Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sieben unterirdischen Könige

Die Sieben unterirdischen Könige

Titel: Die Sieben unterirdischen Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Wolkow
Vom Netzwerk:
waren also ungenießbar, und wieder erhob sich das Gespenst
des Hungers drohend vor unseren Wanderern. Fred zündete einen Span an,
und man fuhr schweigend weiter. Plötzlich blitzte etwas auf. Eben war eine
Schnecke von der Wand gerutscht und ins Wasser gefallen, und im gleichen
Augenblick hatte sie ein großer Fisch, der aus dem Wasser schnellte,
geschnappt. Auf der Oberfläche bildeten sich ein paar Kreise …
„Bin ich aber dumm!” rief Fred. „Wie lange werde ich noch wachsen
müssen, um ein richtiger Mann zu werden? Alle unsere Mißgeschicke
kommen von meiner Dummheit! Warum hab ich nicht an die Fische
gedacht?” „Aber Fred, wie willst du sie denn fangen?”
„Ha, ha, ha”, lachte Fred, „das laß meine Sorge sein!” Fred nahm aus dem
Futter seiner Mütze eine Angelschnur mit einem Haken heraus, löste dann
eine Schnecke von der feuchten Wand, schnitt ein Stück davon ab, spießte
es auf den Haken auf und warf ihn über Bord. Es verging nur kurze Zeit, da
straffte sich die Angelschnur, Fred riß sie an sich, und schon lag auf dem
Boden des Bootes ein kurzer dicker Fisch mit grauen Schuppen und
blaßrosa Flossen. Anstelle der Augen hatte er zwei kurze runde Auswüchse:
Der Fisch war blind.
„Vielleicht ist der Fisch giftig?” sagte Fred nachdenklich. „Lieber Fred, laß
mich ihn probieren!” bat Elli.
„Nein”, entgegnete Fred entschieden. „Das soll Toto tun. Ich werde ihm
aber nur ein ganz kleines Stückchen geben.”
Der Junge schlug dem zuckenden Fisch das Ruder auf den Kopf, schabte die
Schuppen ab und gab ein Stückchen dem Hund. Toto verschlang es gierig,
beleckte sich das Maul und wollte mehr.
„Nein, Freundchen, das geht nicht”, sagte Fred sanft. „Du mußt dich ein
bißchen gedulden!”
Eine Stunde verging. Toto fühlte sich gut und blickte gierig auf die Fische,
die der Junge mittlerweile gefangen hatte.
„Schade, daß wir sie nicht braten können”, sagte Elli bedauernd.
„Wir werden sie eben roh essen, aber nur stückchenweise, sonst wird uns
noch übel.”
Die Kinder aßen kleine Stückchen, aber in kurzen Abständen, und in
wenigen Stunden waren sie satt. Obwohl ihnen nicht mehr der Hungertod
drohte, wünschten sie doch sehnlichst, daß ihre unfreiwillige Reise recht
bald ein Ende nehme.
DIE GEHEIMNISVOLLE STADT
    Das Kienspanbündel wurde immer kleiner, und dann kam der Augenblick,
da das zitternde Flämmchen des letzten Spans noch einmal aufflackerte und
erlosch. Sekundenlang war noch der glimmende Kohlenrest zu sehen, dann
verschwand auch er. Fred und Elli glaubten, sich in völliger Finsternis zu
befinden, denn kein Lichtstrahl konnte ja durch die dicke Erdschicht
dringen, die sie von Himmel und Sonne trennte. Aber, o Wunder! Während
sich die Augen der Kinder langsam an die Finsternis gewöhnten, begannen
sie einiges zu unterscheiden.
„Fred, was ist das?” rief Elli freudig aus. „Oh, ich sehe meine Finger … da,
auch Toto, und dich sehe ich auch!”
„Komisch, auch ich sehe jetzt! Ich erkenne deine rote Jacke. Ich sehe, wie
du die Arme bewegst! Hurra, ich sehe!”
So unglaublich es schien - aber sie sahen wirklich. Unsere Wanderer trieben
jetzt auf einem breiten, ruhigen Fluß dahin, vor ihnen lag ein Felsvorsprung,
an dem der Strom nach rechts abbog. Die Uferfelsen und die Decke
schimmerten in einem schwachen, gleichmäßigen, unverkennbar goldigrosigen Licht. Natürlich waren jetzt weder Kienspan noch Fackel nötig.
Aber woher kam nur das Licht?
Elli sagte überzeugt:
„Fred, hier muß irgendwo das Land der unterirdischen Erzgräber liegen!”
Zum erstenmal nach dem Unglück lachte sie.
„Oh, welch ein Glück! Ich werde meinen lieben Scheuch, den Holzfäller
und den Löwen wiedersehen! …”
Fred entgegnete bedachtsam:
„Irrst du dich auch nicht? Vielleicht kommen wir in einganz anderes
unterirdisches Reich?”
„Wie viele kann es denn hier schon geben? Ich habe im Land der Erzgräber
genauso ein goldgelbes Licht gesehen, nur war es viel heller, und man
konnte darin auch ferne Gegenstände unterscheiden.”
„Na, wenn dem so ist, so sind unsere Leiden zu Ende!” rief Fred
frohlockend. „Und auch deine Prahlerei hat aufgehört”, fügte er
schmunzelnd hinzu. „Dann werde auch ich das Wunderland sehen.”
„Ja, das wohl, nur werde ich es zum drittenmal sehen und du zum
erstenmal!”
Bald kamen sie in eine riesige Grotte, deren Ende selbst in dem goldigen
Licht nicht zu erkennen war. Die Grotte war zwar sehr

Weitere Kostenlose Bücher