leiche hatte sie so aus der Fassung gebracht, daß alle Mühe gehabt hatten, sie zu beruhigen. Erst der Anblick einer Spritze aus Jasminas Arzttasche hatte sie zum Ver
    stummen gebracht. Der einzige, der sich nicht unter ihnen befand, war Sanford Halstead, der wieder von heftigem Nasenbluten befallen worden war.
    Abduls Stimme klang ruhig und gemessen. »Er war kein beliebter Mann, Effendi. Es gab viele Leute, die ihm mißgünstig gesonnen waren. Ich glaube, er hat die Ehefrau eines Mannes beleidigt.«
    »Hör zu, Abdul, ich will nicht, daß mein Lager für diese Leute zum Schlachtfeld wird! Sie sollen ihre Fehden anderswo austragen, aber nicht hier! Verstehst du das?«
    »Ja, Effendi.«
    Mark sackte auf der Bank zusammen und bedeckte sein Gesicht mit den Händen. Der Duft von dampfenden Linsen auf dem Herd reizte ihn zum Würgen. »Hat es seine Familie schon erfahren?« fragte er gequält.
    »Der Mann hatte nur einen betagten Onkel in Hag Qandil. Ich werde dafür sorgen, daß er benachrichtigt wird und daß sein Neffe ein ordentliches Begräbnis bekommt. Ich werde dem alten Mann außerdem eine Hinterbliebenenentschädigung zahlen.«
    »Ja, tu das. Und, Abdul …«, Mark schaute zu seinem alten Freund auf, »… danke.«
    Nachdem Abdul gegangen war, saßen alle für eine Weile stumm und regungslos da und vermieden es, einander in die Augen zu sehen. Statt dessen starrten sie trübsinnig auf ihre Hände oder ihren Tee. Drei Stunden waren seit dem grausigen Vorfall vergangen, doch der Schrecken saß ihnen allen noch in den Knochen.
    Schließlich brach Ron das Schweigen. »Was ich nicht verstehe, ist … es ging alles völlig geräuschlos ab. Ich meine, einige von uns waren doch wach, aber

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