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Die sieben Häupter

Die sieben Häupter

Titel: Die sieben Häupter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Belinda; Kinkel Richard; Rodik Ruben; Dübell Malachy; Wickenhäuser Mani; Hyde Tessa; Beckmann Horst; Korber Helga; Bosetzky Titus; Glaesener Rebecca; Müller Guido; Gablé Dieckmann
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bis ich Anweisung gebe, wie mit ihr zu verfahren sei. Und hört«, er sah dem Bediensteten in die Augen, »niemand hat sie ohne meine Erlaubnis freizugeben oder anders über sie zu verfügen. Ich spreche im Namen des Grafen von Anhalt. Habt Ihr verstanden?«
    »Sie wird hier auf Euch warten«, versicherte der Mann.
    »Das hoffe ich. Gebt acht, daß sie Euch nicht entwischt – Ihr persönlich seid mir für sie verantwortlich.«
    Der Bedienstete zwinkerte verwirrt. Ihn, der er nicht einmalRitter war, persönlich für das Mädchen verantwortlich zu machen war recht ungewöhnlich. Er nickte und packte Ethlind fester.
    »Ach, und falls Herr Ludger während meiner Abwesenheit hier eintrifft: Für ihn gilt das gleiche. Ich möchte von ihm hören, was diesem Weib vorgeworfen wird, bevor weiteres entschieden wird.«
    Damit brach Thaddäus von Hildesheim nach Burg Anhalt auf.
    Auf dem Weg von Schmöckwitz nach Repgow, Juni 1223
    Ludger stand vor den Toren einer Burg und hielt einen Spieß in der Hand. Die Spitze reichte bis hinauf zum Dach des Torturmes. Er sah einen Schemen auf sich zukommen und verstellte ihm den Weg. Aus dem Dunkel schälte sich Konrad. Der Junge nahm ihm den Spieß aus der Hand, lachte leise und ließ die Waffe in einem Säckchen am Gürtel verschwinden. Sodann reichte er ihm seine Rechte und führte ihn in das Torhäuschen. Ludger wollte fragen, was Konrad vorhatte. Aber es war gar nicht Konrad. Es war Irmgard, die sich nur als Konrad verkleidet hatte. Verdutzt wollte er sie fragen, was das solle, aber da war Irmgard schon wieder hinaus. Ludger eilte ihr hinterher. Als er das Torhaus verließ, stand er nicht im Freien, sondern in einem gewundenen Gang. Gerade noch sah er Irmgard hinter einer Biegung verschwinden und setzte ihr nach. Der Gang verästelte sich. Er hatte keine Decke, nur den Himmel über sich. Seine Wände bestanden aus einem seltsamen, bröckeligen Sandstein, der ihnen den Anschein gab, als wären sie aus natürlichem Fels. Hinter Ludger erklang Waffengeklirr. Die Slawen verfolgen mich, schoß es ihm durch den Kopf. Ich muß Irmgard warnen, daß sie ihr albernes Versteckspiel aufgibt! Ohnehin reichlich unziemlich für eine Gräfin … Immer schneller rannte er, aber das Scheppern von Rüstungenund Waffen kam immer näher. Gleich bin ich verloren und Irmgard mit mir, dachte er. Er spürte den Luftzug eines Pfeiles an seinem Ohr und sah ihn vor sich in die Sandwand schlagen. Der Schaft blieb zitternd stecken. Er hetzte um die nächste Ecke – und stand in der sternenklaren Nacht. Vor ihm lag Irmgard. Sie verfolgen uns, komm rasch! wollte er rufen. Als Irmgard sich nicht rührte, beugte er sich über sie und sah in das blutverschmierte Gesicht Petrissas. Ihre Augen waren eingefallen und kreisrund.
    Ludger fuhr aus dem Schlaf. Von einem Ast schräg über ihm blickte ihn ein Uhu an. Der Vogel streckte seinen massigen Körper und flog davon. Es war nur ein Traum, dachte Ludger und wischte sich übers Gesicht. Doch die Eule war ein böses Omen. Sie konnte sich nur in der Zeit geirrt haben, es war bereits genug Böses geschehen. Petrissas zerfetztes Gesicht, dieses wunderschöne Gesicht, zerstört … das Bild wollte ihm nicht aus dem Kopf gehen.
    Am Horizont zeigte sich das erste Lichtflimmern des neuen Morgens. Ein Wächter stand reglos zwischen den Bäumen.
    Petrissa ermordet. Sie hätten sie nicht umbringen müssen. Sie hätten Ludger einfach befreien und das Weite suchen können. Herrgott, dachte er, die eine Frau, die ich begehre, ist eine Gräfin, die andere eine Heidin, und die stirbt dann auch gleich weg. Was Konrad betraf … da dachte er lieber wieder – an Petrissa. Die Erinnerung an ihre Ermordung war immer noch besser als die an die seltsame Anziehungskraft, die dieser Konrad ausstrahlte.
    Während er mit sich haderte, wurde es heller. Es war kein dramatischer Sonnenaufgang, wie es den Geschehnissen vom Vortag angemessen wäre, kein Blutrot war zu sehen, noch nicht einmal ein gelber Streif.
    »Ihr seid wach. Gut.«
    Ritter Ulrich machte seine Runde und rüttelte Mann fürMann an der Schulter. Vor Ludger blieb er in respektvollem Abstand stehen.
    »Wir sollten unverzüglich aufbrechen.« Ulrichs Augen wanderten unruhig hin und her. »Hier sind wir noch nicht sicher. Zu nahe am Spreegebiet.«
    »Ihr meint wirklich, daß sie uns verfolgen? Obwohl wir ihren Anführer getötet haben? Sind die Heiden nicht kopflos ohne ihren Häuptling?«
    »Wer versteht schon die Slawen. Zudem, ehrlich

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