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Die Sieben unterirdischen Könige

Die Sieben unterirdischen Könige

Titel: Die Sieben unterirdischen Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Wolkow
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plötzlich
erinnerten, daß ich die Schuld an diesem Wirrwarr trage … `
Eines Morgens wurde Lassampo, der Leiter der Bäckereien, beim Minister
für Lebensmittel des Königs Mentacho vorstellig.
„Ich habe die Ehre, Eurer Exzellenz zu melden”, sagte er mit gramvoller
Stimme, „daß das Mehl in meinem Lager nur noch für drei Wochen reicht.
Bleibt die Lieferung aus, werden wir die Brotläden und Konditoreien
schließen müssen.”
„Was schwatzen Sie von Lieferungen!” unterbrach ihn gereizt der Minister.
„Woher sollen sie kommen?”
„Ich dachte”, brummte der Beamte, „wir könnten den Handelstag vor dem
Termin abhalten …”
„Sie sind verrückt!” brüllte der Minister. „Was kommen Sie mir mit dem
Handelstag? Haben Sie vergessen, daß wir alle
Vorratsbestände bereits eingetauscht haben und noch keine neuen Waren
vorhanden sind?“_
„Was befehlen also Eure Exzellenz?” „Daß Sie sich zum Kuckuck scheren!”
Kaum hatte sich der besorgte Beamte entfernt, trat der Auf seher der Lager
ein, in denen die Milchprodukte aufbewahrt wurden.
„Exzellenz”, sagte er verstört, „Butter und Käse in meinen Kellern reichen
höchstens noch für zwei Wochen.”
„Und was soll ich tun?”
    „Vielleicht können … Eure Anweisungen …”, stotterte erschrocken der
Aufseher.
„Hier meine Anweisungen: Die Zuckerbäcker bekommen keine Butter
mehr! Die Butterausgabe an die Militärköche wird eingestellt! Den Spionen
ist die Ration überhaupt zu streichen!”
„Aber dann werden sie ja verhungern … Wer soll denn die Unzufriedenen
überwachen, gerade jetzt, da es immer mehr werden! …“
„Hm, eine schwere Aufgabe … Schön, also sollen die Spione von heute an
eine halbe Ration bekommen, damit sie sich auf den Beinen halten.
Verstanden?”
„Jawohl, Exzellenz”, erwiderte der Aufseher und zog sich, rückwärts
gehend, zur Tür zurück, die gerade vom königlichen Mundschenk
aufgestoßen wurde. Als der Minister das besorgte Gesicht des Mundschenks
sah, fiel er in Ohnmacht.
„Ihr auch?” fragte leise der Aufseher der Milchprodukte. „Ja”, flüsterte der
Mundschenk. „Der Wein reicht höchstens noch für eine Woche.”
Als der Minister nach einer Weile das Bewußtsein wiedererlangte, rannte er
sofort zu den Ministern der anderen Könige. Es erwies sich, daß die Lebensmittellage bei allen äußerst besorgniserregend war. Man beschloß, den
Großen Rat einzuberufen, doch da dies seit Jahrhunderten nicht mehr geschehen war, wußte niemand, wie man dabei vorgehen müsse. Also zog
man die alten Chroniken zu Rate. König Barbedo, der gerade regierte, gab
Rushero, dem Hüter der Zeit, das Wort. Ein paar Minuten stand dieser
schweigend da und betrachtete die Teilnehmer des Rates, deren Kleider in
allen Farben des Regenbogens schillerten. Sein Gesicht war finster.
Schließlich begann er: „Eure Majestäten, meine Herren Minister, Hofleute!
Es ist Euch bekannt, in welch schwerer Lage sich unser Land befindet,
seitdem das Schlafwasser verschwunden ist. Mit Bedauern muß ich der
hohen Versammlung mitteilen, daß die Schürfungen danach ergebnislos
geblieben sind. Die Heilige Quelle ist für immer versiegt.”
Der Redner hielt inne, um Atem zu holen. König Barbedo aber sagte:
„Ihr sprecht da von den Dingen, die jeder weiß, sagt lieber etwas Neues.”
Rushero fuhr fort: „Unser Unglück ist, daß wir zu viele Esser und viel
zuwenig Arbeiter haben. Ich habe in alten Chroniken nachgelesen, daß es
vor dem Tag der ersten Einschläferung genauso war. Auch damals konnte
das Volk die Könige und ihre Höfe nicht ernähren. Das Schlafwasser
brachte die Rettung, denn es verringerte die Zahl der Esser auf ein
Siebentel …”
„Und was schlagt Ihr jetzt vor? Alle Überzähligen zu töten?” fragte
spöttisch Minister Koriente.
„Warum töten?” entgegnete ruhig der Hüter der Zeit. „Sie können sich ja
selbst ernähren. Ein jeder unserer sieben Könige hält einen eigenen Hof mit
Ministern, Räten, Hofleuten - das sind mindestens fünfzig Personen. Sie
helfen ihrem Herrscher, den Staat im Verlaufe nur eines Monats von sieben
zu regieren, die übrigen sechs Monate aber tun sie nichts. Können wir uns
denn nicht auf einen Hof beschränken, der beim Regierungswechsel von
einem König auf den anderen übergehen würde? Dadurch bekämen wir mit
einem Schlag 300 Paar Arbeitshände, die wir auf unseren Feldern und in
unseren Fabriken so sehr brauchen …”
Der dreiste

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