Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die sieben Finger des Todes

Die sieben Finger des Todes

Titel: Die sieben Finger des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bram Stoker
Vom Netzwerk:
oder Zau ber zu verwenden. Falls sie jedoch über irgendwelche Kräfte verfügte, so waren sie dem nicht wohlgesinnt, der die Hand der Mumie geraubt, da sein Tod unmittelbar auf den Raub gefolgt war. Und schon hatte das Amulett eine schaurige Taufe erlebt, denn das Gelenk der toten Hand war rot, als wäre sie in frisches Blut getaucht worden.
    In jener Nacht wurde ich von der Angst heimgesucht, man würde sich mir gewaltsam nähern. Denn wenn schon die arme Hand als Amulett so hoch im Kurs stand, wieviel kostbarer mußte ihnen der Edelstein erscheinen, den sie geschützt hatte. Obgleich nur der Scheich davon wußte, war meine Angst um so größer. Denn er konnte alles so wenden, daß ich auf seine Gnade angewiesen war. Daher wappnete ich mich und kämpfte darum, wach zu bleiben, fest entschlossen bei der nächsten Gelegenheit mich von diesen Begleitern zu trennen und die Rückreise anzutreten, zunächst zu den Ufern des Nils, dann mit dem Schiff nach Alexandria, und zwar mit anderen Führern, die nicht wußten, was für sonderbare Dinge ich mit mir führte.
    Schließlich aber wurde ich von einem Schlafbedürfnis übermannt, so mächtig, daß jeder Widerstand zwecklos war. Aus Angst vor einem Angriff oder vor einer Durchsuchung während ich schlief, holte ich den Stein unbemerkt und behielt ihn in der Hand. Er schien den flackernden Schein des Feuers widerzuspiegeln und das Licht der Sterne. Dabei fiel mir auf, daß die Rückseite mit Zeichen bedeckt war, wie ich sie auch in der Gruft gesehen hatte. Und als ich in die Bewußtlosigkeit des Schlafes hinabsank, hielt ich den mit Zeichen bedeckten Edelstein in der Hand versteckt.
    Ich erwachte, als mir die Morgensonne ins Gesicht schien. Ich setzte mich auf und sah mich um. Das Feuer war erloschen, das Lager verlassen. Bis auf eine Gestalt, die ausgestreckt in meiner Nähe lag. Es war der Araberscheich, auf dem Rücken liegend, tot. Sein Gesicht war fast schwarz, die offenen Augen starrten gräßlich zum Himmel empor, als sähe er dort eine schreckliche Vision. Er war erwürgt worden, das war deutlich zu sehen. Denn als ich ihn besah, bemerkte ich an seiner Kehle rote Spuren, dort wo die Finger zugedrückt hatten. Es erschienen mir ihrer so viele, daß ich sie zählte. Sieben waren es, und alle waren sie parallel, mit Ausnahme des Daumens, als stammten sie von einer Hand. Dies verursachte mir nicht geringe Aufregung, da ich an die Mumienhand mit den sieben Fingern denken mußte.
    »Sogar hier, unter dem freien Himmel der Wüste, scheint es Spuk und Zauberei zu geben!«
    Als ich mich verwundert über ihn beugte, öffnete ich die rechte Hand, die ich bislang wie im Schlaf geschlossen gehalten hatte, ganz instinktiv, um das darin Befindliche sicher zu bewahren. Dabei fiel der Edelstein heraus und schlug dem Toten auf den Mund. Mirabile dictu – aus dem Mund des Toten entsprang ein Blutschwall, in dem sich das rote Juwel verlor. Ich drehte den Toten um, um danach zu suchen und entdeckte, daß er auf seiner rechten Hand lag, als wäre er auf sie gefallen. In der Hand hielt er ein großes Messer, mit scharfer Schneide und Spitze, wie es die Araber im Gürtel tragen. Es war gut möglich, daß er im Begriffe stand mich zu ermorden, als die Vergeltung ihn ereilte, ob durch Menschenhand oder von Gott oder durch die Götter der Alten, das weiß ich nicht. Es mag genügen, daß ich, kaum hatte ich meinen Rubin gefunden, der wie ein lebender Stern aus dem Blut funkelte, ohne zu zögern diesen grausigen Ort floh. Ich wanderte allein durch die heiße Wüste, bis mich Gottes Gnade auf einen Stamm stoßen ließ, der an einer Quelle lagerte und mir Salz anbot. Ich blieb bei den Leuten, bis ich wieder reisefähig war.
    Was aus der Mumienhand oder denen, die sie an sich genommen hatten geworden ist, weiß ich nicht. Welche Zwietracht, welcher Argwohn, welches Unglück und welche Gier sich daran knüpfte, weiß ich nicht. Doch muß es dergleichen gegeben haben, weil diejenigen, die die Hand in Besitz hatten, damit geflohen waren. Gewiß wird sie nun von einem Wüstenstamm als mächtiger Zauberfetisch verwendet.
    Sobald sich eine Gelegenheit bot untersuchte ich den Stern-Rubin, weil ich wissen wollte, was die eingeritzten Zeichen zu bedeuten hatten. Die Symbole – deren Bedeutung mir jedoch nicht klar wurde – sahen wie folgt aus…
    Zweimal hatte ich vermeint auf den Buchseiten Schatten zu sehen, während ich in dem überaus fesselnden Buch las, Schatten, die mir wegen des unheimlichen

Weitere Kostenlose Bücher