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Die sieben Häupter

Die sieben Häupter

Titel: Die sieben Häupter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Belinda; Kinkel Richard; Rodik Ruben; Dübell Malachy; Wickenhäuser Mani; Hyde Tessa; Beckmann Horst; Korber Helga; Bosetzky Titus; Glaesener Rebecca; Müller Guido; Gablé Dieckmann
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an ihre Seite,neigte sich zu ihr und küßte sie. Seine Lippen legten sich sanft auf die ihren. Roswitha spürte diesen Kuß mit ihrem ganzen Körper. Eine wohlige Süße durchrieselte sie und machte sie schwach. Sie sah sich selbst lächeln und in seine Arme sinken. Oh, sie sank, sank hinab. Ludger hatte begonnen, die Laute zu schlagen. Wie von weither drang seine Stimme an ihr Ohr. Roswitha lächelte wieder, sie wußte, er sang nur für sie.
    »Allein ohn allen Zweifel dein will ich, zart Lieb, dein eigen sein, seit ich dich in meins Herzen Schrein vor aller Welt hab auserwählt.«
    »Ludger«, rief Roswitha und riß die Augen auf, in der Erwartung, sein vertrautes Gesicht zu sehen. »Mein Herr von Repgow.«
    »Dein Lieb hat mich so gar verwundt’, daß mich nach dir zu aller Stund’ verlangt in meines Herzens Grund.«
    »Es tut mir so leid.« Aus ihrem Mund kam nicht mehr als ein heiseres Flüstern. Vor ihrem trüben Blick schwammen Steine. Nur die süße Melodie des Liedes schwebte unter dem Himmel. Voll Verlangen streckte Roswitha die Arme danach aus. Sie wollte zu ihm. Nach Hause. Noch einmal sammelte sie all ihre Kraft.
    »Ludger.«
    Frau Irmgard zügelte ihren Zelter. Sie war in verbotene Gedanken versunken gewesen, als der seltsame Ruf sie erreichte. Wie ein Echo aus jenen heimlichen Phantasien, denen sie nachhing, das laut geworden war und verräterisch. So viele Tage war es her, daß Ludger von Repgow verschwunden war ohne einen Abschied. Und nun erklang, hier mitten im Wald – sein Name!
    Wie ertappt hielt sie inne und sah auf. Doch es konnte ja nicht sein. Ihr Blick traf den von Vater Thaddäus, der leise und ungläubig wiederholte: »Ludger? Repgow?«
    »Also war es keine Täuschung«, flüsterte Frau Irmgard und reckte den Hals, bis ihr einfiel, daß ihr Eifer und die heiße Röte ihrer Wangen sie verraten könnten. Glücklicherweise beachtete der Pater sie nicht. Harsch trieb er sein Pferd an und ritt in das Gesträuch vor dem verlassenen Hof. Als er nicht weiterkam, rief er ungeduldig nach einem Knappen.
    Gottfried von Straßburg ritt heran, die Laute noch im Arm. Frau Irmgard hieß ihn schweigen, hob die weiße Hand und wies den Troß an zu warten.
    Noch einmal ertönte der Ruf.
    Der Knappe beugte sich über den Brunnen und spähte hinein.
    »Herrin«, rief er verwirrt, als er sich wieder aufgerichtet hatte. »Es ist ein Mädchen. Glaube ich.«

10. Kapitel
    Herrensitz Repgow, April 1223
    D ie Gräfin Irmgard und ihr Beichtvater waren in offizieller Mission unterwegs. Sie geleiteten die beiden Waisen, Otto und Johann von Brandenburg, zu ihrem jährlichen Besuch beim Erzbischof von Magdeburg, der nach dem Willen des Kaisers ihre Lehnsgüter verwaltete, bis sie volljährig waren. Nach dem zutiefst unergründlichen Willen des Kaisers, wie ihr privater Vormund, Graf Heinrich, befand, der die Einkünfte der Knaben, die an seinem Tische mitaßen, nur zu gerne in den eigenen Händen gehalten hätte. Kaiser Friedrich hingegen hatte auf der Teilung bestanden.
    Einmal im Jahr legte nun der Erzbischof vor den beiden Jungen die Bücher offen und klärte sie über Gewinne und Verluste ihrer Güter auf, über Ernten und Viehbestände, abgelieferte Webware und geleistete Handdienste. Otto und Johann saßen dann still, mit ernsten, aber verständnislosen Gesichtern da und nickten zu allem, was ihnen erklärt wurde. Dann kamen die Männer, deren Lehnsherren sie nominell waren und einstmals tatsächlich sein würden, und erneuerten in die kleinen Hände der Jungen hinein ihre Eide, während der Bischof mit strenger Miene dabeistand, nickte, die Stirn runzelte und mit manchem verständnisinnige Blicke tauschte, die der zehnjährige Otto bereits bemerkte, aber noch nicht zu deuten wußte.
    Für die Brüder war es ein prunkvolles, düsteres, bedeutungsschweres Ritual, das ihnen jedes Jahr ebensoviel Furcht einjagte, wie es sie mit erwartungsvoller Erregung erfüllte. FürGraf Heinrich war es ein stets wiederkehrendes Ärgernis. Und da seine Beziehungen zum Erzbischof mehr als gespannt waren, verzichtete er gern darauf, persönlich dabei anwesend zu sein. Es hatte sich als eine gute Lösung erwiesen, die beiden Knaben jeweils auf das Gut derer von Repgow zu bringen. Sein Freund Eike von Repgow, der Bruder des Hausherrn, war formell ein Vasall des Erzbischofs. Beide Männer, zerstritten, wie sie waren, vertrauten dem Repgow und akzeptierten ihn als Mittler in diesem Fall. Er gab den beiden Jungen Obdach und Geleit und

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