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Die Sieben unterirdischen Könige

Die Sieben unterirdischen Könige

Titel: Die Sieben unterirdischen Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Wolkow
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Ausführung seines unvernünftigen Beschlusses abgehalten werden.
Aber wie sollte man ihn benachrichtigen? Toto konnte nicht wieder zu ihm
geschickt werden, denn nach seiner Rückkehr hatte man ihn auf Befehl
König Mentachos in einen Käfig gesperrt, der Tag und Nacht bewacht
wurde. Die Kinder dachten lange über die Lage nach, Toto war im Käfig
eingesperrt, Elli wurde noch schärfer bewacht als bisher, nur um Fred
kümmerte sich fast niemand. Würde Arrigo ihm seine Kleider geben, so
könnte Fred das Handelstor erreichen und aus der Höhle fliehen. Dann
würde er die Oberen vor der Gefahr warnen, die ihnen im Falle eines
Krieges drohte. Es vergingen mehrere Tage, ehe sich Elli die Gelegenheit
bot, mit Arrigo unter vier Augen zu reden. Nach einigem Zaudern erklärte
sich der Chronist bereit, an der Ausführung des Plans teilzunehmen, obwohl
der für ihn schlimme Folgen haben konnte, wenn jemand dahinterkam.
In den letzten Monaten war Wein in der Höhle eine Seltenheit geworden,
aber Arrigo besaß noch eine Flasche, die er sich aufgespart hatte. Nachts
ging er in das Schloß und gab dem Wachsoldaten, der vor Freds Zimmer
stand, einen Becher Wein zu trinken, in den er ein Schlafpulver getan hatte.
Fred zog Arrigos Kleider an, die ihm gut paßten, setzte einen Hut mit einer
Leuchtkugel auf, und Arrigo schminkte sein Gesicht so, daß er wie ein
unterirdischer Bewohner aussah. So konnte er ungehindert entweichen.
Freds rätselhaftes Verschwinden löste große Verwirrung aus. Der Wächter,
der erst am Morgen aufwachte und eine strenge Strafe befürchtete, schwor,
er habe die ganze Nacht vor der Tür des Gefangenen gestanden und kein
Auge zugemacht. Den Wächtern am Handelstor sagte der Junge, er sei von
König Mentacho mit einem wichtigen Auftrag in das Land der Käuer
geschickt worden. Man ließ ihn durch, da man ihn für einen Bewohner des
Unterirdischen Landes hielt. Als man später die Wächter verhörte,
verheimlichten sie aus Furcht vor Strafe die Wahrheit.
Freds Verschwinden wurde Ellis Zauberkünsten zugeschrieben, und die
Angst, die man vor ihr hatte, war jetzt noch größer. Aber auch die Aufsicht
über sie wurde derart verschärft, daß sie es fast nicht mehr ertrug. Zwei
Tanten des Königs wichen Tag und Nacht keinen Schritt von ihrer Seite,
und fast ein Dutzend Spione schlichen ständig um sie herum.
„Sollen sie nur”, lächelte Elli. „Hauptsache, Fred ist oben.”
Fred konnte es nach der geglückten Flucht nicht fassen, daß er nach so
vielen Wochen der Gefangenschaft wieder frei und dazu noch im
Wunderland war. Über ihm breitete sich, wie in der Höhle, ein Gewölbe, nur
war es nicht von goldgelben Wolken überzogen. Die dunkelblaue Himmelskuppel verlor sich in unendlicher Ferne, in der Myriaden Sterne funkelten.
Es wurde Fred schwindlig, und er hielt sich kaum noch auf den Beinen.
Süße Wohlgerüche und unbekannte Klänge umgaben ihn. Der Weg zu den
Siedlungen der Käuer führte durch einen Wald. Zu beiden Seiten standen
riesige Bäume mit großen weißrosa Blüten, die ein herbes Aroma
ausströmten. Von den Zweigen flatterten grüne, rote und blaue Papageien
auf, die dummes Zeug schwatzten. Aus dem Dickicht drangen geheimnisvolle Geräusche. Die taufrische, von Blumenduft erfüllte Luft berauschte
den Wanderer, der so lange in der dumpfen Höhle hatte leben müssen. Ein
Gefühl der Kraft und der Freude schwellte seine Brust.
„Die unterirdischen Menschen müssen wahnsinnig gewesen sein, als sie
freiwillig auf die Reize der oberen Welt verzichteten”, murmelte der Junge.
„Wüßten sie, wie schön es hier ist…”
Seitlich des Weges lag ein Dorf. Mit Wohlgefallen betrachtete Fred die
runden Häuser mit den spitzen Dächern. Er trat in den ersten Hof und
klopfte an die Tür. Ihm öffnete ein verschlafener Mann, der erschrocken
zurückwich, als er einen Menschen in bunten Kleidern mit einer
Leuchtkugel auf dem Kopf erblickte.
„Wer bist du? Was wünschst du?” fragte der Käuer.
„Ich heiße Fred Cunning und komme aus dem unterirdischen Land …”
„Wir haben mit den unterirdischen Erzgräbern erst unlängst unsere Waren
ausgetauscht, bis zum nächsten Markttag ist es noch lange.”
„Ich bin nicht deswegen hier”, entgegnete Fred. „Ich bin aus der
Gefangenschaft entflohen, aber meine Cousine Elli ist noch dort.”
„Elli, die Fee des Tötenden Häuschens?”
Der Mann war wie verwandelt, als er erfuhr, wer vor ihm stand. Stürmisch

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