Die sieben Dämonen: Roman
Nabelschnur des Kindes enthielt und das sie auf Habibs Feld vergraben würde. Drinnen im Haus hatte sie bereits die Nachgeburt bestattet.
Mark war erschüttert, als er Jasmina sah. Ihre kupferbraune Gesichtsfarbe war einer fahlen Blässe gewichen, und ihre dunklen Augen hatten ihren Glanz verloren und wirkten trübe und ausdruckslos. Ihre Bluse war vorne ganz mit Blut beschmiert.
»Geht es Ihnen gut?« fragte er.
»Ja«, seufzte sie, »aber wir müssen jetzt gehen.«
Sie fuhren durch die Ebene zurück, während die Sonne unterging und die Landschaft immer mehr in Dunkel gehüllt wurde. Die hüfthohen Ruinen von Achet-Aton schienen sich auszudehnen und über den Sand zu gleiten, als der Landrover vorüberratterte. Jasmina saß gegen die Wagentür gelehnt und preßte ihre Stirn ans Fenster. Sie hielt die Augen geschlossen.
»Sie waren einfach großartig«, bemerkte Mark, nachdem sie lange geschwiegen hatten. »Hatten Sie diesen Traum wirklich?«
»Nein.«
Während er den Geländewagen über Hügel und um hervorspringende Ruinen herum lenkte, riskierte Mark einen Blick auf die junge
Frau neben ihm. Sie wirkte in sich gekehrt und beinahe trübsinnig. »Jasmina, was ist denn los? Sie haben das Baby doch gerettet!«
»Ja, Mark, aber die Frau hat es nicht überstanden.«
Die Dämmerung war seine Lieblingstageszeit. Das Abendessen war vorüber, die Hauptarbeit getan, und die schlimme Hitze des Nachmittags ging allmählich in milde, tropisch warme Luft über. Mark konnte hören, wie die Fellachen in der Arbeitersiedlung in die Hände klatschten und sangen. Er vernahm auch Doug Robertsons klassische Gitarre, die aus Rons Dunkelkammer zu ihm herüberdrang. Am Geklapper von Geschirr und Pfannen erkannte er, daß Samira dabei war, die letzten Handgriffe in der Küche zu verrichten.
Als Mark sein Feuerzeug an den Tabak in seiner Pfeife hielt, nahm er sich vor, die alte Fellachin heute abend auf ihrem Weg aus dem Lager anzusprechen. Vielleicht ließe sie mit sich handeln; ein Kadah Haschisch gegen ihre koptischen Verbformen.
Er saß wieder ein paar Schritte vom Camp entfernt auf der zerbrochenen alten Mauer und paffte zufrieden seine Pfeife. Da merkte er, daß er gleich Gesellschaft bekommen würde. Zuerst roch es nach Gardenien, und gleich darauf ließ sich ihre Stimme vernehmen: »Darf ich mich zu Ihnen setzen?« Mark schaute zu ihr auf und musterte sie argwöhnisch. »Bitte sehr. Wie geht es Ihrem Mann?«
»Sanford geht es wieder gut. Im Augenblick macht er Gymnastik.«
Mark überlegte angestrengt, was er noch sagen könnte. »Haben Sie bis jetzt noch Gefallen an dem Leben in der Wüste?«
Sie hob ihre Augenbrauen. »Ich habe diese Reise nicht zum Vergnügen unternommen, Dr. Davison. Ich bin hergekommen, um das Grab zu finden.«
»Trotzdem ist es doch bestimmt langweilig für Sie.«
Sie saß so dicht neben ihm, daß sie ihn fast berührte, aber Mark konnte keine Wärme an ihrem Körper spüren. »Dr. Davison, woher wollen Sie wissen, was mich langweilen würde?«
Ihr Blick war streng, und ihre Stimme klang eisig. Mark zitterte beinahe. »Nun, die meisten Leute, die an Expeditionen teilnehmen und nicht direkt an der Arbeit beteiligt sind, verlieren für gewöhnlich nach einer Weile das Interesse. Unser Aufenthalt hier kann sich noch lange hinziehen, Mrs. Halstead.«
»Ich bin geduldig.«
Mark erinnerte sich, wie sie in der Nacht zuvor ausgesehen hatte, als sie wie hypnotisiert in einem leichten Morgenmantel durchs Camp gewandelt war. Er suchte krampfhaft nach Worten, um die immer länger währende Stille auszufüllen. »Ich muß schon sagen, Mrs. Halstead, das ist wirklich ein … starkes Parfum, das Sie da tragen.«
»Wie bitte?«
»Ihr Parfum. Gardenien, nicht wahr?«
»Dr. Davison, ich trage kein Parfum. Ich benutze niemals welches, weil ich nichts davon halte. Parfum ist künstlich und unnatürlich. Ich besitze nicht einmal eine Flasche.« Er blickte sie entgeistert an, drehte aber gleich wieder den Kopf weg. Warum sollte sie etwas so Offenkundiges wie diesen intensiven Duft, von dem sie geradezu durchtränkt war, abstreiten? … Nun, im Grunde ging es ihn ja auch nichts an. »Ach übrigens. Dr. Davison, ich hatte heute morgen eine hochinteressante Unterhaltung mit Mr. Domenikos.«
Mark wandte ruckartig den Kopf. »Was!«
»Der abscheuliche Mensch kam heute morgen ins Camp, während Sie an der Grabungsstelle waren. Er hat meinem Mann ein Geschäft vorgeschlagen.«
»Verdammt noch mal! Wie ist er an
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