Die siebte Gemeinde (German Edition)
Schreibtisch, stiefelte Richtung Hintertür und drehte sich zu Emma um. »Los, wir fahren mit dem Auto.«
Als sie im Wagen saßen, holte Elias sein Mobiltelefon hervor und tippte die Nummer von dem Zettel ab. »Ja, hier ist Elias Seydel, guten Abend. Könnten sie einen Wagen zum Parkplatz des Baumarktes in Niehl schicken? Wir würden gerne in die Innenstadt. Vielen Dank.« Er grinste Emma an, die ihn fragend ansah. »Wir werden unseren Wagen dort auf den Parkplatz fahren und in das Taxi steigen. Dann lassen wir uns in der Nähe des Domes absetzen, und wenn wir schnell genug sind und ordentlich aufpassen, sollte uns keiner folgen können.«
Emma zuckte mit den Schultern. »Wenn du meinst, mir ist alles recht, was helfen könnte.«
Das Taxi wartete bereits auf dem Parkplatz auf sie, und sie ließen sich von dem Fahrer in der Stolkgasse vor einem Hotel absetzen. Anschließend rannten sie hinter dem Hotel in eine Seitengasse und warten in eine Ecke gedrückt, ob sich etwas tat. Nach einigen Minuten entschieden sie, dass ihnen niemand gefolgt war, getrauten sich vorsichtig aus ihrem Versteck und marschierten Richtung Dom, der nur noch wenige Meter entfernt lag. An einem Schnellrestaurant stürmten sie über die Kreuzung, ohne auf die Ampelanlage zu achten und schoben sich durch den Seiteneingang ins Parkhaus. Sie bogen auf die Parkebene ein und blieben vor der Brüstung stehen. Nun konnte man auf die alte Stadtmauer blicken.
»Sollen wir von hier aus da rüberspringen?«, fragte Emma.
»Nein, zu gefährlich. Am besten wir gehen nach unten in die zweite Ebene und sehen uns die Sache von dort aus an«, antwortete Elias. »Da hinten ist eine Tür, siehst du die? Dort versuchen wir unser Glück.«
Sie begaben sich in die zweite Ebene und standen unmittelbar vor der Mauer. Das Teilstück war etwa sechs Meter lang und drei Meter hoch. Elias stellte seinen Rucksack ab und kletterte mit drei flinken Sprüngen an einem Vorsprung nach oben, um in das Anno-Loch zu schauen.
»Was machst du denn da?«, rief Emma entsetzt. »Siehst du nicht die Kamera dort oben an der Decke.«
Elias sprang die zwei Meter zurück auf den Boden. »Wer soll uns denn um diese Zeit schon beobachten? Hier könnte man jemanden überfallen, ohne dass es die Wächter interessieren würde.« Er deutete nach oben zu dem vergitterten Anno-Loch. »Ich denke, das wird schwierig werden. Ich weiß nicht, ob wir dort sehr weit kommen.« Er lief auf die Seite der Mauer zu einem Stahlgittertor, welches den Zugang hinter die Mauer versperrte, rüttelte an dem Tor, und zu seiner Überraschung ließ es sich öffnen. Er warf Emma einen erstaunten Blick zu, schielte kurz zur Kamera, griff sich seinen Rucksack und betrat den abgesperrten Bereich. Emma folgte ihm eilends, nicht ohne ebenfalls prüfend über ihre Schulter zu blicken. Hinter der Mauer waren sie nun für niemanden sichtbar. Weder konnte die Kamera sie erfassen noch war es möglich von der gegenüberliegenden Balustrade, auf sie hinabzuschauen.
Emma zuckte mit den Schultern und klopfte mit der flachen Hand gegen die Mauer. »Und nun?«
Elias stellte seinen Rucksack ab und ging auf die Knie. »Ich wollte mir dieses Gitter hier am Boden anschauen.« Er zog an den verrosteten Stäben, grinste Emma an und schob es dann langsam auf.
Emma pfiff bewundernd und kniete sich neben ihn. »Kommt man da hinein? Sieht ganz schön flach aus.«
»Na ja, sagen wir, einen dicken Hintern darf man nicht haben.« Elias zückte eine Taschenlampe und leuchtete in den Schacht. »Das sieht gut aus, Emma.« Er kroch ein Stück hinein. »An den Wänden sind Schleifspuren, und der Boden ist kaum staubig. Hier ist auf jeden Fall vor kurzem einer drinnen gewesen.«
»Elias, ich weiß nicht recht«, schüttelte sie ihren Kopf. »Ich dachte, wir seilen uns von dort oben ab, aber nun willst du hier unten durchkrabbeln?«
Elias rutschte wieder zurück und hob seinen Kopf. »Hier unten rein oder gar nicht. Die Option von oben gibt es nicht.«
Emma nickte. »Na gut, dann eben hier unten.«
Elias schob den Rucksack vor sich in den Tunnel hinein. »Zieh das Gitter hinter dir zu«, sagte er und schlängelte sich Stück für Stück voran, bis seine Füße verschwunden waren.
Emma konnte sich einen Seufzer nicht verkneifen, und folgte ihm widerwillig. Das Gitter zog sie mit einer eleganten Fußbewegung hinter sich zu. In dem schmalen Tunnel war ein Krabbeln auf Knien nicht möglich, sodass sie sich bäuchlings wie ein Lurch hindurchwinden
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