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Die sieben Häupter

Die sieben Häupter

Titel: Die sieben Häupter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Belinda; Kinkel Richard; Rodik Ruben; Dübell Malachy; Wickenhäuser Mani; Hyde Tessa; Beckmann Horst; Korber Helga; Bosetzky Titus; Glaesener Rebecca; Müller Guido; Gablé Dieckmann
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mit ihr erlaubt, dann endlich spürte sie einen Luftzug, kalt und modrig und doch mit einem Hauch Wald darin. Sie stürzte sich in die Dunkelheit.
    Auf dem Weg von seinem Studierzimmer hörte Eike von Repgow, wie Otto und Johann sich in ihren Betten unterhielten. »Und jetzt, wo wir es gefunden haben, was machen wir damit?« fragte der Jüngere mit heller Stimme.
    »Wir verlangen Lösegeld«, erklärte Johann entschieden.
    Eike von Repgow mußte schmunzeln. Faszinierend, wie die Knaben alles aufsaugten, was in ihrer Umgebung geschah. Wache kleine Kerle waren sie, alle beide. Er beschloß, hineinzugehen und ihnen gute Nacht zu sagen.
    »Nun, ihr Racker«, rief er gutmütig.
    »Onkel Repgow!« Die beiden hüpften in ihren großen Betten auf und ab.
    »Was habt ihr denn Kostbares, wofür ihr Lösegeld verlangt?« fragte er.
    Johann sah ihn erstaunt an. Daß man das nicht wissen konnte! »Na, das Säckchen«, erklärte er in überzeugtem Ton. »Aber das ist noch ein Geheimnis.«
    Eike von Repgow nickte weise. »Das Säckchen, natürlich.« Wieder mußte er lächeln. Säckchen waren offensichtlich derzeit in Mode. Die Jugend, sie nahm eben alles auf, wie einSpiegel, und zeigte dem Alter darin sein Gesicht. Er wünschte beiden Jungen gute Nacht. Auf dem Weg zurück in sein Zimmer überlegte er, ob er Vater Thaddäus damit aufziehen sollte, daß nun alle Säckchensucher und manche sogar Säckchenfinder seien. Doch dann kam ihm ein schwieriger Passus seiner Übersetzung in den Sinn. Und er vergaß es.

11. Kapitel
    An der Triglaw-Eiche, Mai 1223
    E s war ein Fehler gewesen, diesem Konrad von Rietzmeck zu vertrauen. Wenn das denn sein wirklicher Name war. Ludger hatte in den letzten Tagen viel Zeit zum Nachdenken gehabt und war zu dem bitteren Schluß gekommen, daß er schändlich verraten worden war. Es war sicherlich kein Zufall gewesen, daß Hagatheo mit seinen Leuten an der Kirche in Grimschleben aufgetaucht war. Konrad hatte ihnen den Treffpunkt genannt. Vor kurzem noch hatte Ludger alle Hoffnung auf den vermeintlichen Kameraden gesetzt und zuversichtlich auf dessen Erscheinen gewartet, doch nun begann er zu ahnen, daß aus dieser Richtung keine Rettung nahte. Was war er doch für ein Dummkopf gewesen! Von Beginn an war ihm dieser Rietzmeck seltsam und verdächtig erschienen. Sein linkisches, beinahe weibisches Gehabe, die piepsende Stimme, das kindliche, allzu hübsche Gesicht. Man durfte eben keinem Mann trauen, dem der Bartwuchs abhanden gekommen war. Ein absonderlicher Gedanke schoß Ludger plötzlich durch den Kopf. Er hatte von frühen Christen gehört, die sich ihr Gemächt hatten abschneiden lassen, um sich ganz dem Herrgott zu weihen und ein asketisches Leben zu führen. Ihre Stimmen sollen denen von Kindern ähnlich gewesen sein, keine Haare sprossen auf ihren Wangen, und angeblich wuchsen einigen von ihnen nach der Kastration Brüste. Hatte Ludger nicht einen Brustansatz gesehen, als Konrad in dem viel zu großen Lumpenkleid der Bäuerin gesteckt hatte? Der falsche Freund war ein Kastrat! Ein christlicher Eiferer undSchwärmer! Das würde auch erklären, warum Konrad sich so bereitwillig in die Höhle des Löwen begeben hatte. Womöglich steckte er mit dem Abt von Nienburg unter einer Decke. Auch dieser war schließlich ein religiöser Sonderling.
    Ludger fuhr zusammen und schüttelte den Kopf. Natürlich war das alles Unsinn. Und er schalt sich sofort dafür. Die ständige Dunkelheit, die Gefangenschaft und die Ungewißheit seines weiteren Schicksals setzten ihm zu. Seit Tagen hockte er nun in dieser düsteren Holzhütte, die vielleicht einmal als Vorratsraum oder Waffenlager gedient hatte und außer der verriegelten Tür keinerlei Öffnungen besaß. Er grübelte, zermarterte sich das Hirn und stellte an sich eine auffällige Veränderung fest: Früher war er unbeschwert und heiter gewesen, nichts hatte seinen Gleichmut ins Wanken bringen können; die Ereignisse der letzten Wochen aber hatten an ihm genagt, ihn zweifeln und manchmal verzweifeln lassen. Die fröhlichen und müßigen Tage des Minnedienstes und des Lautenspiels waren vergangen, so schien es. Eine ebenso ohnmächtige wie unbändige Wut hatte sich seiner bemächtigt, und dieses Gefühl erstaunte ihn selbst am meisten. Mal war es der hinterhältige Thaddäus, den er verwünschte, mal der zwielichtige Konrad, ja selbst Irmgard von Thüringen verfluchte er insgeheim, wohl wissend, daß nur er allein für seine unwürdige Lage verantwortlich

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