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Die sieben Häupter

Die sieben Häupter

Titel: Die sieben Häupter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Belinda; Kinkel Richard; Rodik Ruben; Dübell Malachy; Wickenhäuser Mani; Hyde Tessa; Beckmann Horst; Korber Helga; Bosetzky Titus; Glaesener Rebecca; Müller Guido; Gablé Dieckmann
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verstand, was Männer wie seinen Herrn oder Graf Heinrich antrieb.
    »Was willst du dafür haben?« fragte der Abt.
    Bernhard zögerte nicht. »Sie«, sagte er und deutete an Gernot vorbei auf Roswitha.
    »Das Weib?« Zum erstenmal verlor der Abt die Fassung. »Das Weib willst du haben?«
    »Sie gehört zu mir«, sagte Bernhard.
    »Sie … WAS?«
    »Kommt schon, ehrwürdiger Vater, Ihr könnt Euch doch denken, wozu sie im Kloster war. Ich hatte sie hineingeschickt, um herauszufinden, was das dumme Schwein dort Euch statt der echten Knochen angedreht hatte. Die Männer von Graf Heinrich haben sie entdeckt und eingesperrt. Ihr habt sie rausgeholt – ich erweise Euch meinen Dank für diese Tat dadurch, daß ich nicht noch zusätzlich Erstattung für meine Auslagen verlange.« Bernhard grinste noch breiter.
    Der Abt überlegte so lange, daß es Bernhard schwerzufallen begann, sein Grinsen aufrechtzuerhalten. Schließlich sagte er: »Ich glaube, du lügst.«
    »Nun«, sagte Bernhard, »aber Ihr habt nicht genügend Zeit, herauszufinden, ob Ihr recht habt.«
    »Ich will Beweise.«
    Bernhard streckte die Hand aus, in der er den Hühnerknochen hielt, ohne die Faust zu öffnen. »Laßt Eure Männer ein paar Schritte zurücktreten. Ich mag keine nervösenTrottel in meiner Nähe, wenn sich ein Geschäft zum Abschluß neigt.«
    Gernot machte eine ungeduldige Bewegung; seine Knechte wichen von Bernhards Seite. Dann tastete er vorwärts. Bernhard packte die suchende Hand, öffnete die Faust und legte Gernots Hand darauf. Die Finger des Abts krallten sich sofort um den kleinen Knochen. Bernhard war noch schneller; seine Faust schloß sich um den Knochen und die kalte Hand des Abtes und drückte zu. Ein kurzes Zucken lief über Gernots Gesicht.
    »Nicht so vorwitzig«, sagte Bernhard.
    »Ich muß ihn fühlen, um ihn zu erkennen«, knurrte Gernot.
    »Bedient Euch.« Bernhard ließ ein wenig lockerer. Der Atem des Abtes ging schneller, als er den Knochen betastete.
    »Es ist nur ein einziges Stück.«
    »Was habt Ihr denn erwartet?«
    »Ein blanker Knochen … wo sind die goldenen Einfassungen?«
    »Also«, sagte Bernhard, »ich weiß ja nicht, wie dämlich der Mann war, den Ihr ausgeschickt habt, um den Knochen zu stehlen; ich jedenfalls hätte den Reliquienschmuck nicht mitgehen lassen. Ich hätte ihn im Gegenteil irgendwelchen anderen Knochen übergezogen, so daß niemand den Diebstahl zu früh bemerkt.«
    »Die Stücke, die Tezlaw mir gab, trugen ein goldenes Netz.«
    Bernhard lachte. »Daran hättet Ihr schon erkennen sollen, daß er Euch prellte. Seid Ihr immer so gutgläubig?«
    »Gib ihn mir.«
    »Zuerst das Mädchen.«
    Die Hände der beiden Männer lagen immer noch ineinander. Bernhard fühlte das Flattern der Finger, als der Abt den Knochen erneut abtastete. Er drückte ein wenig fester zu. DerAbt warf den Kopf mit einer herrischen Geste über die Schulter zurück in Richtung der Gefangenen. Zwei der Knechte stolperten zu Roswitha hinüber und lösten ihre Fesseln. Tezlaw betrachtete die Szene mit riesigen Augen. »Mich auch«, kreischte er, »macht mich los, macht mich los!«
    Sie beachteten ihn nicht. Bernhard sah zu seinem Vergnügen, daß Roswitha sofort aufzustehen versuchte, vom langen Liegen ein wenig taumelte und sich am Boden abstützen mußte, dann aber ohne fremde Hilfe hochkam und sofort zu ihm herübersprang. Sie nickte ihm zu, ohne die Miene zu verziehen. Er schenkte ihr ein leises Lächeln und empfand Stolz auf sie.
    »Gib ihn mir … jetzt.«
    »Wir beide«, sagte Bernhard zu dem blinden Abt, »wissen natürlich, daß die Wirkung von Reliquien zunichte wird, wenn sie mit dem Blut Unschuldiger erkauft werden.«
    »Was soll das heißen?«
    »Ich sage das nur für den Fall, daß sich unter Euren Männern ein Heißsporn befindet, der meint, uns Pfeile in den Rücken schießen zu müssen, wenn wir hier weggehen.«
    »Wir beide«, sagte der Abt, »wissen, daß viele Reliquien mit dem Blut Unschuldiger erkauft werden, wenn man sie transloziert, und sie büßen ihre Wunderkraft keineswegs ein.«
    »Die Frage ist: Könnt Ihr das Wagnis eingehen?«
    »Laß los.«
    »Viel Glück.«
    Bernhard öffnete die Faust und trat zurück. Der Abt stand reglos da und wog den Knochen in der Hand, ehe er die Finger darum schloß. Niemand sagte einen Ton, selbst Tezlaw war still. Dies war die einzige Stelle in Bernhards Plan, die er nicht hatte berechnen können. Was würde nun geschehen? Die Knechte des Abts blickten von ihrem

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