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Die Sieben unterirdischen Könige

Die Sieben unterirdischen Könige

Titel: Die Sieben unterirdischen Könige
Autoren: Alexander Wolkow
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Unterrichts konnte der Jäger, von Doktor Boril zum König geführt, sein
ungewöhnliches Erlebnis im Labyrinth erzählen.
„Aber als wir dich fanden, war das Becken doch leer!” rief Kuoto, der
mitgekommen war, und fügte rasch hinzu: „Bitte ergebenst um Verzeihung,
Majestät, daß ich die Anstandsregeln verletzt habe.”
„Wieso leer?” fragte Ortega den Gehilfen.
„Es war kein Tropfen Wasser drin”, versicherte Kuoto. „Unmöglich!”
ereiferte sich Ortega. „Ich habe doch nicht geträumt!”
„Vielleicht! habt! Ihr! es! doch! geträumt!” sagte Doktor Robil höhnisch.
„Ihr! habt! so! fest! und! so! lange! geschlafen!”
Man rüstete eine Expedition unter der Führung des völlig
wiederhergestellten Ortega aus, die das Labyrinth untersuchen sollte. Außer
den Jägern gingen der Minister für Ackerbau und der Minister für Industrie
König Ukondas sowie die Doktoren Boril und Robil mit. Ortega staunte
nicht wenig, als man, am Becken angekommen, dieses völlig trocken vorfand.
„Wie ist das möglich?” murmelte er. „Ich kann mich ja genau erinnern, daß
der Schlaf mich übermannte, nachdem ich aus diesem Becken getrunken
hatte …”
Die Schar wollte wieder abziehen, aber da sprach Doktor Boril einen
Gedanken aus, der später das Leben im Lande der unterirdischen Erzgräber
völlig verändern sollte. Er sagte:
„Vielleicht tritt das Wasser hier hervor und verschwindet dann wieder?
Vielleicht fließt es von Zeit zu Zeit aus dem Felsen und versickert dann?”
Doktor Robil lachte über diese Vermutung, und der gekränkte Doktor Boril
schlug vor, man solle sie doch überprüfen.
„Laßt uns eine Woche hier verweilen oder zwei, oder einen Monat!” rief er.
„Vielleicht! ein! Jahr!?” fragte spöttisch Doktor Robil. „Falls das Wasser
nach einem Monat nicht da ist, gebe ich mich geschlagen”, sagte tapfer
Boril. „Dann will ich zum Zeichen meiner Niederlage auf allen vieren eine
Runde um die Stadt der sieben Könige machen!”
„Das! ist! mir! recht!” schmunzelte Robil.
Die zwei Doktoren blieben bei der verschwundenen Quelle, und damit es
ihnen nicht langweilig werde, blieben auch die beiden Minister, die die
Neugier gepackt hatte. Außerdem konnte man ja zu viert besser würfeln
(einer der Minister, ein leidenschaftlicher Spieler, trug immer Würfel bei
sich). „Und Ihre Ministerien?” fragte Ortega.
„Die kommen auch ohne uns aus”, sagte der Ackerbauminister
unbekümmert. Die Minister befahlen, man solle Bettzeug und alles Notwendige für einen längeren Aufenthalt im Labyrinth herbeischaffen, so
Proviant, Wein und Obst. Dann solle man sie alle zwei Tage besuchen und
den Vorrat ergänzen. Fünfmal kehrte Ortega in die Höhle zurück, und
jedesmal fand er alles beim alten. Das Becken war leer. Doktor Robil
hänselte seinen Kollegen Boril und riet ihm, sich rechtzeitig im Gehen auf
allen vieren zu üben, das Gesicht Borils aber wurde mit jedem Tag finsterer.
Bei der sechsten Wiederkehr bot sich Ortega und seinen Jägern ein
unerwartetes Bild: Die beiden Doktoren und die beiden Minister lagen
reglos auf dem Boden, sie atmeten nicht, und ihr Herz schlug nicht. An den
verstreuten Würfeln war zu erkennen, daß sie ein Spiel begonnen und nicht
zu Ende geführt hatten. Das Becken aber war leer. Als man die vier
Schlafenden vor die blaue Treppe brachte, sagte König Ukonda:
„Jetzt ist mir alles klar. Dieses Wasser, das so geheimnisvoll hervortritt und
wieder verschwindet, schläfert ein. Meine Minister und die beiden Doktoren
waren sehr leichtsinnig, als sie alle auf einmal vom Zauberwasser tranken.
Es bleibt uns nichts anderes übrig als abzuwarten, bis sie wieder aufwachen.
Man trage die Schlaf mützen in ihre Häuser und erstatte mir jeden Tag
Bericht über ihr Befinden!”
Der Jäger Ortega hatte zwei Wochen geschlafen. Jetzt vergingen jedoch
zwei Wochen, ein Monat und noch ein halber, ohne daß sich am Zustand der
Schlafenden etwas änderte. Ihre Körper waren warm und weich, aber ihr
Atem und der Herzschlag hatten ausgesetzt. Als erster erwachte Doktor
Boril. Das geschah am dreiundfünfzigsten Tag, nachdem er vom Wasser
getrunken hatte. Wie einst Ortega glich jetzt auch der Doktor einem
Säugling, was ein großes Unglück war. Im Unterirdischen Land gab es
nämlich nur zwei Ärzte - für einen dritten hätten sich dort keine Patienten
gefunden. Die Ärzte überlieferten ihr Wissen den Nachfahren, immer vom
Vater auf den Sohn. Aber die
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