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Die sieben Häupter

Die sieben Häupter

Titel: Die sieben Häupter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Belinda; Kinkel Richard; Rodik Ruben; Dübell Malachy; Wickenhäuser Mani; Hyde Tessa; Beckmann Horst; Korber Helga; Bosetzky Titus; Glaesener Rebecca; Müller Guido; Gablé Dieckmann
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so ein Gesicht. Dann nehmt ihn eben mit! Nur kann sein Pferd ja kaum noch stehen.«
    »Dann steigt er bei mir auf«, erklärte Ludger.
    »Ihr seid …« Ulrich runzelte die Stirne. »Na, Ihr seid gar nicht so dumm. Er ist immerhin leicht, und wir haben einen Mann und ein Pferd mehr. Hermann, Ihr bleibt hier und helft uns. Albrecht, du kennst den Weg nach Repgow. Führ Ludger hin. Und jetzt Beeilung!«
    Ludger war von dieser Wendung derart überrascht, daß ererst den Mund zum Protest öffnete, als Ulrich bereits auf einen der Büsche am Waldrand zusteuerte. Er zuckte mit den Achseln. Albrecht kletterte geschickt auf sein Pferd, und falls Ludger befürchtet hatte, daß der Junge eine zusätzliche Belastung für das Tier darstellen könnte, sah er sich darin getäuscht. Er war ein wahrhaftiges Fliegengewicht.
    »Es geht los«, brummte Ludger, wendete sein Pferd und setzte es in Trab. Bald darauf hörte er hinter sich erstaunte Rufe und wenig später Schreie. Der Kampf hatte begonnen. Ludger war viel zu sehr mit seinem Roß beschäftigt, um weiter darauf zu achten. Nicht nur mußte er es antreiben, zwischen seinen Armen saß Albrecht, der jetzt, wo er seine Aufgabe erfüllt hatte, wie ein nasser Sack zusammengesunken war. Ludger hoffte inständig, daß der Junge ihm auch tatsächlich den Weg nach Repgow weisen konnte, wenigstens so lange, bis sie sich in bekanntem Gebiet befanden. Hinter ihm verklangen die Kampfgeräusche in der Ferne.
    »Hier ab«, brachte Albrecht nach einer Weile hervor.
    »Junge, da ist kein Weg! Da geht’s ins Dickicht! Das ist nur ein Trampelpfad!«
    »Dahinter kommt eine Straße. Müssen die Verfolger abhängen, hat der Herr Ulrich gesagt. Biegt ab.«
    »Aber … ach je.« Ludger zuckte mit den Schultern, sandte ein Stoßgebet gen Himmel und wurde von Zweigen durchgepeitscht. Gleich darauf war es an der Zeit für einen Dank an den Herrgott. Eine einfache Lehmstraße führte in einer Kurve vom Dickicht weg. Wenn dies der einzige Berührungspunkt der beiden Wege ist, haben wir unsere Gegner vielleicht wirklich abgehängt, dachte Ludger. Falls nicht – dann können wir nur hoffen, daß die andere Straße nicht kürzer ist. Ihm blieb nichts anders übrig, als seinem Führer zu vertrauen. Allerdings konnte er sich vertrauenswürdigere Menschen vorstellen als ein zerlumptes und völlig erschöpftes Kind.
    Burg Anhalt, Juni 1223
    »Die Männer sollten inzwischen auf dem Rückweg sein«, erklärte der Vertraute des Grafen. Selbst er, der er Graf Heinrich des öfteren zu vertreten hatte, konnte sich der Aura des Thaddäus von Hildesheim nicht ganz entziehen.
    »Bruder Markus?«
    »Ist bereits wieder nach Repgow unterwegs, um Herrn Eike davon zu unterrichten.«
    »Gut. Gut.«
    Vater Thaddäus dankte dem Vertrauten und eilte durch die Backsteinburg. Abseits der täglich benutzten Räume gab es ein Zimmer, das einst einem Alchimisten zugedacht worden war. Der Alchimist war vor langer Zeit schon verstoßen, der Raum seither nicht mehr betreten worden. Die Diener der Burg trauten sich nicht hinein, und der Graf hatte ihn wohl längst vergessen. Thaddäus schlug das Kreuz und schob mit der einen Hand die Tür auf, während er mit der anderen eine Laterne hielt.
    Die Luft war abgestanden. Außer der Tür gab es nur noch zwei Öffnungen: einen Kaminabzug in der Decke, der längst mit Vogelnestern verstopft war, und ein spinnwebentrübes Oberlicht. Eine Staubschicht bedeckte den Boden. Hier und da lagen die Überreste verwester Mäuse. Entlang der Wände standen Tische, auf denen sich Tiegelchen, allerlei Werkzeug und Tongefäße stapelten. Einige grau vertrocknete Kräuter hingen neben ausgestopften Tieren von der Decke.
    Thaddäus wischte den Staub von einem Tisch mit steinerner Platte, stellte die Laterne darauf ab und ergriff ein irdenes Tiegelchen. Aus seinem Gewand holte er das Säckchen hervor und stellte es daneben, stützte sich auf seine Fäuste und starrte es eine ganze Weile lang an. Schließlich öffnete er den Knoten und die Naht, die es fest verschlossen gehalten hatte, entfernte ein Siegel, hielt den Atem an und ließ eine kleine Menge vomInhalt in das Tonschälchen rieseln. Die Beschreibung stimmte: Es war ein gräuliches Pulver, das ganz und gar nicht gefährlich aussah. Thaddäus berührte es kurz mit einem Holzspatel. Nichts geschah. Feuer sollte den Drachen wecken, soviel wußte Thaddäus. Er warf einen Blick zur Laterne. Vorsicht war geboten. Den Drachen wollte er nicht versehentlich in

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