Die Sieben unterirdischen Könige
kannst ihnen ja ein Schnippchen schlagen.
Sag ihnen, du willst es versuchen, ihren Wunsch zu erfüllen, doch könntest
du dich für den Erfolg nicht verbürgen. Schon darüber werden sie sich
gewiß freuen. Natürlich wirst du dir die Quelle ansehen müssen; du nimmst
mich und Toto mit, und dann gelingt es uns vielleicht zu fliehen.”
„Das hat sich Fred fein ausgedacht”, sagte Toto, „ich bin ganz entschieden
für seinen Plan.”
Elli trocknete sich die Tränen und sagte, das scheine kein übler Plan zu sein.
TOTOS FLUCHT
Vor der prunkvollen Versammlung der Könige und ihrer Hofleute sagte Elli
schüchtern, sie wolle versuchen, den Auftrag zu erfüllen, doch befürchte sie,
daß es mißlingen werde. Dennoch lösten Ellis Worte stürmische Begeisterung aus.
„Endlich!” „Höchste Zeit!”
„Eine so mächtige Fee sollte es nicht schaffen? Unmöglich!”
Wie betäubt verließen Elli und Fred die Versammlung. Am folgenden Tag
machte sich eine große Expedition zu der zerstörten Quelle auf. Für den
Fall, daß Elli ermüden würde, nahm man eine Sänfte mit. Die
phosphoreszierenden Kugeln auf den Hüten der Höhlenbewohner
erleuchteten den Weg. Auch Fred Cunning trug jetzt eine Kugel auf seiner
Mütze. Von Zeit zu Zeit nahm er sie ab und bestaunte die wunderbare
Leuchte. Der Chronist Arrigo, der gleichfalls der Expedition angehörte (er
sollte einen Bericht über sie schreiben), erzählte Fred, wie die leuchtenden
Kugeln hergestellt werden.
„Der Leuchtstoff wird aus dem Fell von Sechsfüßern gewonnen”, sagte
Arrigo. „Die Tiere werden geschoren, wobei sie aus Mißbehagen
schrecklich brüllen. Dann gibt man die Wolle zum Weichen in einen großen
Trog mit Wasser, und wenn sie im Dunkeln nicht mehr leuchtet, so weiß
man, daß ihr ganzer Leuchtstoff sich im Wasser aufgelöst hat.”
„Dann wird das Wasser verdampft, nicht wahr?” fragte Fred.
„Ganz richtig. Auf dem Boden und auf den Wänden des Trogs setzt sich ein
Kristallpulver ab, das wie feines Salz aussieht. Wenn man die Hände damit
einreibt, leuchten sie. Das Pulver wird mit Fischleim vermischt und auf
Hartholzkugeln aufgetragen, die dann viele Jahrhunderte lang leuchten.
Diese Kugeln stehen unter der strengen Kontrolle des Staates.”
„Das ist alles schrecklich interessant”, sagte Fred. „In eurem Land gibt es
viele wunderbare und schöne Dinge, aber das bringt euch doch keinen
Nutzen, solange die Könige über euch befehlen.”
Arrigo blickte sich um, ob kein Spion in der Nähe sei, und flüsterte Fred ins
Ohr: „Wißt Ihr, ich hab lange über Ellis Worte nachgedacht und glaube, daß
vieles, was sie gesagt hat, richtig ist …”
,Jetzt haben wir einen Bundesgenossen mehr`, dachte Fred erfreut.
Einen Teil des langen Weges legte Elli in der Sänfte zurück. In der Heiligen
Höhle konnte man erkennen, dass hier hart gearbeitet worden war: Überall
war der Boden aufgewühlt. Elli stellte sich vor das leere Becken und befahl
allen Anwesenden mit Ausnahme von Fred und Toto, sich zu entfernen,
denn ihre Beschwörungen, so erklärte sie, könnten den Bewohnern des
unterirdischen Reiches Schaden zufügen. Alle Begleiter stoben entsetzt
auseinander. Elli führte mit den Armen seltsame Bewegungen aus und
sagte: „Bei dieser Bewachung können wir nicht entkommen, aber wir haben
wenigstens die Möglichkeit, miteinander zu sprechen, ohne daß man uns
hört.”
Sie hatte nur zu recht: Am Tage waren unsere Freunde ständig von Spionen
umgeben, und nachts führte man sie in verschiedene Zimmer.
Elli fuhr fort:
„Einer von uns muß in die obere Welt fliehen. Dafür kommt natürlich nur
Toto in Frage, denn er wird nicht so streng überwacht wie wir. Ich hab mir
folgenden Plan ausgedacht. Als ich mit Arrigo unter vier Augen sprach - ich
tat es unter dem Vorwand, daß ich Einzelheiten über das Schlafwasser
erfahren müsse -, sagte er mir, daß morgen der Markttag ist, an dem die
Erzgräber mit den Käuern ihren Handel treiben. Dreihundert Mann werden
die Tauschwaren zum Handelstor tragen, und drei Schreiber werden die
Einkäufe aufschreiben. Einer dieser Schreiber wird Arrigo sein, der uns
wohlgesinnt ist…”
„Ich weiß, ich weiß”, unterbrach sie Fred, aber Elli gebot ihm durch eine
Handbewegung zu schweigen.
„Stör mich nicht bei meinen Beschwörungen! Turabo, furabo, botalo,
motalö! …”
Sie sagte es so laut, daß ihre Worte bis zum König Mentacho und seinem
Gefolge drangen, die ängstlich
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