Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die sieben Häupter

Die sieben Häupter

Titel: Die sieben Häupter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Belinda; Kinkel Richard; Rodik Ruben; Dübell Malachy; Wickenhäuser Mani; Hyde Tessa; Beckmann Horst; Korber Helga; Bosetzky Titus; Glaesener Rebecca; Müller Guido; Gablé Dieckmann
Vom Netzwerk:
nicht mehr öffnen. Voller Wut schlug sie dagegen. So mußte sie wenigstens nicht hören, wie des Mönchs hallende Schritte sich entfernten, auf dem Weg in Eike von Repgows Zimmer, um Einzelheiten zu erfahren, und dann zu seinem Herrn, um ihn davon zu überzeugen, wie wichtig es wäre, das Lösegeld zu bezahlen und den jungen Repgow rasch heimzuholen.
    Warum war dem Grafen die Dringlichkeit dieser Sache nicht bewußt gewesen, überlegte sie dann. Die Erkenntnis verblüffte sie so, daß ihre Hand herabsank. Dem Grafen hatte die Erwähnung des Drachensamens nichts gesagt, wenn man dem guten Matthias glauben durfte. Und welchen Grund sollte er haben zu lügen? Dem Mönch hingegen schon. Roswitha setzte sich aufs Bett. Sie würde Zeit haben, darüber nachzudenken, mehr, als ihr lieb war.
    Die Sonne war untergegangen und die Zeit des gemeinsamen Abendessens vorüber, ohne daß Roswitha befreit worden wäre, was ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigte. Entweder hatten die anderen irgendeine Lüge des Mönchs über ihr Fernbleiben akzeptiert, oder sie war nun offiziell eine Gefangene der Anhaltiner. Roswitha war so angespannt, daß sie sofort aufsprang, als Schritte auf dem Gang hörbar wurden. Es waren sehr leise, leichte Schritte. Eine der Mägde, die ihr das Essen bringen sollten? Warum waren dann keine Wachen bei ihr?
    Der Schlüssel knirschte im Schloß. Roswitha sah sich nach einer Waffe um. Sie fand nur den Nachttopf aus Steingut, der unter dem Bett stand. Mit festem Griff packte sie den Henkel.
    Die Tür öffnete sich, und herein trat Irmgard von Anhalt. Verblüfft ließ Roswitha den Nachttopf sinken. Doch die Gräfin ließ sich nicht von dem seltsamen Anblick irritieren, den ihre Rivalin bot.
    »Ihr wißt, was hier vor sich geht«, begann sie atemlos. »Und ich verlange, daß Ihr es mir erklärt.« Ihre Stimme klang gebieterisch, und sie zeigte sich bemüht, die übliche Würde zu wahren; in ihren Augen jedoch flackerte die Unruhe. Sie trat näher an Roswitha heran. »Zwischen Euch und Vater Thaddäus ist etwas«, sagte sie angespannt. »Ich weiß es.« Sie machte eine Pause. »Warum ist er so interessiert an Ludger von Repgow?« Roswitha schwieg.
    Irmgards Stimme, fast verzweifelt nun, heischte Verständnis. Sie lachte unsicher. »Er, er ist nur ein kleiner Sänger, nicht wahr?« Sie schaute in Roswithas unbewegtes Gesicht und biß sich auf die Lippen. »Ist er in Gefahr?« fragte sie schließlich leise. »Um der Gnade des Himmels willen …« Ihre Stimme versagte.
    Schau an, dachte Roswitha. Der sichere Instinkt der liebenden Frau. Sie nickte, ernst und langsam. »Ja, das ist er«, sagte sie. Dann schlug sie zu. Mit einem leisen Seufzer fiel Irmgard von Anhalt zur Seite und sank auf das Bett.
    Roswitha hob ihre Füße hoch und bettete sie, gut zugedeckt, so daß man die Bewußtlose für ihr eigenes schlafendes Selbst halten konnte. Eine eintretende Magd mochte der Anblick täuschen. Das Risiko, daß Irmgard sofort nach ihrem Erwachen Alarm schlug, mußte sie eingehen. Doch sie glaubte nicht, daß die Gräfin sich der unangenehmen Frage aussetzen wollte, was sie in ihrem, Roswithas, Zimmer gesucht habe.
    Mit einem letzten Blick sah Roswitha sich um. Doch da war nichts, was des Mitnehmens lohnte. Was hatten die Knaben erzählt, im Weinkeller war ein Geheimgang, der bis vor die Mauern führte? Sie lächelte. Ein Pferd würde sie sich im Dorf besorgen.
    Wie ein Schatten huschte Roswitha von Eichholz durch die Gänge des Gutes Repgow. Sie warf keinen Blick zurück auf das erleuchtete Fenster des Studierzimmers, als sie den dunklen Garten durchquerte. All ihre Sinne waren auf den Gang gerichtet, den sie finden mußte, und die Freiheit, die vor ihr lag. Menschen sah sie nicht auf ihrem Weg. Nur einmal huschte eine Gestalt, schattenhaft wie sie selbst, über eine Treppe nahe den Vorratsräumen. Roswitha drückte sich an die Wand eines Seitenganges und hielt den Atem an. Dennoch hätte sie fast geschrien, als sie kurz im Licht der Fackeln,die den großen Korridor erhellten, das Gesicht der Frau erblickte.
    »Ethlind?« flüsterte sie. Die fremde Gestalt war rasch vorüber, und Roswitha wagte nicht, ihr zu folgen. Nach wenigen Schritten schon war sie sich nicht einmal mehr sicher, ob sie recht gesehen hatte. »Wenn sie es war, dann danke ich dir, Gott, daß sie noch lebt«, flüsterte sie, während sie sich zwischen Weinfässern hindurchtastete. Einen Moment lang dachte sie, die beiden Jungen hätten sich einen Scherz

Weitere Kostenlose Bücher