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Die sieben Häupter

Die sieben Häupter

Titel: Die sieben Häupter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Belinda; Kinkel Richard; Rodik Ruben; Dübell Malachy; Wickenhäuser Mani; Hyde Tessa; Beckmann Horst; Korber Helga; Bosetzky Titus; Glaesener Rebecca; Müller Guido; Gablé Dieckmann
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wolle er tatsächlich zutreten. Der Mönch erschlaffte und begann zu weinen.
    »Heilige Magdalena!« Bernhard breitete den Waffenrock des Anhaltiners über ihn und schob ihm das Kettenhemd unter den Kopf. Dann löste er so viele von den Knoten seiner Fesseln, daß der Kerl einige Zeit brauchen würde, bis er sich selbst vollkommen befreit hatte. Er holte sein Schwert unter einem Laubhaufen hervor und zog es aus der Scheide. Der Mönch riß die Augen auf. Bernhard schwang das Schwert um seine Schulter, daß die Klinge schwirrte. Der Mönch ächzte. Bernhard schob es wieder zurück in die Scheide und wickelte es in eine zerfetzte Decke. Er sah auf den gefesselten Mönch hinunter. Der Juckreiz zwischen seinen Beinen begann aufs neue.
    »Wasch dich, du Wildsau!« brüllte er, dann brach er durchs Gebüsch und machte sich auf, Abt Gernot und seine Leute im Wald zu besuchen.
    Roswitha wünschte sich weit weg von diesem Landstrich, von diesem Wald, von Abt Gernot und seinen Leuten, am meisten aber weit weg von Tezlaw.
    Der Smurde schrie nun schon seit einer halben Stunde seine Pein in den Knebel hinein. Die Tränen, die aus seinen Augen liefen, zeigten mehr als deutlich, daß Schmerz und Angst echtwaren. Gut, er hatte sie in den Brunnen fallen und dort im Stich gelassen, und in den langen Stunden, die sie dort verbracht hatte, hatte sie ihm nichts Besseres an den Hals gewünscht als das, was ihm nun widerfuhr. Doch es war ein Unterschied, sich etwas vorzustellen oder Zeuge zu werden, wie die Vorstellung Wirklichkeit wurde. Der Gestank nach verbranntem Fleisch verursachte Brechreiz. Nur mit Mühe konnte sie verhindern, daß auch sie weinte. Es war nicht nur Mitleid; sie wußte, daß sie nicht mehr Gnade zu erwarten hatte, wenn sich der Abt mir ihr befaßte. Es war ihm ursprünglich nur um Tezlaw gegangen, das hatte sie aus der Überraschung der Männer geschlossen, als sie sie angekettet neben dem Smurden entdeckten; doch der Abt war nicht der Mann, der sich eine Chance entgehen ließ. Eine Frau, als Mann verkleidet, die Gefangene Graf Heinrichs war, würde er nicht zurücklassen. Einmal mehr war sie Figur in einem Spiel, das sie nicht zur Gänze verstand, und Erbarmen gehörte nicht zu den Regeln dieses Spiels.
    »Hier ist nichts mehr zu holen«, sagte der Mann mit der Fackel.
    »Er hat noch einen zweiten Fuß, oder?« Die Worte des Abtes waren ein mühsames Stammeln ohne jede Gefühlsregung.
    Abt Gernots Knecht zuckte mit den Schultern und führte die Fackel an Tezlaws unverletzten Fuß. Der Smurde bäumte sich auf.
    »Vielleicht«, stieß der der Abt hervor, »sollten wir ihm jetzt noch einmal die Gelegenheit geben, seine Sünde zu bereuen. Nehmt ihm den Knebel heraus.«
    Tezlaw schrie in den stillen Wald hinein, als sie ihm den Tuchfetzen aus dem Mund nahmen. Nach ein paar Augenblicken erkannte Roswitha, deren Herzschlag in ihren Ohren hämmerte, daß er etwas zu sagen versuchte.
    »OoooooomeinGottundalleGerechtenbitteehrwürdigerVaterichfleheEuchanhabtErbarmenhabtErbarmenichhabEuchnichtbetrogen …!«
    Der Schrei hallte in dem kleinen, kahlen Gemäuer wider. Die Mauern waren mit verfilzten Ranken bewachsen und von Moos überzogen. Der klösterliche Unterschlupf hier im dichtesten Teil des Waldes war alt und kaum auffindbar, wenn man nicht wußte, wo man nachschauen mußte. Wenn Abt Gernot hierher geflüchtet wäre, als Graf Heinrich ihn das letzte Mal aufgesucht hatte, besäße er wahrscheinlich Augenlicht und Zunge noch. Roswitha bemühte sich, ruhig zu atmen. Bernhard hatte sie gelehrt, wie man sein Herzklopfen verlangsamte und den Atem still machte und so die Angst in Schach hielt. Es gelang ihr nur unvollkommen; zu der Furcht, was mit ihr geschehen mochte, gesellte sich die Sorge um Ludger.
    »Es wirkt nicht«, mühte sich der Abt ab. »Du hast mich betrogen, du Aas.«
    »NeiiiinbeiallenHeiligenbitteehrwürdigerVaterichhabeEuchnicht …«
    »Still!« schrie Abt Gernot. »Ich bin auf den Knien gelegen, bis sie blutig waren. Ich habe mir den Rücken gegeißelt. Ich habe Staub geschluckt und Brackwasser getrunken und meine Stirn auf den Boden geschlagen, und ES HAT NICHT GEWIRKT! Die Pilger, die den Schrein des heiligen Vitus nur berührt haben, wurden gesund! Und ich soll von so viel Inbrunst nicht genesen? Du hast mich BETROGEN!«
    Der Abt schleuderte Tezlaw etwas ins Gesicht. Es prallte von Tezlaw ab und fiel neben Roswitha auf den Boden: ein paar Knöchelchen in einem goldenen Netz. Ohne genauer hinzusehen, wußte

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