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Die sieben Häupter

Die sieben Häupter

Titel: Die sieben Häupter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Belinda; Kinkel Richard; Rodik Ruben; Dübell Malachy; Wickenhäuser Mani; Hyde Tessa; Beckmann Horst; Korber Helga; Bosetzky Titus; Glaesener Rebecca; Müller Guido; Gablé Dieckmann
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für einen Moment von ihrer Umgebung ab. Leise fluchend, rieb sie sich den angeschlagenen Knöchel. Doch dann raschelte etwas neben ihr, und sie erstarrte. Stocksteif lauschte sie und hielt den Atem an, bis die Dunkelheit sich in feurigen Kreisen vor ihren aufgerissenen Augen drehte. Nicht schreien, dachte Roswitha verzweifelt, wenn ich jetzt anfange zu schreien, höre ich niemals wieder auf.
    »Holla, hast du’s?« Tezlaws Stimme klang dumpf von oben und löste Roswitha aus ihrer Erstarrung. Fast war sie dankbar um seine Gegenwart.
    »Nein«, fauchte sie zurück und rieb sich die Arme, die eine heftige Gänsehaut bedeckte. Die eigene Stimme zu hören vergrößerte ihren Mut. Sie brummelte weiter: »Wirst dich wohl gedulden, du jämmerlicher Strauchdieb.« Eine Weile unterhielt sie sich damit, sich weitere Schimpfworte für ihn auszudenken, um sich von den Greueln abzulenken, die im Dunkeln lauern mochten, während sie vorsichtig ihre Füße voreinander setzte. Schlamm gab unter ihren Füßen nach und brachte sie ins Wanken. Sie wollte sich an der Wand abstützen, verschätzte sich, griff ins Nichts und landete auf dem Boden. Da war etwas, etwas Feuchtes, Schleimiges. Sie schrie gellend. Es hatte sich bewegt.
    Kopflos kroch sie auf allen vieren fort, schlug sich die Stirn: Da wäre also die Wand gewesen. Mit brummendem Schädel kam sie wieder zur Besinnung. Sie saß mit dem Rücken zur Wand, ihre Hände fuhren zuckend über den Boden. Dann ertastete sie etwas Unerwartetes, eine Schlaufe! Das kleine Gewicht daran folgte mühelos dem Zug ihrer Finger. Das Etwas baumelte, unsichtbar in der Finsternis, vor ihren Augen, doch sie konnte es fühlen, konnte es riechen: Es war Leder. Ein Säckchen aus Leder. Roswitha war so glücklich, daß sie es küßte.
    »Was ist nun? Wenn du es nicht bringst, ehe ich bis zehn gezählt habe, schneide ich das Seil durch«, tönte Tezlaw von oben.
    Roswitha sprang auf. »Ich hab’s!« schrie sie. Ihre Stimme, seltsam schrill, hallte von den Wänden wider. »Ich hab’s.«
    Sie hielt ihren Schatz hoch, als könnte er ihn sehen. Dann spürte sie, wie das Seil mit einem Ruck anzog, der ihr fast den Atem nahm. Eilig stopfte sie sich das Säckchen in den Gürtel, faßte die rettende Leine mit beiden Händen und bemühte sich, die Füße wieder brav gegen die Wand zu stemmen. Schritt für Schritt wurde sie nach oben gezogen, demmilden Nachthimmel entgegen. Sie konnte spüren, wie es um sie wärmer wurde.
    Das wilde Glücksgefühl in ihr kämpfte mit der Erkenntnis, daß sie mit jeder Elle den gierigen Fingern des Räubers näher kam, der ihr ihren Fund unweigerlich wieder abnehmen würde. Das durfte nicht sein! Alles in Roswitha lehnte sich gegen den Gedanken auf. Der Mond war höher gestiegen und leuchtete nun schwach in den Schacht. Ein paar Konturen wurden sichtbar. Hastig schaute Roswitha sich um, ob es irgendwo eine Nische gäbe, einen Tunnel, einen Abzweig, wo sie ihren Fund deponieren, vielleicht sogar selbst verschwinden könnte. Doch der glatte steinerne Schlund würgte sie unaufhaltsam nach oben. Unwillkürlich löste sie eine Hand vom Seil und packte das Säckchen. Fest preßte sie es in ihre Faust. Sie würde es nicht hergeben, niemals. Und zuallerletzt diesem stinkenden Dieb, der ein Kumpan des Zupan sein mußte.
    »He«, rief Tezlaw, »hilf gefälligst mit.« Energisch zerrte er an dem Seil, das sich mit einemmal viel schwerer einholen ließ. Wieviel konnte so ein Weibsbild wiegen?
    Oh, sie haßte ihn, sie wußte nicht, wie sie für ihn und irgendeinen seiner Art und seiner Sippe auch nur einen Moment lang Mitleid hatte empfinden können. Niemals würde sie es zulassen, daß er ihr den Beutel stahl, ihr alle Chancen auf eine Zukunft nahm, eine Zukunft, in der sie niemals wieder Männern wie ihm ausgeliefert sein würde. Ihre Finger schlossen sich mit aller Kraft um ihren Schatz. Und da bemerkte sie es: Es war kein Pulver darin.
    Ungläubig begann sie, so gut es mit einer Hand ging, das Säckchen abzutasten. Fast hätte sie es fallen lassen! Es war nicht prall und gleichmäßig gefüllt, wie man es hätte erwarten können. In seinem Innern befand sich eher eine Art Stäbchen, oder nein, es schienen einzelne, unregelmäßig verbundene Brocken zu sein. Sie konnte es nicht genau ausmachen.Verwirrt knetete sie das Säckchen. Dann kam der Rand in Sicht.
    »Zieh mich raus«, verlangte Roswitha erschrocken, als der Zug am Seil, kurz unter dem Rand, plötzlich stockte.
    »Erst das

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