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Die sieben Häupter

Die sieben Häupter

Titel: Die sieben Häupter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Belinda; Kinkel Richard; Rodik Ruben; Dübell Malachy; Wickenhäuser Mani; Hyde Tessa; Beckmann Horst; Korber Helga; Bosetzky Titus; Glaesener Rebecca; Müller Guido; Gablé Dieckmann
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wieder über ihre Teller. Irmgard nahm mit spitzen Fingern einen Knochen auf, betrachtete ihn und legte ihn wieder zurück.
    »Ihr kennt dieses Weib?« fragte Thaddäus schließlich vorsichtig.
    Eike zuckte mit den Schultern. »Bin mir fast sicher«, erklärte er, als er wieder sprechen konnte. »Aber woher …« Er hob die Hände, als wollte er sagen, das wisse nur Gott allein. Dann tat er ihnen mit dem Weinglas Bescheid.
    Vater Thaddäus beantwortete die Geste so heftig, daß sein Wein auf das Tischtuch schwappte. Ich wette, der Repgow kennt sie vom Hof des Erzbischofs, dachte er grimmig. EineSpionin, eine Feindin. Was sollte sie sonst sein? Vielleicht hatte sie seinen Mann in einen Hinterhalt gelockt, vielleicht wußte sie von seinem Auftrag, vielleicht sogar … Sein Geist, voll Scharfsinn, doch zur Untätigkeit verdammt, eilte weit voraus.
    »Mir schien ihr Gesicht unbekannt«, stieß er nur hervor, als wäre dies allein bereits ein Verbrechen, dessen Roswitha sich schuldig gemacht hatte.
    »Wahrhaftig«, fiel die Gräfin ein, die an diesem Abend noch nichts gesprochen hatte. »Woher solltet Ihr auch ein Wesen wie dieses kennen.« Ihr Gesicht drückte äußerste Mißbilligung aus für die Lumpen und den Schmutz, die Roswitha umhüllt hatten. Nie hätte sie Anteil an so einer Person genommen, nie ihren Ekel überwunden, wenn nicht … »Der Name«, sagte sie laut, »Eures werten Neffen, der verschollen ist, kann ihr einzig unsere Aufmerksamkeit sichern.«
    »Ach was, verschollen«, meinte Eike von Repgow wegwerfend und stieß sein Messer in einen neuen Brocken Fleisch. »Ich bin immer noch der Ansicht, Ihr übertreibt. Junge Burschen in seinem Alter müssen sich die Hörner abstoßen. Da schadet zu viel Aufsicht nur. Ich selber habe ihm gesagt, er solle losziehen und sich ein Mädel suchen, das er mit seiner Laute umgarnen kann. Oh, Verzeihung.« Er warf der Gräfin einen Entschuldigung heischenden Blick zu für seine letzte, unziemliche Bemerkung. »Ich bin die Gesellschaft edler Damen nicht mehr gewohnt, wie es scheint. Ihr müßt mir vergeben.«
    Irmgard nickte, die Lippen zwischen den Zähnen, die Wangen mit einer Röte übergossen, die als jene einer keuschen Dame durchgehen mochte, welche gezwungen war, Unziemlichem zu lauschen. Sie mied den Blick ihres Beichtvaters und zwang sich zu einem Lächeln.
    »Sorgt Euch nicht, Repgow. Ich vermag zwischen einem Gelehrten und einem Dichter wohl zu unterscheiden und schätzedie Vorzüge beider.« Sie nickte ihm huldvoll zu, der ob dieses Freispruches nicht halb so erleichtert aussah, wie es der Sache angemessen war. Vielmehr wirkte Eike von Repgow bereits wieder so abwesend, wie seine Bediensteten ihn schon kannten und seine Gäste es wohl oder übel zur Kenntnis nehmen mußten.
    »Wünsche ich süßere Töne, so weiß ich wohl, wer sie anstimmt«, fuhr Frau Irmgard mißmutig fort. Sie nickte dem Sänger zu, der am Kamin saß, und wenig später lauschten die Speisenden einer Ballade. So hingen sie, jeder für sich, ihren Gedanken nach.
    »Wo bin ich?« fragte Roswitha von Eichholz, als sie erwachte. Ihr war, als habe sie lange, tief und erholsam geschlafen, jedoch wild geträumt. Und als säßen Kummer und Angst dieser Träume noch immer in ihren Knochen.
    Sie sah über sich einen Betthimmel aus schwerem Stoff, der schon ein wenig verschossen war und blaß vom Staub, der darin festsaß. Spinnweben hingen in den Ecken und verrieten eine gewisse Vernachlässigung. Die Vorhänge waren an einer Seite geöffnet. Dort stand ein Nachttisch und darauf ein Teller mit einigen Scheiben Brot und eine Schüssel voll Suppe. Sie war kalt, doch Roswitha, die mit einemmal bemerkte, wie hungrig sie war, aß alles gierig bis zum letzten Rest. Erst als die Schale leer war, schaute sie sich weiter um.
    Ihre Füße baumelten über einem abgetretenen Teppich. Freundliches Sonnenlicht schien darauf durch ein Fenster, das auf einen Garten hinausging. Dessen Umfassungsmauer, bemerkte sie, war an mehreren Stellen teilweise eingestürzt, vor Jahren schon, wie der dicke Moosbewuchs verriet. Vielleicht war sie einst eine Wehrmauer gewesen, die zu einem größeren Anwesen gehört hatte. Ein weiterer Gebäudeflügel, der zu dem, in dem sie sich befand, in rechtem Winkel stand, war zusehen, der die gleichen Zeichen leichten Verfalls trug. Der Putz war abgeblättert, teilweise dunkel von Feuchtigkeit, und manche der hölzernen, blauweiß bemalten Fensterläden hingen schief in ihren Angeln. Der

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