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Die Sieben unterirdischen Könige

Die Sieben unterirdischen Könige

Titel: Die Sieben unterirdischen Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Wolkow
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von zwei Spionen. Zweimal fuhren die Kinder
sogar mit einem Segelboot auf dem See. Ein leichter Wind trieb den Kahn
über die leicht gekräuselte Wasserfläche, und Elli und Fred hatten fast das
Gefühl, wieder in Freiheit zu sein. Aber am Segel saß ein schweigsamer
Spion mit finsterem Gesicht und am Steuer ein anderer. Die Könige
befürchteten nämlich, daß Elli und ihr Cousin auf dem gleichen Weg, den
sie gekommen waren, das unterirdische Land verlassen könnten.
Schon am zweiten Tag ihres unfreiwilligen Aufenthalts in der Stadt der
Sieben Könige erfuhren unsere Freunde, was es mit dem Schlafwasser auf
sich hatte. Der Chronist Arrigo, ein kleiner hagerer Mann in mittleren
Jahren mit klugem Gesicht und ernsten grauen Augen, erzählte ihnen die
Geschichte. Sie erfuhren, wie der königliche Jäger Ortego vor Jahrhunderten
zufällig die Quelle mit dem Zauberwasser entdeckte und wie dann der Hüter
der Zeit, Bellino, auf die Idee kam, die Könige und ihren Hof einzuschläfern
für die Zeit, in der sie nicht regierten.
„Das war gut so”, sagte Arrigo mit angenehmer Stimme. „Das Volk
brauchte nur einen königlichen Hof zu ernähren, während die sechs anderen
friedlich in den Ablagekammern schliefen und man nur darauf achtzugeben
hatte, daß die Mäuse sie nicht benagten und die Motten ihre Kleider nicht
fraßen.”
„Und was wäre geschehen, wenn die Mäuse sie benagt hätten?” fragte Elli
verschmitzt. Der Chronist schlug die Hände über dem Kopf zusammen:
„Wie könnt Ihr so etwas sagen! Sie lebten doch, es war ja nur ein
Zauberschlaf!”
Elli schwieg eine Weile. Dann fragte sie:
„Sagen Sie, verehrter Arrigo, denkt Ihr Volk nicht darüber nach, wie es die
Könige stürzen und ohne sie leben könnte?”
Arrigo wehrte entsetzt ab: „Ohne Könige leben?! Die königliche Macht
haben ja unsere Vorfahren begründet! Und außerdem haben wir ihnen die
Treue geschworen!”
Elli und Fred blickten sich an. Bei diesen Unterirdischen war die Achtung
vor den Königen noch groß, und es würde schwer sein, dies zu ändern.
Am Abend (die Zeit in der Höhle wurde nach der Sanduhr bestimmt) rief
man die Kinder in die orangefarbenen Gemächer König Barbedos.
Der König saß auf dem Thron, sein großer kahler Kopf leuchtete schwach
im Schein der phosphoreszierenden Kugeln.
„Wie seid Ihr untergebracht?” fragte er. „Wie ist das Essen? Habt Ihr
vielleicht irgendwelche Wünsche?”
„Wir haben nur einen Wunsch”, erwiderte Elli, „daß Ihr uns heimziehenlaßt.” „Das geht nicht”, sagte Barbedo, „erst wenn Ihr uns das Schlafwasser
wiedergebracht habt, können wir Euch ziehen lassen.”
„Dann schickt einen Boten zu den Oberen, damit er dem Scheuch mitteilt,
wo wir sind.”
„Das werden wir nicht tun”, lächelte der König. „Wenn die Oberen erfahren,
daß wir Euch zurückhalten, werden sie Euch befreien wollen, was große
Unannehmlichkeiten zur Folge haben würde.”
Elli und Fred blickten sich traurig an. Barbedo aber fuhr in bittendem Ton
fort: „Liebe Fee, was macht Euch schon eine kleine Zauberei aus, wo Ihr
doch so viele große vollbracht habt? Ihr seid mit dem Tötenden Häuschen
aus der oberen Welt geflogen gekommen und - krak! krak! - auf dem Kopf
der bösen Gingema niedergegangen. Ihr habt die mächtige Zauberin
Bastinda vernichtet, die Gebieterin der Zauberwölfe und der Fliegenden
Affen …” - Oh, das hat kein anderer als der garstige Ruf Bilan den Königen
hinterbracht`, dachte Elli. „Und jetzt sollen wir Euch glauben, Ihr könntet
uns das Schlafwasser nicht wiederbringen?”
Alle Worte Barbedos waren aber vergeblich, und verärgert entließ er die
Kinder. Wieder allein in ihrem Zimmer, beschloß Elli:
,Ich werde Ramina rufen, die Mäusekönigin. Sie ist eine kluge Fee, sie wird
mir einen guten Rat geben.’
Das Mädchen blies in die Silberpfeife, die ihr Ramina einst gegeben hatte.
Sie blies wieder und wieder, aber niemand erschien.
,Die Zauberkraft der Pfeife reicht wohl nicht bis in das unterirdische Land,
deshalb kann die kleine Fee im Mäusefell auch nicht zu uns kommen`, sagte
sich Elli. Jetzt wurde sie fast jeden Tag bald zu dem einen, bald zu dem
anderen König gerufen. Manchmal mußte sie zwei, drei oder sogar vier
Königen auf einmal Rede stehen. Eines Morgens wurde ihr angekündigt,
daß der Große Rat sie vernehmen werde. Diese Nachricht erfüllte sie mit
Furcht, und sie begann zu weinen.
„Hör mal, Elli”, sagte Fred, „du

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