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Die sieben Häupter

Die sieben Häupter

Titel: Die sieben Häupter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Belinda; Kinkel Richard; Rodik Ruben; Dübell Malachy; Wickenhäuser Mani; Hyde Tessa; Beckmann Horst; Korber Helga; Bosetzky Titus; Glaesener Rebecca; Müller Guido; Gablé Dieckmann
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sie hinüber. Das Steinrund unter ihren Händen war fest gefügt, bröckelte kaum. Ein leichtes Vorneigen zeigte ihr nichts als finsterste Finsternis. Und als sie aufschaute, erkannte sie, daß der hölzerne Balken noch da war, über den das Seil für den Eimer zu laufen pflegte. Von beidem jedoch fehlte jede Spur. Ratlos starrte Roswitha in das Loch, das sie angähnte. Wie sollte sie nun hinunterkommen? Warum war sie nur so dumm gewesen, schalt sie sich, kein Seil mitzunehmen? Verflixt! Daß sie kaum die Gelegenheit gehabt hatte, sich eines zu besorgen, tröstete sie nicht im mindesten. Hier stand sie nun, nur wenige Klafter vom Ziel ihrer Träume entfernt, doch sie kam nicht heran.
    Aufgebracht umrundete sie den Brunnen mehrfach. Ruhig bleiben, ermahnte sie sich, keine Panik. Wie hätte der Zupan es gemacht? Der hätte ein Seil zur Hand gehabt, sicherlich, und Leute dazu. Oder gab es einen anderen Weg hinunter?
    Erneut trat sie an die steinerne Ummauerung, beugte sich vor, so weit sie konnte, und tastete nach möglichen Vertiefungen oder gar den Griffen einer eisernen Leiter. Sie erspürte rauhes Gestein, hier und da Moos, einen Farn, sonst nichts. Verbissen arbeitete Roswitha weiter, tastete die Innenmauer Spann für Spann ab.
    Da preßte sich plötzlich von hinten ein Körper schwer gegen sie. Mit einem Schreckensschrei richtete sie sich auf und wollte sich umdrehen. Die Klinge an ihrem Hals allerdings verlieh der Aufforderung stillzuhalten überzeugenden Nachdruck. Zitternd ließ Roswitha es zu, daß der Fremde, der sie zwischen seinem Körper und dem Brunnenrand eingeklemmt hielt, sie am Kinn faßte und ihren Kopf so weit herumdrehte, daß er ihre schmutzigen Züge im Mondlicht mustern konnte. Sie selbst schielte aus den Augenwinkeln. Als sie weder eine Mönchskutte noch das schimmernde Metall einer Rüstung erkennen konnte, legte sich ihre erste Panik. Zumindest war sie nicht in die Hände des Abtes gefallen. Nur: in wessen dann?
    Tezlaw betrachtete, was er da eingefangen hatte, und kratzte sich am Kopf. Ein Bauernweib an dem Brunnen, in dem sein Zupan seinen Schatz verborgen hatte, das konnte kein Zufall sein. Oder doch? Aber im Grunde: Was scherte es ihn? Allzuviel Nachdenken brachte einen nicht weiter. Er gab ihr zur Sicherheit eine kräftige Ohrfeige, steckte das Messer ein und trat einen Schritt zurück. Zufall oder nicht: Sie kam ihm gar nicht so ungelegen. Denn nun brauchte er es nicht selbst zu tun.
    Während das Mädchen sich noch von dem Schlag zu erholen suchte, hob er das mitgebrachte Seil von der Schulter und entrollte den Anfang. »Du kannst dich nützlich machen«, erklärte er.
    »Den Teufel werd’ ich tun«, zischte Roswitha.
    Er dagegen begann seelenruhig, ihr das Seil umzuknüpfen, prüfte den Knoten, zog es straff. Sie wehrte sich nur lahm. Hatte sie nicht eben noch um ein Seil gebetet? Allerdings war es wohl besser, diesen Strauchdieb nicht merken zu lassen, daß sie wußte, was es hier zu holen gab.
    »Was soll ich denn dort unten?« versuchte sie die Ahnungslose zu spielen. Ihre Empörung klang nicht allzu überzeugend.
    Tezlaw zog sie brutal an den Stricken zu sich her. SeinGesicht war dicht an ihrem. »Rausholen, was drin ist«, knurrte er und schubste sie heftig zurück.
    Sie prallte gegen die Mauer, rappelte sich hoch, drehte sich um und starrte in die Dunkelheit, die sie erwartete. »Wie … wie tief ist es?« fragte sie unwillkürlich und gar nicht mehr in maulendem Ton. Doch Tezlaw ließ sich auf keine weitere Unterhaltung mehr ein. Mit mehr Schwung als nötig half er ihr auf die Umfassung und stieß sie dann hinein.
    »He«, protestierte sie, »ich geh’ ja schon. Au!«
    Roswitha hing an dem Seil, das sich ruckend senkte.
    »Füße gegen die Wand«, kam es barsch von oben, und Roswitha gehorchte. Nach ein paar vergeblichen Versuchen gelang es ihr. So ging es in der Tat besser. Ein Teil ihres Gewichts wurde nun von ihren Füßen getragen, sie baumelte weniger herum, und der schneidende Druck des Seils um ihren Brustkorb ließ ein wenig nach. Sie hörte Tezlaw über sich lachen; es hallte in dem engen Schacht. Aber mehr als vor ihm fürchtete sie sich vor der Dunkelheit, die sie nun verschlang und die sie fast körperlich zu spüren meinte. Es war, als rutsche sie in den Rachen eines großen Tieres hinab. Ihr wurde heiß, trotz der feuchten Kühle ringsum. Was mochte sie dort unten erwarten?
    Der Grund kam überraschend, mit einem heftigen Aufschlag. Der Schmerz lenkte Roswitha

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