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Die sieben Häupter

Die sieben Häupter

Titel: Die sieben Häupter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Belinda; Kinkel Richard; Rodik Ruben; Dübell Malachy; Wickenhäuser Mani; Hyde Tessa; Beckmann Horst; Korber Helga; Bosetzky Titus; Glaesener Rebecca; Müller Guido; Gablé Dieckmann
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Vorkommnisse, Herr!« trompetete er, um nicht grinsen zu müssen.
    Graf Heinrich klopfte ihm auf die Schulter. »Braver Mann«, sagte er abwesend. Er machte eine Kopfbewegung zu Vater Thaddäus und Ludger hin. »Folgt mir in den Hof hinaus. Ich will sichergehen, daß Ludger alles richtig verstanden hat – nicht wahr, mein Junge?« Er packte den dürren, dunkelhaarigen Mann im Genick und schob ihn scheinbar freundschaftlich vor sich her. Graf Heinrichs Männer trotteten hinter dem Dreiergespann drein. Sie warfen Bernhard scheele Blicke zu, die dieser hochmütig erwiderte, als wäre er tatsächlich ein von seinem Herrn gelobter Knecht. Die Männer verschwanden durch die Öffnung in die Vorhalle. Bernhard ließ ihnen genügend Zeit, dann packte er den Spieß fester und eilte dorthin, wo er den Weinkeller des Klosters vermutete.
    Roswitha … Roswitha …
    Ludger schaffte es nur mit äußerster Beherrschung, sich nicht umzudrehen, als er mit einem frischen Pferd aus dem Kloster ritt. Sie in den Fängen seines Herrn und Vater Thaddäus zurückzulassen brach ihm das Herz. All den schönen Worten zum Trotz war ihm vollkommen klar, daß sie nichts weiter war als eine Geisel, das Unterpfand dafür, daß er tun würde, was man von ihm verlangte. Mit ihr in Gefangenschaft hatten sie ihn sicher in der Hand. »Sich einen Spaß mit dem Erzbischof erlauben«, hatte Graf Heinrich gesagt unddröhnend gelacht. Nicht ganz ungefährlich, wenn man sich das cholerische Gemüt des genannten Herrn vor Augen hielt, aber das war Ludger von Repgow seinem Herrn einfach schuldig. Die beiden Jungs würden sich vor Lachen auf dem Boden wälzen. Und die Welt würde erfahren, was Heinrich der Askanier, Fürst und Graf von Anhalt-Askanien-Aschersleben und Enkel Albrechts des Bären, für einen ausgeprägten Sinn für Humor hatte.
    Buntes Feuer, blitzende Sterne und ein unheiliger Gestank. Das war es also, was hinter dem Drachensamen steckte. Ein guter Witz. Ein böser Witz. »Damit sich der Aufwand wenigstens lohnt«, hatte Graf Heinrich gesagt, »wollen wir das wenige, was wir errungen haben, auch nutzen. Und dem Erzbischof ein bißchen Schwefelgestank um die Nase knallen, daß er denkt, der Teufel holt ihn schon vor seiner Zeit, nicht wahr? HahahaHAAAA …!«
    Die Geschichte hatte einen Haken, aber welchen? Vater Thaddäus war der lebende Beweis, daß der Drachensamen nichts Schlimmeres anstellte, als einem die Haare zu versengen. Hoffte Graf Heinrich, daß der Erzbischof vor Schreck tot umfiel? Oder daß Johannes und Otto das Ganze so spaßig fanden, daß sie Graf Heinrich, den Oberspaßvogel, zum Verwalter ihrer Ländereien machten? Welchen Vorteil gedachte der Graf aus dieser Sache zu ziehen?
    Und wenn sie gelogen hatten – was würde passieren? Welche magischen Eigenschaften besaß der Drachensamen, die er, der die Zauberformeln nicht kannte, würde hervorrufen können? Er hatte nicht die blasseste Ahnung von seinem Gebrauch, aber er wußte, daß selbst das einfachste Musikinstrument vieler Übung bedurfte, damit man es spielen konnte. Was immer an geheimer Kraft in dem Drachensamen stecken mochte – wie sollte er sie wecken können?
    Ludger schlug einen leichten Trab ein. Ganz egal, wie trägedas Pferd auch sein würde, es würde ihm immer noch zu schnell gehen – und gleichzeitig zu langsam, wenn er daran dachte, daß er Roswitha erst nach dem Ende dieses »letzten Dienstes« wiedersehen würde. Das Kästchen mit dem Drachensamen war wohlverstaut, eingewickelt in mehrere dicke Tuchstreifen, in einer Deckenrolle hinter seiner Sattellehne. Alles, was er zu tun hatte, war, Johannes und Otto zu überreden, es dem Erzbischof in seine Kammer zu bringen … ihn mitzunehmen, damit er seinen Satz loswerden konnte (»Lacht, Ehrwürden, im Namen von Graf Heinrich dem Askanier!«) … das kleine Stück Schnur anzuzünden, das aus dem Kästchen ragte … es zu dritt dem Erzbischof zu überreichen … und … puff!
    Es war so einfach, daß etwas daran faul sein mußte .
    Ludgers Herz gebärdete sich wie ein wildes Tier, während er auf dem Rücken des Pferdes seinem Ziel entgegenschaukelte.

19. Kapitel
    Kloster Nienburg, Juni 1223
    D ie Tür zum Keller war niedrig, wuchtig und mit Eisen beschlagen. Das merkwürdige daran war, daß sie nicht verschlossen war. Bernhard, der mit dem Spieß dagegengetippt hatte, schnellte zur Seite, um einem Armbrustschützen, der möglicherweise die Treppe heraufzielte, kein Ziel abzugeben. Doch nichts geschah. Er sah

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