Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die sieben Häupter

Die sieben Häupter

Titel: Die sieben Häupter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Belinda; Kinkel Richard; Rodik Ruben; Dübell Malachy; Wickenhäuser Mani; Hyde Tessa; Beckmann Horst; Korber Helga; Bosetzky Titus; Glaesener Rebecca; Müller Guido; Gablé Dieckmann
Vom Netzwerk:
Zufriedenheit. »Was hat denn Tezlaw damit zu schaffen? Woher wußte er von dem Brunnen? Ich hab’ ihm nichtsdavon gesagt. Das müßt Ihr mir glauben. Zwei Eurer Leute sind tot? Nein, so was! Was für ein Gauner!«
    »Halt’s Maul, und komm mit!«
    »Was soll nun mit uns geschehen?«
    »Du bist das Pfand«, erwiderte der Greif in seiner zischelnden und nuschelnden Sprechweise. »So will es Tezlaw. Nun, wir werden sehen.«
    Wieder rief Bolo nach der Mutter.
    »Ach ja!« seufzte der Slawe laut, und Ethlind hatte das Gefühl, daß die folgenden Worte für sie bestimmt waren: »Ein Pfundskerl von einem Weib!«
    »Ehrwürdiger Vater!« rief Ethlind und hämmerte gegen die Tür.
    »Was ist?« antwortete der Abt gereizt.
    »Was habt Ihr mit mir vor?«
    »Das hängt davon ab, wie es Bruder Michael ergeht.«
    »Er lebt?« Ethlind schlug das Herz bis zum Hals.
    »Was keineswegs dein Verdienst ist.« Es raschelte im Stroh, als stampfe er ärgerlich auf, dann befahl der Abt: »Los! Es wird Zeit, daß wir’s zu Ende bringen. Bevor noch mehr Unheil geschieht.«
    Schritte entfernten sich. Eine Tür wurde geschlossen. Stille.
    Wenig später knarrte die Tür erneut, schlurfende Schritte näherten sich, und Ethlind hörte Dobresits Stimme: »Nein, laßt nur, bemüht Euch nicht, das dauert nur einen Augenblick. Wo hab’ ich bloß meine Gedanken? Vergesse ich meine eigene Mütze. So was! Ach, da ist sie ja! Was ist ein Mann ohne Kopfbedeckung? Ja, ja, das Alter! Das macht einen vergeßlich …« Während er derart wirr und in übertriebener Lautstärke daherredete, hörte Ethlind ein seltsames Schaben. Eisen auf Eisen. Als würde ein Riegel zur Seite geschoben. Dann noch einer. »So, das war’s! Komme schon, ehrwürdiger Vater, bemüht Euch nicht!«
    Abermals knarrte die Tür zur Treppe. Der Zupan war verschwunden.
    Ethlind wartete eine geraume Weile, bis sie es wagte, sich gegen die schwere Zellentür zu lehnen. Und tatsächlich, sie ließ sich öffnen. Das Quietschen der Angeln klang wie ein Engelschor in Ethlinds Ohren. Warum hatte der Zupan das getan? Handelte es sich etwa um eine Falle? Aber nein, Dobresit hatte keinen Grund, ihr eine Falle zu stellen. Er hatte seinen eigenen Kopf aus der Schlinge gezogen, ohne daß Ethlind begriffen hätte, wie es dazu gekommen war. Und nun hatte er die Riegel geöffnet, als wolle er etwas wiedergutmachen.
    Ein Mörder mit einem Gewissen, dachte sie.
    Ethlind trat hinaus, verriegelte die Tür hinter sich und wandte sich der Zelle zu, in der Matteo lag. Sie schob die Eisenriegel zur Seite, öffnete die Tür, wagte aber kaum, einen Blick ins Innere zu werfen.
    »Matteo«, flüsterte sie und betrat zögernd den Raum.
    Der Verletzte lag in seltsam gekrümmter Haltung auf dem Boden, wie um den Pfeiler gebogen, an den er gefesselt war, und bewegte sich nicht. Ethlind näherte sich und sprach ihn erneut an. Wieder keine Regung, kein Ton. Sie befürchtete bereits das Schlimmste, als sie ein leises Stöhnen vernahm. Sie kniete neben ihm nieder und hielt seinen Kopf in den Händen. Matteo war nicht mehr bei Bewußtsein, die Augen waren geschlossen, sein Kopf war heiß vom Fieber, Schweiß stand auf der blutverschmierten Stirn.
    »Ach, Liebster«, sagte sie und drückte ihm einen Kuß aufs Haar. »Ich komme wieder«, flüsterte sie zärtlich und zugleich bestimmt. »Ich komme wieder.«
    Ethlind hatte einen Entschluß gefaßt. Zum Teufel mit ihrem Versprechen! Zum Teufel mit dem Drachensamen! Nun galt es, das Leben dieses Mannes zu retten. Und dann würden sie schon sehen, was es hieß, ein Weib zu sein. Wozu ein Weib in der Lage war!
    Mit einem Ruck riß sie sich von Matteo los, strich ihm einletztes Mal über die glühenden Wangen und verließ mit zittrigen Knien die Zelle. Sie atmete tief durch, verriegelte die Tür, stieg vorsichtig die Treppe hinauf, ging jedoch nicht geradeaus zum Klosterhof, da sie wußte, daß die Tür zum Hof immer verschlossen war, sondern bog rechts in einen niedrigen Gang ein, der zu einem weiteren Vorratsraum führte. Von hier aus gelangte man über einen Wirrwarr von Treppen zu einem der Schlafsäle, die um diese Zeit verwaist waren.
    Wie gut, daß sie die vergangenen Tage dazu benutzt hatte, sich im Kloster umzuschauen und sich alles einzuprägen. Noch wußte sie nicht, wie sie aus diesem riesigen Gefängnis fliehen sollte, doch wenn es überhaupt denkbar war zu entkommen, dann nur auf der Ostseite des Klosters, denn dort bildete die Klostermauer zugleich die Stadtmauer.

Weitere Kostenlose Bücher